Stadtwerke-Chef Panagiotis Memetzidis will die geschlossene Bönningstedter Schule in Quickborn neu aufbauen

Bönningstedt/Quickborn. Fast unbemerkt hat die Finanzkrise um das hoch verschuldete Griechenland auch den Kreis Pinneberg erreicht. Die griechische Schule in Bönningstedt, die seit mehr als drei Jahrzehnten Kinder griechischer Einwanderer in Sprache, Geschichte und Kultur unterrichtet hat, ist geschlossen worden. Ende 2011 kam der Lehrer nicht mehr aus dem Urlaub zurück, berichtet Panagiotis Missias. Er arbeitet als Hausmeister in einem Altenheim. Seine Söhne Ioannis, 19, und Vassilios, 13, hatten ein- bis zweimal wöchentlich Unterricht an der Schule.

Auch er selbst sei damals, als er vor 38 Jahren mit seinen Eltern aus Griechenland nach Bönningstedt übersiedelte, auf diese griechische Schule gegangen. Dass die nun geschlossen ist, bedauert er sehr, sagt Missias. "Damit die hier in Deutschland aufwachsenden Kinder die griechische Sprache lernen, ist dieser Unterricht enorm wichtig." Auch sein ältester Sohn Ioannis, der später das griechische Gymnasium in Norderstedt besuchte, hält es für falsch, dass der Griechisch-Unterricht in Bönningstedt aufgegeben wurde. "Als Kind hatte ich zwar erst keine Lust, am Nachmittag zur Schule zu gehen. Aber es hat viel Spaß gemacht. Und man hat seine Freunde getroffen."

Beistand erhält die Familie von Nikolaus Vidakis, der vor 40 Jahren als Gastarbeiter nach Bönningstedt kam und jetzt das griechisch-deutsche Freundschaftshaus leitet. Er sagt: "Die Schule ist wichtig, damit die griechische Kultur an die nächsten Generationen weitergegeben wird."

Im Freundschaftshaus an der Bahnhofstraße treffen sich die 40 Familien, die heute noch in Bönningstedt leben. Einst lebten in der Gemeinde am Hamburger Ortsrand sogar 150 griechische Familien, erinnert sich Missias. Doch dann ging die Rugenbergener Mühle, bei der die meisten von ihnen arbeiteten, in die Insolvenz. Nun ist es gar der griechische Staat, der von der Pleite bedroht ist.

"Die Krise trifft immer den kleinen Mann", sagt Missias. Dabei trage die Politik in Griechenland die Verantwortung für diesen Niedergang. "Wenn die Politiker sich die Taschen voll stopfen, ist es kein Wunder, wenn das ganze Land den Bach runtergeht."

Hoffnung macht den griechischen Landsleuten jetzt der Leiter der Quickborner Stadtwerke, Panagiotis Memetzidis. Er kündigt an, dass er nun um Unterstützung wirbt, eine griechische Schule in Quickborn einzurichten, wo die Kinder wieder die Sprache, Kultur und Geschichte ihrer Vorfahren erlernen könnten. Ein solcher Unterricht müsste sich doch mit vereinten Kräften und privaten Geldgebern finanzieren lassen, ist Memetzidis überzeugt. "Für die deutsch-griechische Freundschaft wäre das so wichtig."

Memetzidis, der seit 22 Jahren in Deutschland lebt und beide Staatsbürgerschaften besitzt, hat hier Karriere gemacht. Er hat in Griechenland Verfahrenstechnik studiert und an der TU Harburg in Umwelttechnik habilitiert. Für die Schleswag in Rendsburg und die Stadtwerke in Norderstedt hat er gearbeitet. Seit einem Jahr ist er der Chef der Quickborner Stadtwerke. In seinem Herzen sei er Grieche und Deutscher, sagt Memetzidis - ähnlich wie Missias, der sagt, dass er auf Deutsch träume, da er schon solange hier lebe. Die aktuelle Krise dürfe die "tiefe Freundschaft zwischen Deutschland und Griechenland nicht gefährden", appelliert Memetzidis. Die Millionen Deutsche, die jedes Jahr Urlaub auf der Peloponnesischen Halbinsel machten und dort von den gastfreundlichen Griechen herzlich empfangen und bewirtet werden, hätten eine jahrzehntelange Völkerverständigung bewirkt. "Das darf jetzt nicht verloren gehen."

Bei allen Vorwürfen dürfe nicht vergessen werden, dass eine Minderheit von vielleicht zehn Prozent der Politiker, Beamten und Wirtschaftsleute diese Finanzkrise verschuldet hätten. Der kleine Mann sei es, der nun jene Suppe auslöffeln müsse, die andere ihm eingebrockt hätten. Allein der Sparkurs reiche aber nicht, um Griechenland wieder nach vorne zu bringen, ist Memetzidis überzeugt. "Wir brauchen einen Marshall-Plan für Griechenland." Ebenso wie Nachkriegsdeutschland mit Wirtschaftshilfe aus den USA wieder aufgepäppelt wurde, sollten die reichen EU-Länder mit Aufträgen und Investitionen dem südosteuropäischen Staat unter die Arme greifen. "Man muss immer die menschliche Seite hinter diesen Maßnahmen sehen. Es sind immer Menschen und einfache Leute, die davon betroffen sind."

Wer Memetzidis beim Neuanfang für die griechische Schule helfen möchte, kann sich unter Telefon 04106/6160 oder per E-Mail an pmemetzidis@stwq.de an ihn wenden.