Verteidigungsminister spricht in Pinneberg. Die Sparkasse Wedel fühlt sich gut aufgestellt. In Uetersen singen die Chorknaben Grusical.

Pinneberg. Glück und Unglück liegen dicht beieinander. Beim CDU-Neujahrsempfang im Pinneberger Hotel Cap Polonio am Fahltskamp saßen sie an einem Tisch - in Gestalt von Ole Schröder und Christian von Boetticher. Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium wurde 2011 Vater. Im Juni brachte seine Frau, Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, Tochter Lotte Marie zur Welt. Seinem Freund Boetticher geriet die Welt nur wenige Wochen später aus den Fugen. Der einstige Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein stolperte über die Affäre mit einer 16 Jahre alten Schülerin. Seine politische Karriere liegt seitdem auf Eis.

"Christian von Boetticher hat einen schweren Gang hinter sich", sagte Thomas de Maizière. "Wie die Parteikollegen und er selbst damit umgegangen sind, verdient größten Respekt." Der Verteidigungsminister war der Einladung seines ehemaligen Staatssekretärs Ole Schröder trotz zahlreicher Verpflichtungen und Termine gefolgt. "Ole Schröder ist ein gut aussehender, begabter Jurist", sage der ehemalige Innenminister und erntete an dieser Stelle erste Lacher.

+++ Westerwelle macht Dampf - im Maschinenraum der Partei +++

"Davon gibt es in Hamburg und Umgebung viele." Noch mehr Lacher. Er habe sich Ole Schröder im Übrigen in keiner Funktion selbst ausgesucht, sondern bereits "vorgefunden". "Ich hätte mit Mühe sagen können, ich will ihn nicht", sagte Thomas de Maizière, "aber ich kannte ihn ja gar nicht." Dann habe er Ole Schröder kennen und schätzen gelernt. "Am liebsten hätte ich ihn in das neue Amt mitgenommen. Aber da waren ja schon zwei."

Ole Schröder nahm es mit Humor. In seiner Neujahrsrede verwies der CDU-Kreistagsvorsitzende auf zwei Konstanten eines jeden Jahres: Krisen und Wahlen. Doch anders als in Ansprachen zuvor, schweifte er in die Ferne: Reaktorkatastrophe in Japan, Hungersnot am Horn von Afrika, Arabischer Frühling, Kampf gegen rechtsextremen Terror, Eurokrise.

+++ Besonderer Neujahrsempfang: Ahoi, meine Perle +++

Kein Wort zu Kreispolitik und Landtagswahl. Für 2012 wünsche er sich mehr Rücksicht und Respekt, dem Polizisten, dem Lehrer, dem Nachbarn gegenüber. "Und ich hoffe auf mehr Respekt vor dem Staatsoberhaupt."

Dann bat er den "Wellenbrecher jeder Hast und Oberflächlichkeit" aufs Podium - Thomas de Maizière. Der hatte wenige Stunden zuvor die Boostedter Kaserne im Kreis Segeberg besucht, um Gründe für die bevorstehende Standortschließung zu erklären. In Eutin, wo der Minister am gleichen Tag beim Neujahrsempfang der CDU Ostholstein in Oldenburg war, wird das Heer nicht völlig abgezogen.

Auch hier lagen Glück und Unglück dicht beieinander. Thomas de Maizière betonte vor den rund 500 Gästen in Pinneberg, dass Schleswig-Holstein auch nach der Strukturreform noch doppelt so viele Dienstposten haben wird wie der Bundesdurchschnitt - in Relation zur Einwohnerzahl. Die Entscheidungen, welche Standorte geschlossen werden, habe er nicht leichtfertig getroffen. Er sei sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. Das verdeutliche er mit seiner Erinnerung an die militärische Begrüßung bei seinem Amtsantritt im März 2011. Wie er mit seinem Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg zunächst einsam auf dem Podium stand, um anschließend die Front abzuschreiten und den Soldaten fest in die Augen zu blicken. "Danach ziehen die Soldaten vorbei und schauen dem Minister in die Augen. Später allein am Ehrendenkmal für die gefallenen Soldaten, als das Lied "Ich hatte einen Kameraden" ertönte, sei ihm "mit voller Macht" seine Verantwortung deutlich geworden, es geht um Leben und Tod. "Wer da kalt bleibt, den möchte ich kennenlernen." Er sei gern Verteidigungsminister, trotz unpopulärer Entscheidungen, die er habe treffen müssen. Dennoch sei die Bundeswehrreform richtig. "Bei der Bundeswehr gab es Verfettungserscheinungen", sagte er. Künftig werde sich die Bundeswehr zudem stärker in der internationalen Verantwortung sehen. "Es reicht nicht mehr, nur Schecks zu schicken und sich auf seine besondere Rolle im Zweiten Weltkrieg zu berufen", sagte Thomas de Maizière.

+++ Feier im Cruise Center: Mit der Heimat im Herzen +++

Bevor Thomas de Maizière weiter nach Kiel eilte, gab ihm Ole Schröder ein Geschenk mit auf den Weg. Eines von vielen erfolgreichen Produkten aus der Region: Kölln-Haferflocken und Kekse des Elmshorner Lebensmittelherstellers, von denen einer laut Schröder den Kalorienbedarf eines Tages abdeckt: "Damit sind wir hier alle groß und stark geworden."

Bevor der Verteidigungsminister entschwand, regte er noch die Gründung einer "Opa-Zentrale" an, als Pendant zur "Oma-Zentrale". Die 1972 von der Pinnebergin Brigitte Langrock gegründete Initiative wurde an diesem Abend mit dem Rolf-Bremer-Preis ausgezeichnet. Ältere Frauen schenken Kindern Zeit und Liebe und entlasten stark eingespannte Eltern.

Brigitte Langrock ergriff in ihrer Dankesrede die Gelegenheit, weitere Leih-Omas anzuheuern: "Mein Mann und ich haben ausgehend von der Einwohnerzahl Pinnebergs und abzüglich aller Möglichkeiten des Nichtkönnens oder des Gebundenseins in anderen wertvollen Organisationen errechnet: Etwa 1000 nette, fitte Damen sollten frei sein."