Ein Neuntklässler erzählt, wie eine verzweifelte Mutter zu trinken beginnt und mit der Unterstützung ihrer Kinder aus der Sucht findet.

Kreis Pinneberg. Alkohol hat Zerstörungskraft. Ich habe es selbst miterlebt, wie Alkohol eine ganze Familie zugrunde richtet. Ich habe erlebt, wie eine nette normale vierköpfige Familie fast auseinander gebrochen ist. Aber es gab ein Happy End. Es gab einen letzten und guten Weg, und es hat funktioniert: die Entzugsklinik.

Irene, die Mutter einer normalen netten Familie, war eine Alkoholikerin. Es fiel niemandem auf. Der Sohn Robert war noch klein und die Tochter Melina unternahm nicht viel mit ihrer Familie.

Es gibt immer Gründe, das Trinken anzufangen, zum Beispiel ein Todesfall in der Familie oder wenn ein Mensch vom Partner verlassen wird. Die Mutter hatte andere Gründe: Sie kümmerte sich liebevoll um die Kinder, und da sie dann tagsüber keine Zeit zum Arbeiten hatte, musste sie nachts arbeiten. Nach einer Weile war sie mit ihren Kräften am Ende. Aber das war nicht alles. Das Schlimmste für sie war, dass sie von ihrem Mann Thorsten betrogen wurde.

Robert und seine Schwester Melina hatten von all dem keine Ahnung. Für die Mutter Irene war das Leben sehr schwer. Sie sprach aber nicht darüber. Sie spülte ihren Kummer im wahrsten Sinn herunter.

Eines Tages stand der Vater mit Tränen in den Augen vor Robert. Die Mutter und Melina waren nicht zu Hause. Robert half dem Vater an diesem Nachmittag, viele Flaschen voller Alkohol aus dem Haus zu räumen. Thorsten liefen die Tränen, Robert hatte seinen Vater noch nie weinen gesehen.

Außerhalb der Familie sollte niemand wissen, dass die Mutter ein Alkoholproblem hatte, doch es sprach sich schnell herum in ihrem Örtchen. Alle dachten wohl nur: Was hat sie denn? Der Vater Thorsten ist doch so toll! Aber der hatte die Mutter ja betrogen.

Robert hat sich in dieser Zeit sehr alleine gelassen gefühlt und sich gehen lassen. War Robert abends allein zu Hause, schnappte er sich was Süßes und setzte sich vor den Fernseher. In der Schule war es auch nicht leicht für ihn.

Robert hatte zwar seine Freunde aus der Grundschule, aber wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut.

Dann gab es eines Tages ein langes Gespräch mit allen Familienmitgliedern. Gemeinsam trafen sie die Entscheidung, dass Irene in eine Klinik für Alkoholkranke kommen sollte. Im ersten Moment wollte sie es nicht, doch heute ist sie glücklich, dass sie es gemacht hat.

Nach vier Wochen und nur einem Besuch der Familie war sie wieder zu Hause. Irene erzählte viel über die Leute, die sie in der Klinik getroffen hatte. Manche hätten kein Geld und landeten nach dem Klinikaufenthalt wahrscheinlich auf der Straße. Manche wären wohlhabend und wollten nicht, dass andere Leute von ihrem Aufenthalt in der Klink erfahren. Irene war das egal, sie wollte nur wieder glücklich mit ihrer Familie zusammenleben. Das hat sie nach einer langen, harten Zeit geschafft. Die Mutter ist jetzt zwei Jahre lang trocken.

Die ganze Situation hat Robert und Melina zusammengeschweißt und bis jetzt nie wieder auseinander gerissen. Robert und Melina sind bis jetzt noch stolz auf ihre Mutter. Die Familie war endlich mal wieder glücklich, doch dann erfuhren Robert und Melina von Irene, dass ihr Vater die Mutter schon wieder betrogen hatte und die Familie verlassen wollte. Robert und Melina heulten und sagten Irene, dass sie immer zu ihr halten und sie nie verlassen würden. Thorsten hatte keinen Mumm, es Robert und Melina zu erzählen, daher musste es Irene sagen. Robert und Melina hatten große Angst, dass Irene, die bis jetzt schon über zwei Jahre durchgehalten hatte und trocken war, wieder rückfällig werden könnte. Melina hat sich lange mit Irene unterhalten, aber Robert wollte davon eine lange Zeit nichts hören. Robert wusste nun nicht mehr, wie er mit Thorsten umgehen sollte, wollte ihn nicht mehr sehen.

Robert hat sehr lange über die Situation nachgedacht und auch über seine Situation in der Schule, da er seine Freunde nicht noch einmal wegen eines Schulwechsels verlieren will. Melina und Robert hatten echte Befürchtungen, dass Irene wieder das Trinken anfängt, aber Irene ist sehr ehrgeizig.

Dadurch, dass sie in der Klinik war und seitdem jeden Montag zur Therapie geht und sich immer mehr ausspricht, ist es einfacher für sie, gar nicht an Alkohol zu denken.

Thorsten hat sich inzwischen entschieden. Er sagte zu Irene, dass er bleibe, weil er sie liebe. Seitdem sind Melina und Robert glücklich und stolz, dass Irene ihr Leben ohne Alkohol so durchzieht. Bis heute hat Irene nicht mehr daran gedacht, Alkohol zu trinken.