Gudrun Kipp hat den Pinneberger Frauentreff mit aufgebaut

"Der 8. März erinnert daran, wie schwer es Frauen früher hatten. Seit 1911 kämpfen Frauen um Gleichberechtigung. Erreicht haben wir sie immer noch nicht. Ich selbst sehe mich als Teil der 80er-Jahre-Frauenbewegung. Politisch aktiv war ich schon durch die 68-er. In der Politik, die durch Männergeklüngel bestimmt war, hatten Frauen aber nicht viel zu melden. Es machte mehr Sinn, sich mit anderen Frauen für Frauen einzusetzen. Wir haben für die erste Gleichstellungsbeauftragtenstelle kreisweit gekämpft, das Frauenhaus und später den Frauentreff in Pinneberg aufgebaut. Mein Mann hat mich dabei immer unterstützt. Auch als ich mit 34 und zwei Kindern Soziologie studieren wollte. Wir haben uns beide um Kinder und Haushalt gekümmert.

Von der Politik wünsche ich mir mehr Unterstützung. Es ist traurig, dass wir eine Frauenministerin haben, die nicht die Quote einführen will für Frauen in Führungspositionen. Dass sich nun Journalistinnen zusammengeschlossen haben und eine Frauenquote von 30 Prozent in den Chefredaktionen fordern, finde ich großartig.

Bis Mitte der 70-er mussten Frauen ihre Männer fragen, ob sie berufstätig sein durften. Frauen sind heute viel selbstbestimmter, haben es aber immer noch schwer. Sie wollen Kind, Haushalt und Job unter einen Hut bekommen. Oft kann der Mann nicht so freinehmen, wie er gern möchte, weil Firmen keine Rücksicht nehmen. So sind es oft die Frauen, die in Teilzeit oder in 400-Euro-Jobs arbeiten und im Alter von Armut betroffen sind.

In Skandinavien ist die Gleichberechtigung gesellschaftlich stärker verankert. Frauen müssen für sich selber sorgen können, um nicht in Abhängigkeit zu geraten. Ehe ist keine Garantie für eine lebenslange Versorgung. Im Frauentreff erlebe ich, dass gerade gut situierte Männer versuchen, nach der Scheidung zu tricksen und keinen Unterhalt zahlen. Oft werden wir mit häuslicher Gewalt konfrontiert."