Das Gift des exotischen Gewächses kann Reizungen, Entzündungen oder Verbrennungen auf der Haut auslösen.

Kreis Pinneberg. Der Typ ist gefährlich, greift Menschen an und wird per Steckbrief gesucht! Die Rede ist nicht etwa von einem Schwerkriminellen, sondern von einer auf den ersten Blick ganz harmlosen Pflanze: Es geht um die Herkulesstaude - alias Riesenbärenklau. Um die Ausbreitung dieser vor 100 Jahren eingeschleppten botanischen Schönheit einzudämmen, griff die Pinneberger Kreisverwaltung zu einem ungewöhnlichen Mittel: Per Aushang mit dem Titel "Wanted" werden - zunächst im Internet - die Bürger aufgefordert, Hinweise an die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis oder an die örtlichen Kommunen zu geben, falls die Herkulesstaude gesichtet wird.

Was die Pflanze mit dem botanischen Namen heracleum mantegazzianum für Menschen so gefährlich macht, sind die schmerzhaften und gesundheitsgefährdenden Folgen bei Körperkontakt: "Alle Pflanzenteile enthalten genügend Gift, um Reizungen, Entzündungen oder Verbrennungen der Haut auszulösen", sagt Holger von Thun, Chef des Fachdienstes Umwelt in der Kreisverwaltung. Verschärfend komme hinzu, so Halstenbeks Umweltfachmann Henning Willers, dass der Pflanzensaft des Riesenbärenklaus photosensibilisierende Substanzen enthält. Die reagieren auf ultraviolette Strahlung bei Sonnenschein und lösen oft erst bis zu zwei Stunden nach der Berührung die schmerzhaften Beschwerden aus. Brandblasen sowie nässende Ödeme können sich daraus entwickeln.

Oft sind die Verbrennungen dritten Grades so intensiv, dass mehrwöchige Klinikaufenthalte erforderlich werden. Auch Fieber, Kreislaufschocks und Schweißausbrüche werden von Experten beschrieben. Henning Willers weiß, dass in Einzelfällen sogar Hauttransplantationen erforderlich wurden. An heißen Tagen ist nicht einmal ein körperlicher Kontakt nötig. Die lichtsensiblen Substanzen werden an die Luft abgegeben und können beim Einatmen akute Bronchitis oder Atemnot hervorrufen.

Wegen dieser Auswirkungen und der rasanten Ausbreitung der Herkulesstaude, verbunden mit der Verdrängung heimischer Arten, führt an der Eindämmung des Gewächses mit den eindrucksvollen Blüten kein Weg vorbei. Im öffentlichen Bereich haben die Behörden die Ausbreitung bereits einigermaßen im Griff. Gefahr lauert jedoch auch in privaten Gärten und Anlagen. Deshalb ist jetzt besonders die Mithilfe der Bürger nötig. Sie sollten Standorte des Gewächses melden, damit ein regionales Register im Kreis Pinneberg aufgebaut werden kann. Am einfachsten ist der Staude der Garaus zu machen, wenn sie noch klein ist, wie jetzt in den Monaten April und Mai. Doch auch dann sollten Handschuhe und bei Bedarf weitere Schutzkleidung getragen werden. Denn die Verletzungsgefahr ist jetzt am größten. Rat und Hilfe gibt es dazu in den Umweltabteilungen der Kommunen sowie im Internet. Keinesfalls sollten neue Riesenbärenklau angepflanzt werden.

Seit der Verwilderung der Pflanze in den 80er-Jahren hat sich die Herkulesstaude bereits in weiten Teilen Süd-, Mittel- und Westdeutschlands ausgebreitet und lässt sich dort nur schwerlich zurückdrängen. "Bevor es auch in Norddeutschland zu einer flächigen Verbreitung des Doldengewächses kommt, sollen bereits vorhandenen Bestände nun mit aller Macht bekämpft werden", sagt von Thun. Damit möglichst alle Vorkommen der Staude erfasst werden, seien Naturschutzbehörden und Gemeinden jedoch auf die Unterstützung der Bürger angewiesen. Weitergehende Informationen zur Herkulesstaude, ihrem Aussehen und Verbreitungsgebiet gibt es im Internet.

www.kreis-pinneberg.de