Der Dauerregen sorgt für Überschwemmungen im Kreis Pinneberg. Viele Menschen sind frustriert wegen der nassen Witterung

Kreis Pinneberg. Regen, Regen, Regen - und es scheint schier kein Ende des Schietwetters in Sicht. Nachdem der Januar so begonnen hat wie der letzte Monat des Vorjahres, der zu den fünf nassesten Dezembern seit 1881 gezählt hat, steht im Kreis Pinneberg das Wasser Unterkante Oberlippe.

Und da die Sturmtiefs "Ulli" und "Andrea" dem Norden weitere heftige Regenfälle beschert haben, sind die Pegelstände von Elbe, Krückau und Pinnau sowie etlichen kleinen Bächen am Maximum. Manchenorts wird "Land unter" gemeldet.

Die Bahnunterführung am Prisdorfer Hudenbarg war trotz Einsatzes der Feuerwehr bereits am Mittwoch vollgelaufen und musste für den Verkehr gesperrt werden. An der nahen Bilsbekbrücke ist der Bach über die Ufer getreten und hat eine Seenlandschaft entstehen lassen. Auch im Bereich der Pinnauniederung, zum Beispiel in Ellerbek und Borstel-Hohenraden, standen am Donnerstag Straßen und Wege unter Wasser.

Anders als befürchtet, mussten die hiesigen Feuerwehren wegen des Sturms am Donnerstag nur zu wenigen Einsätzen ausrücken. So zum Beispiel am Liether Moor in Klein Nordende, wo ein Baum auf die Straße gefallen war. Bis gestern 17 Uhr meldete die Feuerwehr 20 Unwetter-Einsätze. In den meisten Fällen waren Bäume umgeknickt oder es hatten sich Dachziegel beziehungsweise -platten gelöst.

Die größte Sorge bereitete der Feuerwehr der hohe Wasserstand der Elbe in Wedel. Für viele der hiesigen Gewässer sprang die Ampel der Pegelmessungen schon am Mittwoch auf Gelb. Das bedeutet, dass der Wasserstand "Hoch" erreicht ist. Zum Beispiel lag der Pegel der Mühlenau in Rellingen am Donnerstagvormittag über 2,0 Metern und mithin über dem sogenannten Mittleren Hochwasser.

Genau beobachtet werden die steigenden Wasserstände von Norbert Jaenisch, Leiter des Teams "Wasser" bei der Kreisverwaltung, und seinen Kollegen. "Wir sehen die Entwicklung mit Sorge, noch aber ist die Lage nicht bedrohlich", bewertet der Experte die Situation. Jaenisch ergänzt jedoch: "Viel mehr können die Gewässer nicht mehr aufnehmen, sehr lange weiterregnen darf es also nicht."

Der Boden ist nach dem wochenlangen Regen völlig voll gesogen, kann kein weiteres Wasser mehr aufnehmen. Das Regenwasser muss also komplett in Gräben, Bäche, Flüsse ablaufen. Drückt aber das Wasser der Nordsee bei Sturm stark in die Elbe, oder müssen wie jetzt während des Sturms die Fluttore zum großen Strom geschlossen werden, können Pinnau und Krückau nicht mehr Richtung Elbe ablaufen.

"Wir wissen alle, dass sich das Klima ändert. Und müssen registrieren, dass die Wetterkapriolen schlimmer geworden sind", sagt Norbert Jaenisch.

Natürlich stehen auch viele Felder und Baumschulflächen unter Wasser, an eine Befahrung mit Maschinen ist gar nicht zu denken. Aus Sicht der Bauern ist die Lage noch nicht dramatisch, sagt Jochen Schmidt, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands.

Schäden seien dann zu befürchten, wenn Winterkulturen zu lange unter Wasser ständen und somit unter Sauerstoffmangel leiden. Ab Februar sollten die Flächen dann schon möglichst trocken sein, damit die Bewirtschaftung mit Maschinen wieder beginnen kann.

Gleiches gilt für die Baumschuler in der Region. "Momentan ruht der Betrieb", sagt Frank Schoppa, Geschäftsführer des Landesverbands Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen. "Wenn wir keinen Frost mehr bekommen, wird es zum Februar hin wieder losgehen." Und nicht nur die Profis sind genervt. Bei den allermeisten Menschen im Kreis Pinneberg ist der Regenfrust parallel zu den Pegelständen weit nach oben gestiegen.

Afide Ardahan aus Pinneberg hat nach eigenen Worten wirklich genug vom vielen Regen. "Ich hätte lieber ein bisschen Schnee im Winter gehabt, bei dem ganzen Regen will man gar nicht mehr aus dem Bett aufstehen."

Auch Christa Dölling aus Prisdorf ist nicht glücklich mit der aktuellen Wetterlage. "Ich habe gesundheitliche Probleme, wenn es draußen feucht und kalt ist. Ein Winter mit mehr Schnee und etwas weniger Regen wäre natürlich schöner gewesen, aber man muss es nun mal ertragen." Gegen den Schlechtwetterfrust hat sie ein einfaches Mittel. "Ich verreise gern. Im November war ich in Teneriffa, im Februar bin ich auch wieder weg. Wärme und Sonne sind noch schöner, wenn zu Hause schlechtes Wetter ist." Lienhard Steppuhn aus Uetersen sieht das Ganze eher gelassen. "Ich bin nicht genervt vom Wetter, mich stört der Regen eigentlich nicht." Sein Tipp gegen den Frust: "Einfach anständig anziehen." Vor dem Regen zu fliehen, ist für ihn keine Lösung. "Im Urlaub ist das Wetter doch derzeit genauso wie hier, wozu also wegfahren?"