Verbandssprecherin unzufrieden mit der Politik: Gesetzgeber sollte lieber die Abgabesätze auf Speisen senken.

Kreis Pinneberg. Marion Rade, stellvertretende Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa), hat noch von keinem Hotel gehört, das seine Preise aufgrund der Umsatzsteuersenkung nach unten korrigiert. "Die Spielräume sind zu klein", sagt sie und kritisiert, dass das Gesetz an der Realität vorbei gehe. "Vom DeHoGa war gewünscht, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen gesenkt wird, weil Restaurants im Einkauf sieben Prozent bezahlen, im Verkauf aber 19 Prozent berechnen und an den Staat abführen müssen - zwölf Prozent zahlen wir gewissermaßen aus eigener Tasche, weil wir sie nicht als Vorsteuer geltend machen können", erklärte sie. Den Kollegen aus den Hotels gönnt sie diese Steuersenkung, weil deren Rahmenbedingungen auch immer schwieriger geworden seien. Nach ihren Angaben gibt es 1000 Hotelbetten im Kreis.

Doch obwohl die Verbandssprecherin nichts davon weiß, gibt es Hotels, die ihre Steuernachlässe auch an die Gäste weitergeben. Sabine Lexow, Chefin des Parkhotels Rosarium in Uetersen , gehört zu den Gebern: Sie wird die Steuerersparnis aufteilen. "Im Prinzip ist das ja ein Geschenk des Staates. Ein Teil wird dem Gast zugute kommen, der andere uns." Ein Beispiel: Der Zimmerpreis sinkt um drei Euro auf 70 Euro. Das Frühstück wird mit zwölf Euro extra ausgewiesen. Wenn am Ende tatsächlich mehr Geld in der Kasse übrig bleibt, will Sabine Lexow investieren, und zwar für etwas, das immer wieder aufgeschoben wurde: für eine Sauna, um mehr Wellness im Haus zu ermöglichen.

Auch das Hotel Cap Polonio in Pinneberg hat laut Kay Wulf, dem Leiter des Hotels, seine Zimmerpreise gesenkt: um 2,50 Euro. Jetzt kostet ein Einzelzimmer 79,50 Euro inklusive Frühstücksbüfett.

"Viele Unternehmen sparen bei Dienstreisen und Privatkunden, verzichten wegen der wirtschaftlichen Lage auch auf die eine oder andere Wochenendreise - da können wir Preissenkungen nicht bieten ", bestätigt André Kreuzer, Inhaber des gleichnamigen Hotels in Wedel, die Position der Verbandssprecherin. Der Markt sei in den vergangenen Jahren "nicht rosig" gewesen. "Und wir haben die Preise niedrig gehalten, obwohl Erhöhungen angemessen gewesen wären. Wir werden nun aber verstärkt investieren", sagt der Chef des 50 Zimmer großen Hauses.

"Es handelt sich um ein Wirtschaftswachstums- und nicht um ein Preissenkungsgesetz", sagt Heinz Blum, der das Hotel Diamant an der Wedeler Schulstraße führt. Deshalb will er investieren. "Dies schafft und sichert Arbeitsplätze in Wedel und erhöht die Qualität für unsere Gäste. Gleichzeitig werden wir zwei neue Auszubildende einstellen, nach einer weiteren halten wir noch Ausschau, auch zwei weitere Vollzeitkräfte suchen wir."

Im altehrwürdigen Hotel Drei Kronen in Elmshorn bleibt der Preis auf Vorjahresniveau. "Wir haben 2009 rund eine halbe Million Euro investiert, um komplett zu renovieren", sagt Chefin Carin Andresen. Sie rät zur Vorsicht: "Jetzt gucken wir mal, wie sich das Geschäft entwickelt und wie lange die Steuersätze gelten." Im Rellinger Hotel Krupunder Park wird nicht zugunsten der Kundschaft an der Preisschraube gedreht. "Unsere Übernachtungspreise bleiben trotz der Steuersenkung unverändert", sagt Mitarbeiter Boris Kubrow.

"Wir haben seit 2007 die Preise nicht erhöht, und das bei um 30 Prozent gestiegenen Energiekosten", sagt Peter Gnewuch, Chef im Schenefelder Hotel Klövensteen . Eine Preissenkung komme deshalb nicht in Betracht.

Das Hotel Quickborn wird die Preise ebenfalls nicht senken, sondern will in einen neuen Wintergarten investieren, sagt der Chef über 97 Zimmer, Tim Hesse. Und einer verschiebt die mögliche Preissenkung: Das Discount-Hotel Etap an der A7 in Quickborn wird die Steuerersparnis ab März seinen Gästen zum Teil weitergeben. Das Einzelzimmer kostet dann laut einer Mitarbeiterin 39 statt bisher 40 Euro.