Zahl der Taschendiebstähle im Kreis Pinneberg steigt um 65 Prozent. Vor allem ältere Menschen werden oftmals beim Einkaufen zu Opfern.

Kreis Pinneberg. Die Zahl der Straftaten lag 2011 im Kreis Pinneberg auf dem niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Bei der Aufklärungsquote ist es umgekehrt: Im vorigen Jahr wurden im Kreisgebiet so viele Straftaten aufklärt wie seit zehn Jahren nicht mehr. Kein Wunder also, dass Kripo-Chef Ingo Minnerop und Heinz Parchmann, Leiter der Polizeidirektion Bad Segeberg, bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2011 gestern zufrieden Bilanz zogen: "Der Kreis hebt sich positiv von anderen einwohnerstarken Bereichen in Schleswig-Holstein ab."

Laut der Landesbilanz ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, in den bevölkerungsreichsten Bereichen am größten. Auf Landesebene kommen, statistisch gesehen, auf 100 000 Einwohner 7751 Straftaten. Der Kreis Pinneberg liegt mit einem Wert von 7104 Straftaten auf 100 000 Einwohner deutlich unterhalb des Landesdurchschnitts. Was die großen Städte im Kreis betrifft, liegen Elmshorn (10 439), Uetersen (8622), Quickborn (8504) und Pinneberg (8361) über dem Landeswert, Schenefeld (7392), Wedel (7260), Tornesch (6949), Halstenbek (5641) und Rellingen (4090) darunter.

Insgesamt wurden 2011 im Kreis Pinneberg 21 559 Straftaten aktenkundig (minus 345 oder 1,6 Prozent). Bereits von 2009 auf 2010 war die Zahl der Straftaten um 4,5 Prozent zurückgegangen. Die Aufklärungsquote lag 2011 bei 47,7 Prozent und stieg damit um 0,6 Prozentpunkte an. "Wir liegen immer noch unter dem Landesdurchschnitt von 48,2 Prozent, was die aufgeklärten Taten betrifft, aber wir haben uns ihm weiter angenähert", sagt Minnerop.

Seine Mitarbeiter nahmen voriges Jahr 7929 Tatverdächtige fest. 45,9 Prozent von ihnen waren bereits vorher mit dem Gesetz in Konflikt geraten. 18,5 Prozent der ermittelten Täter standen unter Alkohol-, 7,6 Prozent unter Drogeneinfluss. Beide Werte sind leicht rückläufig. 25,9 Prozent der Tatverdächtigen sind unter 21 Jahren. Damit bleibt das Thema Jugendkriminalität ein Sorgenkind. Insbesondere bei Delikten wie Sachbeschädigung, Raub, Diebstahl sowie Körperverletzung sind die Täter häufig Jugendliche oder Heranwachsende.

+++ Kriminalitätsentwicklung 2011 +++

77,5 Prozent der Täter sind männlich, die Frauen bilden mit 22,5 Prozent deutlich die Minderheit. 80 Prozent der Täter handeln allein, laut der Statistik stammen drei von vier Tatverdächtigen aus dem Kreisgebiet. Lediglich 13 Prozent der Kriminellen reisen aus Hamburg an. 56 Prozent der ermittelten Täter werden in ihrem Wohnort kriminell.

Den höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität haben mit 41,9 Prozent die Diebstahlsdelikte. Mit 9033 derartigen Taten mussten sich die Ermittler 2011 befassen, im Jahr zuvor waren es 8794 Fälle. Dabei fällt auf, dass die Zahl der Ladendiebstähle um 13 Prozent auf 1019 Fälle zugenommen hat. Besonders alarmierend ist der Anstieg um 65 Prozent bei den Taschendiebstählen, hier wurden 302 Fälle aktenkundig. "Es häufen sich die Taten in Supermärkten, hier werden insbesondere ältere Menschen zu Opfern", sagt Minnerop. Es seien zum Teil organisierte Banden gezielt in Einkaufsmärkten aktiv, um Handtaschen, die an den Einkaufswagen hängen, auszuräumen.

+++ Zahl der Straftaten in Hamburg ist gestiegen +++

Auch die Autoaufbrüche haben um zehn Prozent zugenommen. In 1021 Fällen haben sich die Täter gewaltsam Zugang zu Fahrzeugen verschafft, um offen herumliegende Wertgegenstände oder Elektronikartikel zu entwenden. "Häufig sind hochwertige Autos der Marken BMW, Mercedes oder Audi betroffen. Die Täter erkennen an der Halterung, dass die Fahrzeuge über ein Navigationsgerät verfügen und vermuten dieses im Handschuhfach", sagt der Kripo-Chef. Die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle blieb mit 1000 Fällen im Vergleich mit dem Vorjahr nahezu konstant. Erfreulich: Hier konnte die Aufklärungsquote von 16,4 auf 22,3 Prozent gesteigert werden.

Die Ermittler mussten sich mit zwei Mordversuchen, drei Totschlagsdelikten, zwei Tötungsdelikten auf Verlangen sowie einer fahrlässigen Tötung befassen. Es kam zu 1575 einfachen Körperverletzungen (plus acht Fälle) sowie 484 gefährlichen Körperverletzungen (minus 92). Zurückgegangen sind auch die Anzeigen wegen Stalkings - von 102 Fällen im Jahr 2010 auf 87 im Jahr 2011. 187 Raubtaten wurden angezeigt, das sind neun weniger als im Vorjahr. In 60 Fällen kam es zu einem Straßenraub. Die Zahl der Sexualdelikte ist um 37 auf 138 Fälle zurückgegangen. Hier liegt die Aufklärungsquote bei 75,4 Prozent. Die Betrugstaten sind mit 2936 Delikten (minus 24) leicht rückläufig. Auch die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz haben mit 721 Fällen (minus 152) abgenommen.