Die Schöpfungsgeschichte als Datensatz? Homers "Odyssee" profan auf Speicherchip? Für Bücherwürmer klassischen Zuschnitts ist die Idee des papierlosen Lesens auf den ersten Blick befremdlich. Zu technisch, zu seelenlos. Nichts für gemütliche Schmökerstunden. Und unsozial, weil sich nicht jeder einen E-Book-Reader oder Computer samt Internetzugang leisten könne. Tatsächlich?

So wehmütig man - erst recht als überzeugter Zeitungsmensch - dem sinnvoll bedruckten Papier nachweinen möchte: Die Argumente der Kritiker halten einer sachlichen Überprüfung einfach nicht stand. Monumentalwälzer lesen sich genauso spannend im handlichen E-Book-Format wie als Papierklotz. Sie liegen aber wesentlich leichter in der Hand. Und bekommen niemals Eselsohren. Außerdem spart das virtuelle Format reisenden Leseratten mindestens zehn Kilo Übergepäck.

Deshalb ist es gut, dass die Stadtbüchereien diesen Trend aufnehmen. Sie schaden der klassische Literatur damit nicht. Sie trennen bloß Inhalte von ihren Trägermedien und machen sie mehr Menschen zugänglich.

Auch das finanzielle Argument greift zu kurz. Wer mag, kann jederzeit auf Papier lesen. Zahlenmäßig ist der konventionelle Leih-Bestand den virtuellen Datensätzen ohnehin noch weit überlegen. Und wenn dieses Verhältnis sich eines Tages umgekehrt hat - und das wird es -, gibt es auch das elektronische Equipment als Massenartikel längst zum Schleuderpreis.