An Graffiti scheiden sich die Geister. Der Hausmeister begegnet den Wandbildnern mit einem Dampfstrahler - für den Künstler ist es eine Frage des Style

Das Thema Graffiti ist sehr umstritten. Einige Menschen halten Graffiti für Kunst, andere für Schmiererei. Christoph Emeis, David Alexander Sy und Amon Leyfeld haben über das Thema Graffiti mit Michael Rein, Hausmeister der Regionalschule Wedel, und dem legalen Sprayer Sascha Siebdrat alias "Vaine" gesprochen.

Hamburger Abendblatt

An der Regionalschule Wedel gibt es immer wieder Schmierereien, wie entfernen Sie die?

Michael Rein:

Eine Reinigungsfirma entfernt sie mit Dampfstrahlern, dafür haben sie beim aktuellen Fall fast zwei Tage gebraucht. Es kann aber auch eine Woche dauern. Es hat den Steuerzahler das letzte Mal fast 3000 Euro gekostet.

Reichen Dampfstrahler dafür wirklich aus?

Rein:

Ja, weil ein Anti-Graffiti-Lack auf die Wände aufgetragen wurde, sodass die Farbe nicht ins Mauerwerk einziehen kann. Ohne diesen Graffiti-Schutz wäre es viel aufwendiger, weil man mit Chemikalien arbeiten müsste.

Was ist Ihre persönliche Meinung zu Graffiti?

Rein:

Ich finde die Tags, das sind die Schriftzüge der Sprayer, hässlich, aber wenn ein Graffiti richtig gut gemacht ist, habe ich auch Respekt davor.

Wie ist die Haltung der Schulleitung gegenüber Graffiti? Werden auch die guten Graffiti entfernt?

Rein:

Die Schulleitung lässt Graffiti grundsätzlich entfernen. Das kann ich verstehen. Wenn eins dran bleibt, kommen andere Sprayer.

Haben Sie schon jemanden beim Sprayen erwischt? Welche Konsequenzen drohen einem Sprayer?

Rein:

Nein, Gott sei dank nicht. Folgen gibt es keine. Strafen gibt es nur, wenn jemand auf frischer Tat ertappt wird.

Wie sind Sie zum Sprayen gekommen, Herr Siebdrat?

Sascha Siebdrat:

Ich habe schon immer gezeichnet, Ende der 80er Jahre habe ich Schmierer kennen gelernt. Diese haben mir geraten, es mal mit dem Sprayen zu versuchen. Erst habe ich illegal gesprayt, bis die ersten Aufträge kamen. Als ich einmal erwischt worden bin, während ich eine Bahn angemalt habe, war für mich Schluss mit dem illegalen Sprayen. An den Schulden, die ich für die Bußgelder aufnehmen musste, hatte ich ordentlich zu beißen.

Bekommen Sie genug Aufträge, um hauptberuflich zu Sprayen?

Siebdrat:

Zurzeit habe ich ziemlich viele Aufträge. Da ich immer mehr Anfragen und Aufträge von Firmen bekomme, reicht es für mich zum Leben, sodass ich es hauptberuflich machen kann. Macht euch aber nichts vor, es ist nicht so einfach, das hauptberuflich zu machen. In Hamburg gibt es vielleicht zehn Sprayer, die gut genug dafür sind und von denen brauchen bestimmt noch fünf einen Nebenjob.

Gibt es einen speziellen Sinn hinter Ihren Graffiti? Wollen Sie etwas damit ausdrücken?

Siebdrat:

Ja, ich will schon etwas mit meinen Graffiti ausdrücken - einen bestimmten Sinn hat aber es nicht. Ich versuche, in jedes Graffiti meinen eigenen Style einzubringen. Wenn mir der Auftraggeber einen fertigen Schriftzug gibt, den auch ein Maler hinbekommen würde, lehne ich den Job auch mal ab.

Was halten Sie inzwischen von illegalen Sprayern?

Siebdrat:

Illegale Sprayer finde ich gut, weil so die Graffiti nicht aussterben. Es gibt viele Sprayer, die die Wände nur voll schmieren, aber auch unter denen gibt es immer wieder Künstler.

Herr Rein, Herr Siebdrat - wir bedanken uns für das Gespräch.