Experten aus dem Kreis Pinneberg geben Tipps und Hinweise, wie Verpuffungen und andere tragische Unfälle künftig vermieden werden können.

Kreis Pinneberg. Viele Menschen sind in der kalten Jahreszeit Feuer und Flamme für wohlige Wärme - aber daraus kann schnell ein brennend heißes Problem werden. Zuletzt häuften sich auch im Kreis Pinneberg tragische Unglücke, die durch falschen oder leichtfertigen Umgang mit Kaminen und anderen Heizanlagen verursacht wurden. So kostete eine Verpuffung am heimischen Kaminofen einen Pinneberger Familienvater vor wenigen Tagen fast das Leben. Sein Kind erlitt schwere Verbrennungen. In Barmstedt explodierte ein Einfamilienhaus an der Kampstraße, im Großfeuer wurden drei Menschen schwer verletzt. Ursache war vermutlich der Versuch, eine eingefrorene Wasserleitung mit Hilfe einer Lötlampe aufzutauen. Diese Vorgehensweise hatte die verheerende Kettenreaktion ausgelöst, die zu Explosion und Feuer führte.

Die Experten der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Pinneberg warnen ausdrücklich vor diesem Vorgehen. "Durch die Hitze des offenen Feuers können brennbare Stoffe wie Isoliermaterial entzündet werden. Es kann zu einem Schwelbrand in Hohlräumen kommen, der nicht sofort entdeckt wird", sagt Michael Bunk, Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes (KFV).

Wer eine eingefrorene Wasserleitung auftauen wolle, solle einen Haartrockner, ein Heißluftgebläse oder auch Tücher benutzen, die vorher in heißes Wasser getaucht worden sind. "Der sicherste Tipp ist, einen Klempner zu rufen", sagt der Feuerwehrsprecher. Um Rohre in nicht beheizten Räumen frostfrei so halten, müssen die Leitungen entleert und die Wasserzufuhr möglichst abgestellt werden. Wer sicher heizen wolle, müsse Heizungsanlagen und Kamine regelmäßig vom Fachmann warten lassen, sagen die Brandexperten.

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Pinneberger stirbt in der brennenden Wohnung

"Für jeden Ofen oder Kamin gelten die bekannten Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Feuer und Hitze", sagt Michael Bunk. Das Brennmaterial dürfe nicht zu nah am Ofen gelagert, heiße Asche nur in feuerfesten Mülltonnen oder Eimern entsorgt werden. Der Feuerwehrsprecher: "Vor dem Einsatz jedes Gerätes oder Ofens muss die Bedienungsanleitung gelesen werden."

Dies bestätigt Schornsteinfegermeister Sönke Dethlefs: "Eine häufige Ursache für Gefahrensituationen ist die falsche Bedienung von Gas- und Kaminöfen. Sich mit dem Gerät auseinanderzusetzen ist ebenso wichtig wie die Wahl der richtigen Brennstoffe." Dabei spiele die Lagerung des Holzes eine ebenso große Rolle wie dessen Zustand. "Das Verbrennen von feuchtem und behandeltem Holz sollte vermieden werden", sagt Dethlefs. Der Einsatz von Zeitungspapier zum Anzünden ist aufgrund der Druckerschwärze verboten. "Die dabei entstehenden Abgase sind umweltschädlich."

Uwe von Gradulewski, Ofenexperte- und anbieter mit Sitz an der Daimlerstraße in Elmshorn, erlebt ebenfalls immer wieder, dass gerade die beliebten dänischen Öfen falsch benutzt werden. Und das kann schnell ganz gefährlich werden. "Es ist wichtig, den Ofen richtig zu steuern", sagt von Gradulewski. Wird zum Beispiel Holz nachgelegt, die Luftzufuhr aber zu sehr eingeschränkt, könnten sich Holzgase im Ofen sammeln - die dann beim nächsten unvorsichtigen Öffnen der Klappe explosionsartig verbrennen und eine Stichflamme aus dem Ofen schlagen lassen.

Besonders gefährdet sind im Unglücksfall Kinder. Adelheid Gottwald, Vorsitzende der Initiative "Paulinchen", für brandverletzte Kinder empfiehlt deshalb, auf offene Feuerstellen und Ethanol-Kamine mit offener Flamme zu verzichten, wenn kleine Kinder im Haus leben.

Ihre Empfehlung: Kaminöfen aller Art zum Beispiel mit einem Gitter sichern. "Gerade kleine Kinder sind neugierig und fassen an die glühend heißen Scheiben", sagt Adelheid Gottwald. Absolut verboten sei die Verwendung von flüssigen Brandbeschleunigern zum Anzünden oder erneuten Entfachen der Glut. "Zu groß ist die Gefahr einer Verpuffung, die verheerende Folgen für alle Umstehenden haben kann."

Gefährlich wird es auch, wenn im Frühjahr Dohlen in Schornsteinen nisten. Die Tiere verstopfen den Schlot mit ihrem Nest. Besonders gefährlich ist dabei, dass die Abgase des Kamins in diesem Fall nicht abziehen können. "Bei offenen Kaminen verteilt sich das geruch- und geschmacklose Kohlenmonoxid unbemerkt im Raum. Dieses Gas kann tödlich sein. Man wird müde, schläft ein und erstickt", sagt Schornsteinfegermeister Dethlefs. Er empfiehlt die Montage von Rauch- und Kohlenmonoxidmeldern.

Der Experte warnt zudem vor der unbedachten Nutzung von Dunstabzugshauben im Winter. "Die Hauben erzeugen einen Unterdruck im Raum. In Kombination mit einem offenen Kamin ist das besonders gefährlich. Die Abgase des Ofens verteilen sich so im ganzen Raum."