Pensionär sammelt seit zwölf Jahren Pfandflaschen und Dosen ein. Einträgliche Freizeitbeschäftigung brachte schon mehrere hundert Euro ein. Flaschenöffner sind die zweite Leidenschaft.

Rellingen. "Man muss nur genug trinken, dann kann man vom Flaschenpfand leben." Diesen Spruch aus der Punker-Szene hat Claus Wiech für sich in einer etwas anderen Weise umgesetzt. Der Rellinger Pensionär sagt: "Das Geld liegt am Wegesrand. Man muss sich nur bücken."

Wofür sich der frühere Postzusteller und gelernte Tischler mit 75 Jahren noch krumm macht, das sind die achtlos weggeworfenen Flaschen und Getränkedosen. Immer wenn Wiech in Rellingen und Umgebung unterwegs ist, hat er einen leeren Einkaufsbeutel dabei, den er bei seinen Spaziergängen Stück für Stück mit den ausgedienten Getränkebehältern füllt. Klar, dass sich der rüstige Rentner mit Argusaugen ausschließlich der pfandpflichtigen Dosen und Flaschen annimmt. Denn die bringen richtig Geld ein. "Für Plastikflaschen und Getränkedosen gibt es 25 Cent pro Stück. Auf Glasflaschen beträgt das Pfand acht Cent", erläutert Wiech. Seit zwölf Jahren langt der Rellinger bei Leergut zu. Aber erst mit der Einführung der Einwegpfand-Regelung sei die Sache richtig in Schwung gekommen.

Das verdeutlichen die Zahlen. Insgesamt - so schätzt Wiech - habe er in den vergangenen zwölf Jahren wohl an die 800 Euro Pfandgeld eingenommen. Seit 14 Monaten mästet er gezielt sein Sparschwein. Und hat seitdem schon mehr als 100 Euro in den Schlitz gesteckt. Ein satter Gewinnzuwachs. Das Schweine-Geld soll auf einer Reise nach Amrum ausgegeben werden.

Wiechs Revier ist das gesamte Rellinger Ortszentrum ebenso wie die Feldmark. Die größte Menge an Buddeln und Dosen lässt sich nach den Wochenenden einsammeln. "Neulich lag am Gemeindesportplatz hinter dem Rathaus so viel rum, dass ich den Sammelbeutel zwischendurch erst mal zu Hause ausleeren musste", sagt Wiech. Doch auch in den Naherholungsgebieten wie rund um den See bei den Funktürmen gibt es reiche Beute. Dass Wiech mit seinem einträglichen Hobby nicht allein ist, hat er auch schon festgestellt. "Manchmal wollte ich eine Buddel erst auf dem Rückweg mitnehmen, doch dann war sie schon futsch!"

Apropos Hobby: Der Rentner geht noch einer anderen Leidenschaft nach, die mit Getränken zu tun hat. Seit 20 Jahren sammelt Wiech Flaschenöffner: vor allem Kronenkorkenheber, aber auch Kombiinstrumente, die auch als Korkenzieher benutzt werden können. Was er nicht selbst an Werbestücken ergattern konnte, schickten ihm Freunde und Bekannte als Urlaubsmitbringsel. Inzwischen deckt die Kollektion nahezu alle europäischen Länder sowie Kanada, Costa Rica und Japan ab. Manche haben sogar Musik an Bord oder rufen "Tooor" aus dem eingebauten Minilautsprecher. Die schönsten Stücke hat Wiech als Dekoration für seine Gartenlaube verarbeitet. Ein Öffner enthält die Inschrift: "Whisky, Bier und Führerschein können keine Freunde sein."