Politiker und Lehrer streiten im Vorfeld der Landtagswahl über Regional- und Gemeinschaftsschulen

Kreis Pinneberg/Kiel. Der Wahlkampf bringt erneut die unterschiedlichen Positionen der Parteien zur Schulpolitik auf die Agenda. Die SPD strebt mittelfristig ein zweigliedriges Schulsystem mit Gymnasien und Gemeinschaftsschulen an. Die CDU will die Regionalschulen erhalten und mahnt den Schulfrieden an.

Den Fachleuten erscheint diese Diskussion eher akademisch zu sein. "Die Eltern wählen für ihre Kinder vornehmlich jene Schulformen, die eine Oberstufe bieten, also Gymnasien und Gemeinschaftsschulen", sagt Schulrat Michael Doppke. Er betont: "Unser Eindruck ist, alle Schulen im Kreis Pinneberg machen einen richtig guten Job. Sie haben erkannt, dass das Entscheidende nicht ist, was drauf steht, sondern was drin steckt."

Der Elternwille zeigt, dass bei den Schulen ohne eigene Oberstufe die Gemeinschafts- den Regionalschulen vorgezogen werden. Kreisweit gibt es zurzeit neun Regionalschulen mit 4932 Schülern und fünf Regionalschulen mit 3390 Schülern. Nach den Sommerferien wird sich dieses Verhältnis mit vier zu zehn weiter verschieben, wenn die Regionalschule Wedel mit 572 Schülern auch Gemeinschaftsschule wird.

Schulrat Doppke versichert: "Die Regionalschulen werden grundsätzlich nicht schlechter angewählt als die Gemeinschaftsschulen." Manche hätten ein Imageproblem, weil in den Augen der Eltern eine ehemalige Realschule im Vergleich zu einer ehemaligen Hauptschule, wie dies in Elmshorn der Fall sei, besser da stünde. Aber dieser Eindruck sei falsch.

Manche Regionalschulen arbeiteten schon heute so, wie es eine gute Gemeinschaftsschule tun sollte, sagt Doppke mit Verweis auf die Comeniusschule in Quickborn. Dort werden die Kinder bis zur siebten Klasse im Klassenverband gelassen und nach unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden unterrichtet, erläutert Schulleiter Andreas Kelber. Die Aufteilung in Haupt- und Realschule erfolgt erst in Klasse acht.

Letztlich hielte es Kelber "für vernünftig und sinnvoll, wenn man die Regional- und Gemeinschaftsschulen zusammenführt. Dann hätten die Eltern einen besseren Überblick." Dann sollte aber das Beste beider Schulformen erhalten bleiben. Dazu gehört die Entscheidungsfreiheit, wann die Differenzierung der Schularten vollzogen wird. Die Wahlpflichtkurse, die Siebtklässlern vier Jahre auf ein Thema festlegten, müssten Kelber zufolge dringend reformiert werden..

Pinnebergs SPD-Kandidat Kai Vogel, Konrektor an der Gemeinschaftsschule Tornesch, sagt, es sei wichtig dass kein Schul-Standort geschlossen werde. Darum müsste im Einklang mit den Eltern die Gemeinschaftsschule gestärkt werden. Mittelfristig würde dies auf Zweigliedrigkeit hinauslaufen. CDU-Kandidatin Natalina Boenigk spricht sich dagegen aus. "Wir wollen am Schulsystem nicht rütteln." In vielen Orten hätten sich Eltern und Lehrer für Regionalschulen ausgesprochen, die nun erhalten werden müssten. Schulrat Doppke fordert, dass Ruhe in die Schulpolitik einkehrt. Die Strukturdebatte sollte ein Ende haben. "Wichtig ist nicht, welches Etikett auf der Flasche klebt, sondern welcher Wein drin ist."