Der Klinik-Konzern setzt eine Reihe von Maßnahmen um, um die Sicherheit zu erhöhen. Dazu gehört auch das neue Patientenarmband aus Papier.

Kreis Pinneberg. Als Friedericke Trenck-Sitaras zur Untersuchung im Pinneberger Regio-Klinikum lag, hatte sie noch kein Patientenarmband. Aber als die 62-Jährige kurze Zeit später für die notwendige Operation ins Krankenhaus zurückkehrte, bekam sie eines umgebunden. "Ich habe gleich nachgefragt, wozu das gut sein soll", erinnert sich die Wedelerin. Die Erklärung, das aus reißfestem Papier bestehende Stück diene ihrer eigenen Sicherheit, überzeugte die Lehrerin.

Das Armband gehört zu einem ganzen Bündel von Maßnahmen, mit denen der zur Sana-Gruppe gehörende Klinikkonzern die Sicherheit der Patienten verbessern will. Ein Prozess, der langfristig ausgelegt ist und ständig überprüft werden soll. Das sichtbarste Zeichen: Ab sofort bekommen alle, die stationär in einem der drei Häuser in Pinneberg, Elmshorn und Wedel aufgenommen werden, ein Armband um das Handgelenk gebunden. Neben dem Kliniklogo sind der Name des Patienten, sein Geburtsdatum, die Station und ein Barcode mit weiteren verschlüsselten Informationen vorhanden. Es handelt sich um die Informationen, die sich auch in der Krankenakte wiederfinden.

"Mit einem vergleichsweise geringen Aufwand schaffen wir ein Maximum an Sicherheit für Patienten und Personal", sagt Dr. Thorsten Wygold, Ärztlicher Direktor der Regio-Kliniken. Das Armband kostet nur ein paar Cent, die Aufwendungen für die Barcode-Technik und die notwendigen Handscanner sind ebenfalls gering. Laut Wygold ist es durch einen Vergleich der Akte mit dem Armband für Ärzte und Pflegepersonal einfacher, die Patienten zu identifizieren. "Das ist vor allem bei desorientierten oder bei narkotisierten Patienten wichtig, weil die Gefahr von Verwechslungen dadurch nahezu ausgeschlossen werden kann."

Aus Datenschutzsicht gibt es keine Probleme, betont der Ärztliche Direktor. "Alle Daten sind verschlüsselt. Selbst in einem anderen Krankenhaus, das über dasgleiche System verfügt, lassen sich die Daten nicht auslesen." Auch Patientin Friedericke Trenck-Sitaras glaubt nicht, dass Informationen über ihr Krankheitsbild in falsche Hände geraten können. "Natürlich gibt es nie eine einhundertprozentige Sicherheit." Sie halte es für sinnvoll, dass überall im Krankenhaus die Mitarbeiter schnell über das Armband Zugriff auf die digitale Patientenakte haben. So könnten künftig auch Medikamentengaben überprüft werden.

Ein weiteres, internes Sicherheitsinstrument ist das "Team Time Out". So hält das Operations-Team kurz vor dem Eingriff noch einmal inne und überprüft als zusätzlichen Sicherheitsschritt noch einmal die Identität des Patienten und die vorgesehene Art des Eingriffs - ähnlich, wie ein Pilot vor dem Abheben noch einmal alle Instrumente zur Sicherheit gegencheckt.

Zur Patientensicherheit gehört auch eine Verschärfung der Hygieneregeln, über deren Aktualisierung und Einhaltung eine 15-köpfige Hygienekommission wacht. "Die Gefahr, sich in einer unserer Kliniken mit gesundheitsgefährdenden Keimen zu infizieren, ist deutlich geringer als der Bundesdurchschnitt", sagt Wygold. Und er spricht auch über einen Punkt, über den viele Ärzte nicht so gerne reden - über Komplikationen.

Operationen, die nicht plangemäß verlaufen, werden bei den Regio-Kliniken künftig in sogenannten Morbiditätskonferenzen aufgearbeitet. Dabei soll ohne Ansehen der Operateure nach Gründen für die Komplikation gesucht und geprüft werden, ob diese schicksalhaft war oder auf Fehler der Mediziner beruhte.

Wygold: "Wir schaffen eine neue Kultur, in der Fehler aktiv aufgearbeitet werden, um sie zukünftig zu vermeiden."