Nach einem schweren Ski-Unfall in Kanada plant die Pinneberger Künstlerin Gisela Meyer-Hahn ein großes Farb- und Klang-Event.

Pinneberg. Sie bescherte den Menschen in der Region viele Male Impressionen in den schillerndsten Farben - und erlebte vor fast genau einem Jahr ihren dunkelsten Augenblick. Die bekannte Pinneberger Künstlerin Gisela Meyer-Hahn, 59, war bei einem Skiunfall in Kanada schwer verletzt worden, Schulter und Ellbogen waren zertrümmert, und nach einer Reihe von Operationen drohten eine dauerhafte Schwerbehinderung und Bewegungsunfähigkeit. Buchstäblich zentimeterweise, gemessen an der Wiederbeweglichkeit ihres rechten Arms, kämpft sich Gisela Meyer-Hahn ins Leben zurück. Als Mensch und als Künstlerin.

"Die Farbe war weg", sagt sie über die erste Phase im Krankenhaus. Dabei ist sie Zeit ihres künstlerischen Lebens den Phänomenen Farbe und Licht und deren Auswirkungen auf die Sinneswahrnehmung auf der Spur. Die 59-Jährige spricht von einem totalen knock-out. "Dann kam alles wieder, erst die Formen, dann die Farben." Der Blick auf einen von ihr getragenen Ringelpulli im Krankenhausspiegel brachte die Wende im Denken.

Inzwischen steckt die Pinnebergerin mitten in den Vorbereitungen für ihr erstes großes Projekt nach dem Unfall: Am 19. Mai wird sie während einer Nacht der Offenen Kirchen gleich zehn Gotteshäuser im bayrischen Regensburg mit Licht und Klang erfüllen und die Kirchen auf diese Weise buchstäblich in ein anderes Licht rücken.

Anders als früher, als Gisela Meyer-Hahn häufig eine One-woman-Show, also eine künstlerische Einzelkämpferin war, wird die Pinnebergerin beim Projekt "Jetzt!" in Regensburg die Gesamtleitung haben, aber nicht mehr selbst die Lichtkunst installieren und am Mischpult stehen. "Was habe ich in meinem Leben an Scheinwerfern geschleppt", sagt die Künstlerin. Das geht jetzt schlicht nicht mehr.

Wie überhaupt eigenhändige gestalterische Arbeit bis dato kaum möglich ist. "Das dauert alles unendlich lange", sagt Gisela Meyer-Hahn zum Beispiel über das Zuschneiden kleiner Stoffsegmente in ihrem Atelier am Hogenkamp. Sie kann nicht mehr selbst Auto fahren, sondern braucht einen Chauffeur oder aber reist mit der Bahn zu Vorbereitungstreffen mit den anderen Künstlern in Regensburg.

Der Stoff, den die Künstlerin zuschneidet, wird zur Überarbeitung ihrer kinetischen Skulptur "Tänzerin im Wind" benutzt, die schwimmend ihre Runden auf dem Teich des Uetersener Rosariums gedreht hatte. Während Gisela Meyer-Hahn weiter im Rahmen der Reha ihre eigene Beweglichkeit trainiert, arbeitet sie an einem Kunstwerk, das für sie ein Symbol für Drehung und Bewegung ist. "Die künstlerische Arbeit aktiviert die Gehirnzellen. Es ist ein bisschen wie ein Wunder", sagt sie.

Im Herbst 2010 hatte die Pinnebergerin ihre bis dato ehrgeizigste Lichtaktion realisiert. Bei "Pinneberg im Licht" wurden verschiedene Objekte bis hin zur Hochbrücke in besonderer Weis illuminiert, sogenannte Lichttransparente leuchteten, 120 Fackelläufer bewegten sich durch die Kreisstadt. Im Rahmen dieses Projekts wurde Gisela-Meyer Hahn der Bürgerzukunftspreis der Stadt verliehen. Umso mehr ärgerte sie, dass jüngst Ingeborg Triskatis bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vom Land als Erfinderin von "Pinneberg im Licht" bezeichnet worden war. Die Künstlerin sagt aber auch: "Ich habe in dieser schweren Phase auch viel Gutes und Wohlwollen in Pinneberg erlebt." Außer in Pinneberg hatte die Künstlerin in den vergangenen Jahren farbige Textil-Objekte beziehungsweise Farbinstallationen unter anderem in Kirchen in Uetersen und Hamburg, im Rathaus Schenefeld und an der Elmshorner Nordakademie präsentiert.

"Pinneberg im Licht" weckte auch das Interesse aus Regensburg an ihrer Arbeit. In der Donaustadt soll sie ein Licht- und Farbkonzept für gleich zehn unterschiedliche Kirchenräume entwickeln - vom Dom bis zur kleinen Krypta. Während in einer Kirche die tragenden Säulen in Rot, Gelb, Grün, und Blau angestrahlt werden, wird besagte Krypta nur von Kerzen erhellt werden. Passend zu den Farben sollen verschiedene Musiker die Kirchen beschallen.

Es gibt immer noch dunkle Tage. Aber Gisela Meyer-Hahn sagt: "Ich kann den Regenbogen nie loslassen."