Mehrkosten von 370 000 Euro, weil der Planer die Beleuchtung und die Stromversorgung vergaß

Wedel. Gleich zwei Hiobsbotschaften zur Maritimen Meile prasselten auf die Mitglieder des Wedeler Planungsausschusses während ihrer jüngsten Sitzung ein. Zum einen kostet der neue Anlege-Ponton vor dem "Willkomm Höft", an dem der Helgoland-Katamaran festmachen soll, 370 000 Euro mehr als geplant. Zum anderen präsentierte ein Planungsbüro Entwürfe zum Ausbau des Schulauer Hafens, die eine völlig andere Datenbasis besitzen, als die Politiker angenommen hatten. Jetzt muss nachgebessert werden, und der Baubeginn noch in diesem Jahr gerät in Gefahr.

"Die Planung ist unter aller Kanone, einfach schlecht. Weit mehr als 20 Prozent Abweichung - was für ein Planer ist das denn?", sagte Ausschussvorsitzender Peter Meier (CDU). Statt der angenommenen Kosten von 1,37 Millionen sollen nun für den gleichen Ponton etwa 1,74 Millionen Euro bezahlt werden. SPD-Planungsexperte Manfred Eichhorn ergänzte: "Wenn das der Architekt für mein Haus gemacht hätte, würde ich den sofort nach Hause schicken." Auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bekamen ihr Fett weg. Meier: "Und sie als Verwaltung sind da 'reingelaufen."

Die Pannen des Büros: Es hatte in seiner ersten Aufstellung die Kosten für Beleuchtung und Energieversorgung einfach unberücksichtigt gelassen. Ein elegant leuchtender Schriftzug "Willkomm Höft Wedel" tauchte in der Kalkulation nicht auf.

Verwaltung schlägt vor, den Ponton um zehn Meter zu verkürzen

Außerdem hatte sich der Ansatz der Kosten für die Aufbauten des 60 Meter langen Schwimmpontons als zu gering erwiesen. Auf dem Stahlkörper sollen verglaste Wartezonen und ein Kiosk entstehen.

Die Verwaltung schlug den Politikern deshalb vor, den Ponton um zehn Meter zu kürzen, damit auch die Wartezone zu verkleinern und den Kiosk wegfallen zu lassen. Der Leucht-Schriftzug würde auf "Willkomm Höft" verkürzt, das "Wedel" sollte eine bannerartige Ersatzlösung über dem Aufgang Richtung Schulauer Fährhaus bekommen. Selbst diese Variante sollte noch mehr als 100 000 Euro zusätzlich kosten.

Gegen jene Minimallösung hagelte es Proteste aus allen Fraktionen. Eichhorn: "Das ist Wedels Entree von der Wasserseite. Da darf nichts Schluffiges hin." Meier: "Wenn die Welt etwas in Wedel kennt, dann diese Stelle." Klaus Köhler (CDU): "Das ist das Klingelschild von Wedel."

So lehnten alle Parteien die Verkleinerungslösung des Bauamtes ab. Da beim Land geringere Summen angegeben wurden, auf die Zuschüsse aus dem Städtebaufonds und EU-Mitteln berechnet wurden, besteht jetzt die Gefahr, dass Wedel schlimmstenfalls die Mehrausgaben selbst übernehmen muss. Ausschussvorsitzender Meier beauftragte deshalb die Verwaltung, das Gesamtkonzept der Maritimen Meile nochmals genauer durchzurechnen, um an anderer Stelle einzusparen.

Auch der Hafenumbau wird deutlich mehr kosten als bislang kalkuliert

Denn auch bei der Vorstellung der präzisierten Ausbaupläne und Schwell- beziehungsweise Sedimentschutzanlagen für den Schulauer Hafen klaffen gewaltige Lücken zwischen den bisherigen Angaben des Planungsbüros und dem präzisierten Konzept eines anderen Planers. Der bezifferte die Kosten für einen umgebauten und erweiterten Hafen mit Quermole auf 3,6 Millionen Euro, mit einer Dockschleuse auf 6,2 Millionen und mit einer Kammerschleuse, die ein tideunabhängiges Ein- und Ausfahren ermöglicht, auf 15,5 Millionen Euro. Hinzu kämen jährliche Baggerkosten zwischen40 000 und 18 000 Euro. Allerdings hatte die Präsentation ein Manko: Sie hatte Varianten unberücksichtigt gelassen, die die Politiker zuvor schriftlich festgehalten hatten. So öffneten die Planer die Hafeneinfahrt mit Mole in ihren Überlegungen stromauf nach Osten, während im Ausschuss bisher eine stromabwärts zum Strandbad hin gerichtete Einfahrt zur Rede gestanden hatte. Viele Aspekte müssen nun nachgearbeitet werden Die Zeit drängt, weil eine europaweite Ausschreibung nötig wird. Und falls im Herbst mit dem Bau begonnen werden soll, muss eine Entscheidung noch vor den Sommerferien fallen.