Edeka plant an der Friedrich-Ebert-Straße in Pinneberg Neubau für sieben Millionen Euro. Dafür muss eine Kita weichen

Pinneberg. Das Leuchtturmprojekt für die Pinneberger Innenstadt nimmt Formen an. Der Pinneberger Kaufmann Jörg Meyer konkretisiert seine Pläne, auf dem von ihm gekauften ehemaligen Sparkassen-Areal, Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Bismarckstraße, einen neuen, großflächigen Edeka-Frische-Markt zu bauen. Bislang war von einen Investitionsvolumen von mehr als sieben Millionen Euro die Rede. "Wir werden den Pinnebergern dort etwas Ordentliches hinstellen", sagt Meyer im Gespräch mit dem Abendblatt. Seine Familie betreibt in Pinneberg bereits zwei Märkte am Lindenplatz und an der Saarlandstraße.

Der Leuchtturm wirft aber auch Schatten. Die Kindertagesstätte des Deutschen Kinderschutzbundes, die seit vielen Jahren ihre Heimat auf dem hinteren Teil des Sparkassengeländes hat, muss schließen. Das ältere Backsteingebäude der Kita muss dem Großparkplatz des neuen Supermarktes weichen. Viele Eltern wissen nicht, wo sie ihre Kinder ab dem Sommer unterbringen sollen, die vier Mitarbeiterinnen haben ihre Kündigung erhalten. "Wir hoffen noch auf ein Wunder", sagt Kita-Leiterin Elsbeth Wöbcke-Otto zur schier aussichtslosen Suche nach einem neuen Standort.

+++ Pinneberger Insel-Lösung +++

Jörg Meyer hatte dem Kinderschutzbund eine Ausweichlösung angeboten. Demnach hätten die 30 Kinder und ihre Betreuerinnen im ersten Stock des Neubaus einziehen können. "Aber das passte leider nicht in die Konzeption des Kindergartens", sagt Meyer. Elsbeth Wöbcke-Otto bestätigt, dass zum pädagogischen Konzept das Spielen auf dem Außengelände gehöre. Bis dato haben die Kinder ein abgeschiedenes, kleines Paradies am Ufer der Pinnau. Während das betagte Häuschen und der Spielplatz am Fluss abgerissen wird, werden Teile des früher von der Sparkasse genutzten Gebäudekomplexes stehen bleiben. Wie Meyer weiter erläutert, bleibt auch die Tiefgarage mit 30 Stellplätzen erhalten. Dazu kommen 150 ebenerdige Parkplätze.

In den Stockwerken über der bis zu 3000 Quadratmeter großen Supermarktfläche sollen unter anderem Büroflächen und Arztpraxen entstehen. Ein Highlight des Neubaus verspricht die Dachterrasse zu werden, die auch für Gastronomie genutzt werden soll. "Wir sind in Verhandlungen mit namhaften Unternehmen", sagt Meyer. Ein Besonderheit wird die Kunden in Zukunft ebenfalls im Kellergeschoss erwarten: Meyer will den früheren Tresorraum erhalten, um dort eine Weinabteilung einzubauen.

Der Marktplatz soll mit einer Fußgängerbrücke an das neue Einkaufszentrum angeschlossen werden. Nachdem die Stadt sich nach mehrjährigen Planungen im Herbst von der "Großen Innenstadtvariante" inklusive einer Verlegung der Friedrich-Ebert-Straße verabschiedet hatte, war klar, dass der neue Meyersche Markt eine "Insel" nördlich der Hauptstraße bleibt. Der Fortgang der Umgestaltung der Gebiete südlich der Straße verlaufen derzeit laut Bauamtschef Klaus Stieghorst "mit gebremsten Schaum".

Stieghorst macht mit Blick auf den neuen Markt die Verkehrsproblematik Sorgen. Die Straße durch die Innenstadt sei mit täglich 26 000 Autos bereits stark belastet. Was den Zeitplan angeht, so könnte laut Stieghorst bis Ende 2012 eine Baugenehmigung für den SB-Markt de luxe vorliegen.

Jörg Meyer, der bislang immer von einem Baubeginn im Frühling 2013 gesprochen hatte, will sich nicht unter Zeitdruck setzen. "Weil Pinneberg uns am Herzen liegt, werden wir nichts übers Knie brechen", sagt der Kaufmann. Fest steht, dass die Familie Meyer den Standort am Lindenplatz aufgeben wird. "Da sind wir definitiv raus", sagt Meyer über den Laden, dessen Mietvertrag 2014 ausläuft.

Während sich der Investor also seine Zeit nehmen will, läuft diese für die Erzieherinnen der Kita und die Eltern davon. "Für mich bedeutet dass, dass ich entweder ab Sommer nicht mehr arbeiten kann. Oder aber viel mehr arbeiten muss, um eine Tagesmutter zu bezahlen", sagte Mutter Melanie Strunk. Die Pinnebergerin befürchtet, dass es Probleme geben wird, selbst wenn woanders Plätze für die 30 Kinder gefunden werden. "Das Konzept ist doch ganz anders. Und die Kindergartenfreundschaften werden zerrissen."

Die Stadt will versuchen, den Eltern zu helfen, wie Traudchen Perrefort, Leiterin des Fachbereichs für Schulen und Kindergärten, sagt. "Wir möchten eine Übergangslösung finden, bis sich vielleicht ein neuer Träger findet, der die Elementarplätze komplett übernimmt", sagt Perrefort.