Kulturschaffende wehren sich gegen weitere Fördergeld-Streichung. Sie wollen die Kommunen finanziell stärker in die Pflicht nehmen.

Pinneberg. Die Kulturschaffenden des Kreises Pinneberg wehren sich gegen eine weitere Streichung von Fördergeldern und wollen die Kommunen finanziell stärker in die Pflicht nehmen. Das ist der Kern der Resolution, die knapp 40 Künstler und Politiker beim jüngsten Runden Tisch in der Drostei einstimmig beschlossen haben. Außerdem regten sie an, in einem Kulturbericht künftig die Vielfalt der Aktivitäten im Kreis zu erfassen, um effizienter Druck auf die Politik auszuüben. Der Appell soll vom Kreis an alle Kommunen weitergeleitet werden.

Denn um die Bedingungen, nach denen der Kreis seine jährlich 166 000 Euro Zuschüsse an Projekte und Veranstaltungen verteilt, hatte sich am voll besetzten Tisch eine heiße Debatte entsponnen. Stein des Anstoßes: die so genannte Koppelung. Projekte mit Gesamtkosten über 5000 Euro fördert der Kreis demnach nur, wenn die Standortkommunen sich ebenfalls beteiligen, und zwar mit 25 Prozent der Kosten in barer Münze. Die Unterstützung durch Personal oder die Übernahme von Betriebskosten zählt nicht.

Zahlt die Stadt nichts, bleibt folglich auch der Geldhahn des Kreises zu. Wie zum Beispiel beim prestigeträchtigen Projekt "Pinneberg im Licht erleben" im November 2010. Dafür hatte die Stadt Pinneberg der Lichtkünstlerin Gisela Meyer-Hahn zwar einen Preis verliehen. Doch die Administration steckte nicht einen Cent in das Großprojekt, stattdessen gab's logistische Unterstützung durch Verwaltungsmitarbeiter. Und deshalb auch kein Bargeld vom Kreis. "Für mich war das fast der wirtschaftliche Ruin", sagte Meyer-Hahn.

Anteil der Kulturförderung beträgt 0,04 Prozent des Kreisbudgets

Zu den Leidtragenden der Koppelungsregel gehören auch zwei Amateurbühnen, das Pinneberger Forum Theater und die Elmshorner Dittchenbühne. Deren Großprojekte werden nach Angaben von Dittchenbühne-Vize Henning von Werder und Forum-Vertreter Lutz Hatje zwar von Sponsoren gefördert, aber nicht mehr von ihren jeweiligen Kommunen. Die Elmshorner Bühne muss deswegen die Sanierung der Freilichtbühne auf ungewisse Zeit verschieben, die Pinneberger Theatermacher befürchten, dass das bei der Bevölkerung beliebte Open-Air-Spektakel vor der Drostei deswegen ausfallen muss.

Das bedauerten auch Vertreter einzelner Kommunen wie Rita Schliemann, Leiterin des Elmshorner Amts für Kultur und Weiterbildung. "Viele Vereine werden durch diese Regelung bestraft, wenn wir nicht zahlen", sagte sie. Elmshorn fördere aber oft nicht einzelne Projekte, sondern die Institutionen als Ganzes. "Wir können uns doch nicht vom Kreis beeinflussen lassen, nach welchen Vergabekriterien wir fördern - nur damit die Künstler nachher nicht die Gelackmeierten sind." Sie plädiere dafür, die Kopplungsregel zu überdenken

Niels Jonas vom Vorstand der Drosteiförderer appellierte an die Kreispolitiker, beim Sparen Augenmaß zu bewahren. Der Anteil der Kulturförderung an den Gesamtausgaben des Kreises mache gerade 0,04 Prozent aus. "Selbst wenn man auf alle Kulturfördermittel verzichten würde, käme man mit der Sanierung des Kreishaushaltes nicht viel weiter", rechnete Jonas vor.