Wedel. "Wir sind die letzten, fragt uns" heißt ein Gedicht von Hans Saal. Unter dieses Motto haben der Arbeitskreis der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und der Bund der Antifaschisten eine Veranstaltung zum offiziellen Holocaust-Gedenktag am Freitag, 27. Januar, gestellt. An diesem Tag jährt sich der Tag zum 68. Mal, an dem Soldaten der Roten Armee die Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz befreiten.

Von 19.30 Uhr an erzählen Zeitzeugen wie die 1929 geborene Weselerin Marianne Wilke und der gebürtige Niederländer Maaten Slooves (80) in der Wedeler Stadtbücherei, Rosengarten 6, von ihren Erlebnissen.

Die Nazis ermordeten viele Angehörige von Marianne Wilke. Als Kind musste sie hören, wie SS-Männer ihre Mutter anherrschten, sie solle sich von ihrem jüdischen Ehemann, Wilkes Vater, scheiden lassen.

Slooves Familie hatte in Holland eine jüdische Familie vor den Nationalsozialisten versteckt. Doch die Sache flog auf. Eines Tages seien sie von einem Spaziergang wiedergekommen und hätten ihr Haus leer vorgefunden. Slooves vermutet, dass Nachbarn Verdacht geschöpft und die Familie verraten hätten. Zur Strafe sperrten die Nazis seine Mutter neun Monate lang ins Konzentrationslager. Sie überlebte.

Den musikalischen Rahmen gestalten die Sängerin Anna Haentjens und Pianist Sven Selle. Haentjens singt Lieder und rezitiert Texte von Schriftstellern und Komponisten, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft emigrierten oder von den Nazis ermordet wurden. Dazu gehören Bertolt Brecht, Paul Celan, Hanns Eisler und Friedrich Hollaender.

Im zweiten Teil wird Haentjens nach eigenen Angaben ausschließlich Texte vorstellen, die in Konzentrationslagern entstanden seien. Der Eintritt ist frei.