Am 5. Juni ist der Tag der Umwelt. Alle Gewässer sollen bis 2015 einen naturnahen ökologischen Zustand erreichen

Kreis Pinneberg. An diesem Sonnabend begehen Naturschützer den "Tag der Umwelt", der 1972 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde. Das Motto lautet dieses Mal "Leben ist Vielfalt". Passend dazu sind Fachleute der Gewässerverbände Krückau und Pinnau sowie Mitarbeiter des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume bei einer gemeinsamen Exkursion der Artenvielfalt entlang der Krückau auf den Grund gegangen. Begleitet wurden sie von dem Biologen Stefan Greuner-Pönicke, Fachmann für ökologische Gutachten.

Überall dort, wo die Natur möglichst unbehelligt von menschlichen Eingriffen ist, hat sie die Chance, sich zu entfalten. Das gilt auch und gerade für die Auenlandschaften entlang der großen Elbzuflüsse. Die regionalen Wasser- und Bodenverbände, die vom Land mit der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie betraut wurden, haben ein wachsames Auge auf den Naturschutz entlang der Flussufer. Gemeinsam mit Umweltschutzverbänden, Landwirten, Fischereivertretern, Kreisen, Ämtern und Städten arbeiten sie am großen Ziel: Alle Gewässer sollen bis 2015 einen naturnahen ökologischen Zustand erreichen.

Pinnau und Krückau gehörten noch in den 60er-Jahren mit zu den am stärksten verschmutzten Flüssen Deutschlands. Seither hat sich viel getan: Nicht zuletzt das Klärwerk in Hetlingen hat maßgeblich zur Entlastung der Flüsse beigetragen. Das Einzugsgebiet des für die Abwasserentsorgung zuständigen "azv Südholstein" umfasst beide Flusssysteme nahezu komplett inklusive der Städte Norderstedt, Elmshorn, Barmstedt, Kaltenkirchen, Uetersen und Quickborn. Heute ist die Gewässergütequalität der beiden Flüsse größtenteils gut.

Im Sinne eines ganzheitlichen Gewässerschutzes hat der "azv" seit 2003 auch die Geschäftsführung für den Gewässerverband Krückau inne: Denn nicht nur die Wasserqualität, sondern auch Breite, Fließgeschwindigkeit und Tiefe eines Flusses bestimmen mit, welche Tier- und Pflanzenarten in und am Wasser zu finden sind. Die ökologische Qualität ist daher entlang der Flussabschnitte teils sehr unterschiedlich.

In Langeln etwa, an der Grenze der Kreise Pinneberg und Segeberg, schlängelt sich die schmale Krückau durch die Wiesen, beschattet von Bäumen. In dem mäandernden Flusslauf finden viele Tierarten geeignete Lebensräume. Biologe Greuner-Pönicke attestiert dem Gewässer einen guten ökologischen Zustand. Gemäht oder geräumt wird hier so gut wie nie.

Keine Selbstverständlichkeit: Bernhard Tietjen, Vorsitzender des Gewässerverbandes Krückau, weiß, dass es nicht immer leicht ist, unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bekommen: Landwirte und Entwässerungsplaner der Gemeinden brauchen die Krückau, um das Wasser von Feldern und versiegelten Flächen abfließen zu lassen. Naturschützer sehen sie als wichtigen Lebensraum, der zudem als ausgewiesenes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter besonderem Schutz steht. "Unsere Aufgabe ist es, im Sinne des Naturschutzes stets nach der besten gemeinsamen Lösung zu suchen. Dafür müssen wir alle Beteiligten an einen Tisch holen", sagt Tietjen.

In der Seestermüher Marsch würde ohne ein Entwässerungssystem aus künstlich angelegten Gräben die Marschlandschaft im wahrsten Sinne des Wortes untergehen. Die Gräben verlaufen fast durchgehend schnurgerade, Fische leben dort kaum, die Bewirtschaftung der Felder reicht bis an den steilen Rand. Damit das Wasser aus Elmshorn und Klein Nordende abfließen kann, müssen die Gräben zudem regelmäßig gereinigt werden. "Da die bestehende Nutzung in der Regel nicht eingeschränkt werden kann, ist es im Bereich der Marsch schwierig, geeignete Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der künstlichen Gewässer umzusetzen", sagt Astrid Fischer vom Ministerium, die den Wasser- und Bodenverbänden im Gebiet von Pinnau und Krückau beratend zur Seite steht. Doch auch in der Marsch habe die ökologische Qualität der Gewässer schrittweise verbessert werden können.

"Auch der Pinnau und ihren Nebengewässern hat die Wasserrahmenrichtlinie schon enorm geholfen", meint Hermann Ahrens, Vorsitzender des Gewässerverbandes Pinnau. Im Vergleich zur Krückau ist der Einzugsbereich der Pinnau deutlich städtischer geprägt: Der Hamburger Flughafen sowie Norderstedt, Quickborn, Henstedt-Ulzburg, Pinneberg und Uetersen nutzen den Fluss zu Entwässerungszwecken. Die Pinnau sei laut Ahrens in ihrem Lauf durch den Menschen in weiten Teilen erheblich verändert worden und daher noch relativ weit vom angestrebten naturnahen Zustand entfernt.