Die Stadt Pinneberg setzt alles daran, die Straße kurzfristig zu bauen. Gegner rüsten zum Widerstand.

Pinneberg. Die Landesregierung hat grünes Licht für Pinnebergs meist umstrittenes Straßenbauprojekt gegeben: Im Schulterschluss überbrachten die Landtagsabgeordneten Bernd Schröder (SPD) und Christian von Boetticher (CDU) gestern am späten Nachmittag Bürgermeisterin Kristin Alheit den seit Ende vorigen Jahres täglich erwarteten Planfeststellungsbeschluss für die Westumgehung. "Das ist ein historischer Tag für die Kreisstadt", so die beiden Abgeordneten unisono. Kristin Alheit: "Die Stadt setzt jetzt alles daran, die Straße kurzfristig zu bauen".

Wenn es glatt läuft, kann Ende dieses Jahres mit dem Bau des ersten 1,5 Kilometer langen Abschnittes zwischen Müßentwiete und der Autobahnanschlussstelle Pinneberg-Nord begonnen werden. Nach der Fertigstellung, die für 2013 anvisiert ist, könnte die zweite 1,4 Kilometer reichende Strecke zwischen Müßentwiete und Mühlenstraße in Angriff genommen werden. "Wegen der Brücken über die Bahnlinie und über die Pinnau ist es das teuerste Straßenstück", sagt Bauamtschef Klaus Stieghorst.

Die kompletten Baukosten für beide Abschnitte der Westumgehung betragen rund 17,5 Millionen Euro. Davon übernimmt das Land Schleswig-Holstein 75 Prozent. Die für die Stadt verbleibenden 4,5 Millionen Euro würden sich verringern, weil die Stadt Pinneberg durch Grundstückskäufe bereits in Vorleistung getreten ist. Die würden mit den Baukosten verrechnet, sagt Stieghorst.

So geht es weiter: Die Straßenbaupläne werden in der Pinneberger Bücherei und in den Umlandgemeinden öffentlich ausgelegt. Die Gegner des Projektes haben einen Monat Zeit, Rechtsmittel einzulegen.

"Der Kampfgeist ist hellwach", kommentiert Wilhelm Mecklenburg die Nachricht vom Planfeststellungsbeschluss. Der Pinneberger Rechtsanwalt vertritt Naturschutzverbände sowie gewerbliche und private Anlieger der geplanten Trasse. Die Stadt ist auf Klagen vorbereitet: "In diesem Fall werden wir Sofortvollzug beim Verkehrsministerium beantragen", sagt Kristin Alheit. Das bedeutet, dass sich der Baubeginn nicht verzögern würde. Pinneberg hatte für den Fall des Planfeststellungsbeschlusses bereits vorgesorgt. Die Politiker hatten in den Haushaltsdebatten 350 000 Euro für die Kosten der Ausführungsplanung im Haushalt befürwortet. Auch ein Teil der Baukosten in Höhe von zwei Millionen Euro ist im Etat eingeplant, "damit wir in diesem Jahr loslegen können", sagt Stieghorst.

Um den Bau der Westumgehung wird seit Jahren in Pinneberg gestritten. Für die Befürworter bedeutet die Trasse eine Erlösung: Zunächst erhält das derzeit noch brach liegende Gewerbegebiet Müßentwiete eine Anbindung an die Autobahn 23. "Das birgt eine riesige Zukunftschance für Pinneberg", sagt Bernd Schröder. "Mit der Ansiedlung von Gewerbe würden Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen. Dadurch könnten endlich Einnahmen generiert werden. Andererseits könnten die lärm- und staugeplagten Anwohner der Elmshorner-, Berliner-, Prisdorfer und Mühlenstraße endlich aufatmen. Die Gegner der Westumgehung beklagen die Kosten des Projektes, die Zerstörung wertvoller naturreicher Areale sowie die Verschlechterung der Wohnqualität in Pinneberg-Nord. Durch die Westumgehungsstraße würde zudem der stark besiedelte Stadtteil von seinen Naherholungsgebieten abgeschnitten werden.