Das Wasser in Wedel ist erheblich teurer als in anderen Orten. Mit eigenen Brunnen wollen die Stadtwerke die Preise senken.

Wedel. 2,41 Euro bezahlen die Kunden der Wedeler Stadtwerke für jeden Kubikmeter Frischwasser. Allein in den vergangenen neun Monaten hatte der Stadtversorger die Tarife zweimal angehoben. Nur die Helgoländer müssen für sauberes Wasser noch tiefer in die Tasche greifen. 6,85 Euro kostet der Kubikmeter Wasser auf Deutschlands einziger Hochseeinsel im Sommer, im Winter sind es 7,85 Euro. Auch die jährliche Grundgebühr liegt dort mit 120 Euro weit über den Festlandspreisen. Allerdings ist die Gewinnung von Trinkwasser auf Helgoland auch konkurrenzlos aufwändig. Die Insulaner gewinnen das kostbare Nass, indem sie Meerwasser Tropfen für Tropfen durch Umkehr-Osmose entsalzen.

Auf dem Festland zahlt das Gros der Verbraucher - abhängig vom jeweiligen Versorger - zwischen 1,17 Euro in Halstenbek und 1,77 Euro in Pinneberg sowie in den Umlandgemeinden, die von den Stadtwerken der Kreisstadt Pinneberg versorgt werden.

Nur die Gemeinden im Norden des Kreises, die ihr Nass aus dem Wasserwerk Horst beziehen, und Ellerhoop liegen mit 83 beziehungsweise 70 Cent pro 1000 Liter unter der Ein-Euro-Marke. Allerdings gehören diese Versorger zu den Spitzenreitern, was die Höhe der Grundgebühr anbelangt. Ihre Kunden zahlen 65 Euro (Ellerhoop) beziehungsweise 64,20 Euro pro Jahr.

An keinem anderen Festlands-Ort im Kreisgebiet sind 1000 Liter Trinkwasser so teuer wie in der Rolandstadt. Ganz wesentlich verursacht werden diese Kosten nach Angaben von Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel durch die Abhängigkeit von Hamburg Wasser. Zwei Drittel der annähernd 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser, die der Versorger alljährlich durch Wedels Wasserhähne schickt, stammen aus dieser Quelle. Das restliche Drittel beziehen die Stadtwerke über die Wedeler Firma J.D. Möller, die auf dem Stadtgebiet drei Brunnen betreibt.

Jetzt ergreift der Versorger praktische Maßnahmen, um diesen Spitzenplatz zu räumen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bohren die Stadtwerke Wedel selbst nach Trinkwasser. Langfristig wollen die Stadtwerke dadurch nicht nur von Hamburg Wasser, sondern auch von den Möller-Lieferungen unabhängig werden.

Auf zwei öffentlichen Grundstücken - zum einen im Autal südlich der Pestalozzi-Schule, zum anderen im Gewerbegebiet Flerrentwiete - beginnen in diesen Tagen Erkundungsbohrungen bis in 150 Meter Tiefe. Dort, in der sogenannten Rissener Rinne, vermutet Geologe Udo Schmidt aus Stade eine Grundwasserader. Die Bohrungen sollen etwa drei Wochen dauern. Geologe Schmidt , sein Kollege Olaf Scholze und die Stadtwerke versprechen sich davon Aufschluss über die Qualität und Menge des Wassers sowie die geologischen Verhältnisse des Gesteins, das sich vor rund 500 000 Jahren in der Elster-Eiszeit gebildet hat.

Etwa 63 000 Euro lassen die Stadtwerke sich diese Vorarbeiten nach eigenen Angaben kosten. Sollten die Bohrungen ergeben, dass die Brunnen ausreichend Wasser in der erforderlichen Qualität liefern können, würde das die Haushaltsbudgets der Wedeler deutlich entlasten. Zwar nennt Stadtwerkechef Krüppel keine konkreten Zahlen, doch dass die Wasserpreise dann sinken werden, sei sicher, verspricht er. Vom 244-Millimeter-Bohrloch bis zum modernen Hochleitungsbrunnen ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Sobald feststeht, dass Gesteinstypen, Klüftungsverhältnisse, Grundwasserbeschaffenheit und potenzielle Fördermenge die Anforderungen des Versorgers erfüllen, installieren die Experten zunächst Versuchsbrunnen. Anschließend durchläuft der Antrag auf Einrichtung der Brunnen im Zuge des Genehmigungsverfahren sämtliche Fachbehörden. Bis bei Wedels Bürgern der erste Stadtwerke-geförderte Tropfen aus dem Hahn fließt, ist es also noch eine Weile hin. "Erfahrungsgemäß dauert ein solches Genehmigungsverfahren mindestens zwei Jahre", sagt der Stadtwerkechef.

Dass die Ellerhooper ihr Wasser mit 70 Cent pro Kubikmeter so konkurrenzlos günstig bekommen, liegt vor allem an der Wassergenossenschaft Ellerhoop, die nach Angaben von Genossenschafts-Gründerin Gaby Santen annähernd 170 Haushalte beliefert. Die Wassergenossenschaft gibt es seit 2003. Nach jahrelangen Querelen um die Wasserversorgung kaufte ein Zusammenschluss von 52 Bürgern der Gemeinde kurzerhand das marode Wasserwerk für 42 000 Euro ab und übernahm das Leitungsnetz. Dieses haben die Wasser-Genossen in den neun Jahren ihren Bestehen auf 3,6 Kilometer Länge verdreifacht.