Beim Versuch, eine zugefrorene Wasserleitung aufzutauen, flog ein Einfamilienhaus in die Luft und brannte komplett aus. Es gibt drei Verletzte.

Barmstedt. Der Versuch, eine eingefrorene Wasserleitung aufzutauen, endete gestern Morgen in einem Fiasko: In Barmstedt kam es gegen 8.30 Uhr zu einer Explosion in einem Einfamilienhaus, das im Anschluss völlig ausbrannte. Ein 66 Jahre alter Mann und seine 22 Monate alte Enkelin erlitten schwere Brandverletzungen und wurden mit Rettungshubschraubern in Spezialkliniken in Hamburg gebracht. Ein vier Jahre altes Mädchen, bei dem ein Verdacht auf Rauchgasvergiftung bestand, kam ebenso wie die 36-jährige Mutter - sie erlitt einen Schock - in das Pinneberger Krankenhaus. Die Polizei schätzt den Schaden auf 250 000 Euro.

Die vierköpfige Familie wohnte laut Nachbarn knapp fünf Jahre in dem älteren Gebäude, das an einer idyllischen Kopfsteinpflasterstraße liegt. An der Kampstraße stehen viele gepflegte Einfamilienhäuser. Die Familie hatte das erworbene Haus von Grund auf saniert. Doch die Leitungen waren offenbar noch die alten geblieben.

Nach Polizeiangaben war eine Wasserleitung aufgrund der Kälte eingefroren - und die Familie versuchte, diese mit einem gasbetriebenen Wärmegerät aufzutauen. Warum es in der Folge im unteren Bereich des Hauses zu der Explosion kam, muss die Kriminalpolizei klären. Sofort nach der Explosion breitete sich in den Räumen rasend schnell ein Feuer aus. Bereits nach kurzer Zeit stürzte der Giebel ein.


+++Zwei Schwerverletzte bei Hausexplosion in Barmstedt+++

Die beiden Erwachsenen und die zwei kleinen Kinder hatten es aus eigener Kraft geschafft, das Gebäude zu verlassen. Sie wurden vor Ort notärztlich versorgt. Aufgrund der Schwere der Verletzungen des Großvaters und seiner jüngsten Enkeltochter wurden zwei Rettungshubschrauber angefordert, die auf einer nahe gelegenen Wiese landeten. Zunächst hieß es, dass für die beiden Personen Lebensgefahr bestehe. Gegen Mittag kam die Meldung, dass sich keiner der Verletzten mehr in kritischem Zustand befindet. Der 36 Jahre alte Vater der Familie hielt sich zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im Haus auf. Er wurde an seiner Arbeitsstelle über den Vorfall informiert und fuhr zunächst zur Brandruine, dann ins Krankenhaus. In die Klinik wurde auch ein Feuerwehrmann gebracht, der an der spiegelglatten Einsatzstelle gestürzt war und sich die Hand brach.

Als die ersten Feuerwehrleute vor Ort eintrafen, stand das Gebäude bereits voll in Brand. Auch zwei Wagen der Familie, die auf dem Grundstück parkten, wurden völlig zerstört. Weil das Haus bereits in der ersten Phase als akut einsturzgefährdet eingeschätzt wurde und sich keine Personen mehr im Innern befanden, konzentrierten sich Einsatzkräfte auf eine Brandbekämpfung von außen.

Nicole Lohrenz schlief noch "tief und fest", als das Unglück passierte. Sie wohnt mit ihrem Freund direkt neben dem betroffenen Gebäude. Die Gasexplosion habe sie irgendwie unbewusst mitbekommen, sagt sie. "Ich wachte plötzlich auf." Dann klingelte auch schon ihr Vermieter Walter Kunde Sturm an ihrer Tür. Sie sollten sofort rauskommen, "das Nachbarhaus ist in die Luft geflogen", habe der gerufen. Sofort zogen sich Nicole Lohrenz und ihr Freund etwas über und rannten nach draußen. "Ich musste noch mein Auto wegfahren, damit die Feuerwehr durchkonnte", sagt die junge Frau.

Gegen 10.45 Uhr wurden alle Personen, die in einem Radius von 200 Metern rund um die Unglücksstelle leben, zum Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen aufgefordert. Weil Gas aus einer abgerissenen Leitung austrat, wollten die Einsatzkräfte die Gefahr einer weiteren Explosion nicht ausschließen. Bereits zuvor war sicherheitshalber in der Straße Strom und Gas abgestellt worden. Erst gegen 12.30 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden.

Der gesamte Einsatz, an dem mehr als 150 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, DRK, Rettungsdienst und Technischem Hilfswerk beteiligt waren, zog sich bis zum Abend hin. Die Helfer wurden von Anwohnern mit warmen Getränken und Brötchen versorgt. Am Nachmittag hatte ein Bagger damit begonnen, die letzten Reste des Hauses abzutragen, um an darunterliegende Brandnester zu gelangen. Heute wollen Brandsachverständige der Kripo den Berg aus Schutt und Asche, der übrig geblieben ist, auf der Suche nach der genauen Ursache inspizieren.

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