Ann-Sophie Kruse geht in die 10. Klasse aufs Gymnasium

"In der Schule sagen wir den Jungs, sie müssten besonders nett sein, weil Frauentag ist. Aber das ist eher als Scherz gemeint. Ich nehme den Frauentag schon wahr, begehe ihn bloß nicht auf besondere Weise. Als Mädchen werde ich nicht schlechter behandelt als meine männlichen Mitschüler. Das Gegenteil ist der Fall: In der Schule gibt es einige Lehrer, die Mädchen bevorzugen. Jungs werden schneller zur Ordnung gerufen oder für die gleiche Leistung schlechter benotet. Das finden die Jungs dann natürlich ungerecht.

Wenn ich erwachsen bin, möchte ich gern Familie und Beruf unter einen Hut bringen, so wie meine Mutter es geschafft hat. Zwei bis drei Kinder wären schön. Ich kann mir vorstellen, auch in der ersten Zeit für zwei oder drei Jahre zu Hause zu bleiben, um mich um den Nachwuchs zu kümmern.

Dann will ich allerdings auch wieder in meinen Job - als Journalistin oder Kriminalpolizistin - zurück, wenn auch erst einmal in Teilzeit. Nur Hausfrau und Mutter zu sein, das wäre mir zu langweilig. Bevor ich eine Familie gründe, möchte ich Vollzeit arbeiten und beruflich Erfolge erzielen. Ich glaube, dass Frauen auch in traditionellen Männerberufen punkten können, wenn sie sich auf ihre Stärken besinnen. Bei der Kriminalpolizei kann zum Beispiel weibliches Einfühlungsvermögen von Vorteil sein. Ich sehe aber auch Grenzen in der Berufswahl. Frauen haben es auf dem Bau sicherlich schwerer, weil sie den Männern körperlich unterlegen sind. Ich würde schon versuchen, dass ich kleinere handwerkliche Dinge, selbst hinbekomme. Meine Mutter kann zum Beispiel tapezieren, streichen oder einen Nagel in die Wand hauen. Das finde ich gut.

Natürlich weiß ich, wer Alice Schwarzer ist und dass sie und ihre Mitstreiterinnen viel für die Emanzipation getan haben. Auch wenn sie nicht unbedingt meine Vorbilder sind, weiß ich durchaus zu schätzen, was sie für die Frauen getan haben."