Firmen und Arbeitnehmer halten nichts davon, Rauchen während der Arbeitszeit zu verbieten. Sie regeln die Raucherpausen lieber selbst.
Kreis Pinneberg. Steigende Tabaksteuer, abschreckende Aufkleber, Rauchverbot in Gaststätten. Die Freiheit für Raucher, wie sie die frühere Cowboy-Werbung einer bekannten Zigarettenmarke suggerierte, ist passé. Nun fordert der Bundesverband mittelständische Wirtschaft, ein generelles Verbot von Raucherpausen während der Arbeitszeit. Diese kosteten die Betriebe bares Geld und störten den Arbeitsablauf, sagt der Verband.
So weit will Heinrich Ritscher, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste, nicht gehen. "Aber ich halte es für zweifelhaft, ob das Rauchen von der Firma bezahlt werden muss." Schließlich müsse auch das Unternehmen seinen Mitarbeitern einen rauchfreien Arbeitsschutz gewähren. Aber dies sollte nicht gesetzlich geregelt werden. "Die Entscheidung, wie mit Raucherpausen umgegangen wird, sollte innerbetrieblich geregelt werden." Im Kreis Pinneberg wird dies unterschiedlich gehandhabt.
In der Kreisverwaltung werde strikt darauf geachtet, dass Rauchen nicht in der Arbeitszeit erfolgt, betont Kreissprecher Marc Trampe. "Wir haben Arbeitszeitkonten. Die Mitarbeiter sind angehalten, die Rauchpausen vollständig davon abzuziehen." Ebenso hält es die Stadtverwaltung Elmshorn. "Wir wollen so eine Ungleichheit unter den Mitarbeitern verhindern", sagt Stadtrat Volker Hatje. Auch bei der Gesellschaft für Abfallbehandlung in Kummerfeld müssen sich die Mitarbeiter ausstempeln, bevor sie zum Rauchen gehen, sagt Geschäftsführer Gerd Doose. Dies gilt auch bei der Sparkasse Südholstein, sagt Sprecherin Imke Gernand. "Das sind nicht bezahlte Pausen." Auch bei der VR Bank Pinneberg ist dies so, wie Vorstand Uwe Augustin bestätigt. "Rauchpausen werden erfasst. Das ist keine Arbeitszeit." Ebenso ist dies beim Medizintechnikunternehmen Söring in Quickborn. "Die Mitarbeiter müssen sich ausstempeln", sagt Geschäftsführerin Natali Salcenko.
In anderen Unternehmen wird dies nicht so streng gehandhabt. "Bei uns wird das Rauchen während der Arbeitszeit noch geduldet", sagt Susanne Redlin von E.on-Hanse in Quickborn. Nebenan bei der Comdirectbank gibt es ebenfalls "keine spezielle Regelung für Raucherpausen", sagt Sprecherin Ulrike Hamer. "Wir haben so wenige Raucher, das wird nicht übertrieben, also brauchen wir kein Ausstempeln", findet AKN-Sprecher Jörg Minga.
Auch bei AstraZeneca und der Pinneberger Verkehrsgesellschaft kann während der Arbeitszeit geraucht werden. Bei den Pinneberger Stadtwerken sogar im Büro, sofern sich die Mitarbeiter darüber einig sind, sagt Geschäftsführer Henning Fuchs. Von einem Ausstempeln vor der Rauchpause hält er gar nichts. "Das ist kontraproduktiv, wenn man immer wieder ihre Arbeit abbrechen muss. Dann ist nämlich der Gedankenfluss weg, wenn man wieder reinkommt." Auch bei Hass + Hatje wird mit Raucherpausen flexibel umgegangen. Neben einem extra Pausenraum für Raucher gibt es am Wareneingang eine Raucherecke für zwischendurch. Die Nichtraucher stört das nicht "Das ist hier ein gutes Miteinander", sagt Marktleiter Jens-Dieter Haß.
Die Firma Wiebold in Elmshorn macht sich auch Gedanken, wie die Mitarbeiter von ihrer Sucht ablassen können, berichtet Inhaber Walter Wiebold. "Wir versuchen ihnen ohne Druck klarzumachen, wie schädlich das Rauchen ist", sagt Wiebold, der bis vor 15 Jahren vier Schachteln am Tag rauchte. Entwöhnungskurse und gesundheitliche Beratung würden angeboten. "Wir empfehlen eine gute Praline statt Rauchen."