SPD, Grüne und Linke lehnen Umwandlung des Kombibad-Grundstücks in Bauland ab. CDU nimmt neuen Anlauf bei Ausschusssitzung.

Wedel. Es geht um 45 000 Quadratmeter Land, es geht um Millioneneinnahmen für die Stadtwerke, es geht um Naturschutz und Naherholung. Die von der Wedeler CDU betriebene Umwandlung des Kombibad-Grundstücks in Bauland für ein Kongresshotel neben der "Badebucht" spaltet die Politik. Stadtwerkechef Adam Krüppel würde einen Teil des Areals gern verkaufen, um mit dem siebenstelligen Geldsegen das Dauerdefizit des Kombibads zu senken. Die Stadt Wedel bezuschusst den Betrieb des Hallen- und Freibads, das 2006 seine Pforten geöffnet hat, jedes Jahr mit rund 2,1 Millionen Euro.

Gerade angesichts der aktuellen Millionenausfälle an Gewerbesteuer könnten diese Einnahmen den Etat der Stadt deutlich entlasten. Außerdem seien die Gäste potenzielle Zusatzkunden der "Badebucht", vor allem im Wellnessbereich. "Wir rechnen mit jährlichen Einnahmen in sechsstelliger Höhe", kalkulierte der Stadtwerkechef. Einen Betreiber und einen Investor für ein 250-Betten-Hotel zwischen "Badebucht" und Schulauer Straße hat Krüppel bereits seit Januar 2011 an der Hand. Der Betreiber unterhalte auch ein Seminarhotel an der Hamburger Peripherie, der Investor sei ein deutsches berufsständisches Versorgungswerk, so viel verriet Krüppel über das Hotelkonsortium. Nach den vorliegenden Plänen würden 6000 Quadratmeter der Fläche bebaut werden.

Krüppel mahnte die Ausschussmitglieder allerdings zur Eile. Ewig würden die potenziellen Betreiber und Investoren nicht mehr auf eine Entscheidung der Kommunalpolitik warten. Den Betreiber hätten die Stadtwerke bereits 2009 für das Projekt gewinnen können, der Investor sei später hinzu gestoßen. "Die konkreten, vorliegenden Pläne existieren seit Januar 2011."

Die Stadtwerke können ihr Grundstück allerdings nur vermarkten, wenn die Politik die baurechtlichen Weichen stellt und den B-Plan 50a entsprechend ändert. So lange es nicht bebaut werden darf, ist es finanziell wertlos. Nachdem eine Mehrheit aus SPD, Grünen und der Partei Die Linke im jüngsten Planungsausschuss allerdings ihre ablehnende Haltung zum Antrag der CDU verdeutlichte und weiteren Beratungsbedarf angemeldet hatte, vertagte das Gremium eine Entscheidung auf die nächste Sitzung am 7. Februar. Damit geht das Tauziehen um das Hotel weiter. Konkret hatte die CDU beantragt, den B-Plan entsprechend zu ändern, um auf dem Areal entweder eine Sportanlage oder ein Seminarhotel errichten lassen zu können.

"Wir haben grundsätzlich Bedenken gegen eine Bebauung auf der anderen Seite der Schulauer Straße", gab SPD-Vertreter Manfred Eichhorn zu Protokoll. Seine Fraktion sehe auch Probleme mit einer möglichen Überversorgung mit Hotelbetten, wenn auch im geplanten BusinessPark Elbufer auf dem früheren Gelände des Mineralölwerks Wedel im Industriegebiet neben dem Kraftwerk ein Hotel entstehe. "Wir würden lieber erst mal zwei bis drei Jahre abwarten, bis der BusinessPark vermarktet wird und dann sehen, wo ein Hotel sinnvoll ist", bremste Eichhorn die Hotelpläne.

Grünen-Vertreter Stefan Tarasiewicz begründete seine ablehnende Haltung vor allem mit dem Naturschutz. Auch für ihn stelle die Schulauer Straße eine Siedlungsgrenze dar. "Wir wollen zur Marsch hin keine Bebauung." Außerdem bezweifelte er die Annahme von Stadtwerkechef Krüppel, dass die potenziellen Hotelgäste dem Kombibad jährliche Zusatzeinnahmen in sechsstelliger Höhe bescheren würden.

Stephan Krüger (Die Linke) äußerte zwar keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Bebauung des Areals. Aber statt Hotel oder Sportanlage würde er dort lieber Sozialwohnungen in städtischem Eigentum sehen. So könne die Stadt dort nachhaltige Werte schaffen und gleichzeitig dringend benötigten günstigen Wohnraum schaffen.

FDP-Vertreter Rainer Karnstädt signalisierte zwar Unterstützung für die Umwandlung in Bauland, betonte jedoch, dass auch für ihn die Schulauer Straße faktisch eine Siedlungsgrenze bilde. "Wir wollen aber der Entwicklung nicht im Weg stehen, dass der Investor das Grundstück kaufen und entwickeln kann."

Stein des Anstoßes ist offenbar das Hotel, nicht die Bebauung des Geländes als solche. Denn 2011 hatten die Politiker sich mehrheitlich für eine Änderung des B-Plans ausgesprochen, um dort die Voraussetzungen für den Bau eines Sportleistungszentrums zu schaffen. Diese Idee hatte TSV-Sportfunktionär Torsten Lagerpusch im vergangenen Frühjahr angestoßen. Da er dem Antrag allerdings bislang keine konkreten Inhaltsdetails folgen ließ, über die die Politiker weiter beraten könnten, ruht die Angelegenheit nach Angaben von Bauamtschef Klaus Lieberknecht momentan aber.

Planungsausschuss-Chef Michael Schernikau (CDU) äußerte Unverständnis über die ablehnenden Argumente der Mehrheit. "Ich finde es nicht klug, wenn wir uns von vornherein die Möglichkeit nehmen, Einnahmen zu erzielen und ein Areal zu entwickeln. So steht die Stadt vor einer Sackgasse." Es gehe bei dieser Entscheidung zunächst darum, "ein Fenster aufzustoßen, um zu sehen, was sich anbietet". Damit sei ja keine endgültige Entscheidung über die Umwandlung des Geländes in Bauland gefallen. "Die Politik behält die Planungshoheit und hat damit jederzeit die Zügel in der Hand."

Den Vorwurf der SPD, die CDU habe ihren Antrag zu kurzfristig eingereicht, sodass die anderen Fraktionen zu wenig Zeit zum Nachdenken gehabt hätten, verstehe er ebenfalls nicht. Im Zusammenhang mit der Sportstättenplanung habe der Ausschuss das Thema im vergangenen April und Mai in epischer Breite diskutiert, sagte Schernikau.

Auch die Vorbehalte der Sozialdemokraten, Grünen und Vertreter der Partei Die Linke gegen eine Bebauung jenseits der Schulauer Straße in Richtung Marsch teile er nicht. Die Schulauer Straße markiere ja nicht die Marschkante. So bestehe das betroffene Grundstück der Stadtwerke aus künstlich aufgeschüttetem Gelände, zum Teil aus Geröll und Schutt.