Wer auf der Straße lebt, ist selber schuld, so die landläufige Meinung. Der hat sein Geld versoffen oder will sich gar nicht helfen lassen. Beim Obdachlosen hält sich das Mitleid in Grenzen. Das könnte mir nie passieren, mag manch einer glauben, der im Schutz der eigenen vier Wände das Elend hinter sich lassen kann.

Er sollte sich nicht zu sicher fühlen. Wohnungslosigkeit kann jeden heute schneller treffen, als er es sich vorstellen kann. Doppelt so viele Räumungsklagen wie noch vor drei Jahren im Kreis sprechen für sich. Schlecht bezahlte Jobs zwingen, mit Hartz IV aufzustocken. Den Antrag falsch ausgefüllt, schon bleibt die staatliche Hilfe aus, die Miete kann nicht mehr bezahlt werden. Im Papierdschungel verliert manch einer den Überblick.

Das Haus mit sechs Zimmern ist für eine kinderreiche Familie nicht geeignet, so begründen tatsächlich einige Vermieter ihre Absagen. Ein Problem, das der Stiftung "Wir helfen uns selbst" in Pinneberg beispielsweise nur zu bekannt sein dürfte. Sie helfen Familien ab drei Kindern, preiswerten Wohnraum in Pinneberg zu finden. Seit zwei Jahren müssen die Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe dennoch immer wieder auch Familien in Obdächern unterbringen. Auch Migranten sind als Mieter nicht gern gesehen. Vermieter bevorzugen Menschen ohne negative Stigmata.

In der Wohnungspolitik läuft etwas grundlegend falsch.