Die Stadt Norderstedt verteilt bald Hundekotbeutel mit Aufdruck gegen Rechtsextremismus. Im Kreis Pinneberg bleiben viele Politiker skeptisch.

Kreis Pinneberg. In Norderstedt können Hundebesitzer demnächst der Umwelt etwas Gutes tun und das Ganze zugleich noch mit einer demokratischen Aussage verknüpfen. Sie müssen nur die Hinterlassenschaften ihres Hundes ordnungsgemäß entsorgen. Zu diesem Zweck verteilt die Stadtverwaltung künftig kostenlos braune Plastikkotbeutel mit einem doppeldeutigen Aufdruck. "Das Braune muss weg!" prangt in dicken Lettern auf der Abfallfolie. Darunter steht: "Ausländerfeindlichkeit und braunes Gedankengut dürfen keinen Platz haben. Weder in den Köpfen noch auf der Straße. Wir engagieren uns für ein Straßenbild ohne Nazis und erteilen Rechtsextremismus eine klare Abfuhr".

Diese Neuerung haben Norderstedts Kommunalpolitiker vor wenigen Tagen mit den Stimmen der Linken, der Grün-Alternativen Liste und der SPD gegen die Vertreter der CDU beschlossen. Die Christdemokraten störten sich an der politischen Aufschrift auf Kotbeuteln. Wäre so eine Aktion auch eine Anregung für die Städte und Großgemeinden im Kreis Pinneberg? Wir haben uns unter den Vorsitzenden der jeweiligen Mehrheitsfraktionen umgehört. Die Meinungen sind geteilt.

"Wir haben mit Rechtsextremismus kein Problem in Wedel", sagt Michael Kissig, CDU-Fraktionschef der Rolandstadt. "Ich würde mich zwar nicht gegen eine solche Initiative aussprechen, sie aber auch nicht politisch anschieben. Man soll ja keine schlafenden Hunde wecken."

Die Halstenbeker CDU-Fraktionsvorsitzende Kirsten Sajitz kann sich mit der Idee, eine politische Botschaft mit der Kotentsorgung zu verquicken, nicht anfreunden: "Meine beiden Dackel haben nichts mit Rechtsextremismus zu tun. Das Thema muss anders aufgearbeitet werden." Damit liegt sie mit den CDU-Fraktionschefs aus Quickborn, Uwe Schönborn, und Tornesch, Christopher Radon, auf einer Linie.

Mehr Begeisterung für das Thema kommt aus der SPD. "Das ist eine Botschaft, die ich grundsätzlich unterstütze. Jede Gelegenheit, etwas gegen rechts zu unternehmen, ist eine gute Gelegenheit", sagt Beate Raudies, Vorsitzende der Elmshorner SPD-Fraktion und Landtagskandidatin ihrer Partei. Ihr Uetersener Amtskollege und Parteifreund Ingo Struve zweifelt allerdings wie die Tornescher SPD-Fraktionschefin Verena Fischer-Neumann an der Effizienz der Maßnahme.

Sehr aufgeschlossen reagiert Ingrid Pöhland, stellvertretende Vorsitzende der Schenefelder SPD-Fraktion. "Warum soll man eine gute Idee nicht aufgreifen?" Sie werde sich die Unterlagen aus Norderstedt besorgen und diese mit der Fraktion durchsprechen. Allerdings sagt sie auch: "Wer weiß, ob eine solch provokative Aufschrift nicht dazu führt, diese Gedanken zu wecken?"

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