Gebäude in Barmstedt nach Feuer eingestürzt. Drei Personen mit teils schweren Brandverletzungen. Nachbarn müssen ihre Häuser verlassen

Barmstedt. Es war kurz vor 8.30 Uhr, als ein Knall die Barmstedter Kampstraße erschütterte. Im Haus einer vierköpfigen Familie war versucht worden, eine eingefrorene Wasserleitung mit einem gasbetriebenen Wärmegerät aufzutauen. Die Folge war eine Verpuffung - und ein Feuer, das sich rasend schnell im Gebäude ausbreitete. Die Bilanz: Der 66-jährige Großvater der Familie und seine 22 Monate alte Enkelin erlitten schwere Brandverletzungen, ein weiteres Mädchen, 4, wurde leicht verletzt. Die 36-jährige Mutter blieb unverletzt, das Haus wurde völlig zerstört.

"Ich bin hochgeschreckt und dachte, es wäre was bei uns im Haus. Mein Mann ging dann nachsehen und sagte, das Nachbarhaus brennt", sagt Gertrud Wethje. Die Barmstedterin und ihr Mann Helmut wohnen in Hausnummer 25 und bekamen die Folgen des Unglücks sofort zu spüren. "Der Strom war ausgefallen." Und langsam wurde es in den vier Wänden der Wethjes auch immer kälter.

"Uns blieb nichts anderes übrig, als in der ganzen Straße Strom und Gas abzuschalten", berichtet Hans-Jürgen Lohmann, der zuständige Abteilungsleiter der Stadtwerke Barmstedt. Bevor die Häuser wieder versorgt werden konnten, musste das vom Brand betroffene Gebäude erst einmal von den Leitungen getrennt werden. Dazu musste jedoch der Bürgersteig vor der Unglücksstelle aufgegraben werden. "Der Boden war aber gefroren und wir kamen aufgrund der vielen Trümmerteile gar nicht an die Stelle ran", sagt Lohmann.

Schnell wurde ein Radlader des Technischen Hilfswerks (THW) herangeschafft, der die Trümmer des Hauses zusammenschob. Um kurz vor 12 Uhr hatten die Stadtwerke-Mitarbeiter dann ein Loch in den Bürgersteig gegraben und Zugang zu den Leitungen des betroffenen Hauses. "Wir haben sie abgeklemmt und konnten dann die anderen Häuser der Straße wieder versorgen", sagt Lohmann. Etwa gegen 12.30 Uhr durften die Bewohner der Straße wieder in ihre Häuser zurückkehren. Gegen 10.45 Uhr war ein Radius von 200 Meter rund um die Unglücksstelle evakuiert worden.

Aus den Trümmern des Gebäudes trat lange Zeit Gas aus. "Es bestand aber keine unmittelbare Gefahr einer Explosion", sagt der Stadtwerke-Abteilungsleiter. Das austretende Gas habe sich schnell verflüchtigen können. Lediglich aufgrund des Brandes habe die Gefahr von Stichflammen bestanden. Lohmann: "Die wären aber maximal ein Meter hoch gewesen."

Für die 17 Anwohner, die von der Evakuierung betroffen waren, wurde die Sporthalle Heederbrook als Ausweichquartier bereitgestellt. Die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) vom DRK wurde alarmiert, heiße Getränke und Brote herbeigeschafft. Dort hätten im Extremfall bis zu 100 Personen betreut werden können. Allerdings herrschte in der Sporthalle gähnende Leere, weil die Betroffenen lieber Quartier bei Freunden und Verwandten nahmen.

+++Zugefrorene Leitungen: Explosion erschüttert Barmstedt+++


Gegen 9 Uhr war Barmstedts Bürgermeister Nils Hammermann von der Feuerwehr über das Unglück informiert worden. Er eilte sofort an den Ort des Geschehens. "Ich wollte sehen, ob wir von der Stadt Hilfeleistung geben können." So stellte Hammermann schnell die Sporthalle als Sammelstelle für die Evakuierten bereit. "Das ist eine ganz traurige Sache. Ich wünsche, dass die Verletzten schnell wieder gesund werden. Wenn die Familie später Hilfe von der Stadt braucht, stehen wir zur Verfügung."

Auch der Erste Stadtrat Michael Schönfelder war gekommen und beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung. "So etwas möchte man nicht erleben. Und das bei der Kälte. Im Sommer ist das bestimmt schon schlimm, aber im Winter erst. Ich wünsche den Verletzten alles Gute." Und Hans Launer, der ein paar Straßen weiter weg wohnt, sagte. "Jetzt weiß ich, warum der Rauchmelder so wichtig ist. Wenn man so einen Hausbrand sieht, kann man die Tragweite nachvollziehen."

Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, bezeichnete die Kampstraße als "Straße der Tragödien". Dort war, nur etwa 50 Meter von dem jetzt ausgebrannten Haus entfernt, im Oktober 2010 ein vier Jahre altes Mädchen überfahren und tödlich verletzt worden. Die Eltern wurden Zeugen des Unglücks. Sie machten gerade gemeinsam eine Radtour und fuhren durch die Kampstraße, als ein 77-jähriger Autofahrer die Kontrolle über seinen Wagen verlor und das Mädchen, das sich auf dem Radweg befand, erfasste.