Leitstelle geht wegen technischer Probleme verspätet in Betrieb. Künftig soll es nur vier statt der bisher 15 Kommandozentralen im Lande geben, um mehr Beamte in die Reviere zu bekommen.

Kreis Pinneberg. "Westwind" lautet der Funkrufname der neuen, hochmodernen Einsatzleitstelle der Polizei. Die Dienststelle mit Sitz auf dem Gelände des Klinikums an der Agnes-Karll-Allee in Elmshorn wird für 825 000 Menschen in den Kreisen Pinneberg, Segeberg, Steinburg und Dithmarschen zuständig sein und die Arbeit von 1400 Polizisten führen. Wann die Einsatzzentrale in Betrieb geht, ist allerdings offen. Noch wird der Betrieb nur geübt und simuliert. Und das wird auch solange so bleiben, bis die technischen Probleme in der nagelneuen, baugleichen Zentrale in Harrislee ("Nordwind") bei Flensburg behoben sind.

Dort ging im September die erste von vier neuen Polizeileitstellen in Schleswig-Holstein in Betrieb. Sie funktioniert momentan jedoch nur mit Einschränkungen. Immer wieder fällt der Funk aus, Notrufe über 110 kommen nicht an. Ursprünglich sollte "Westwind" in Elmshorn bereits gestartet sein. Doch wegen der Probleme bei den Kollegen in Flensburg klappte das nicht. Erst wenn in Harrislee acht Wochen am Stück alles einwandfrei funktioniert hat, starten auch die Elmshorner.

"Das wird nicht vor März 2010 sein", sagt "Westwind"-Chef Matthias Pusch, der Chef von 45 Beamten in der neuen Leitstelle ist. Zuvor war er als Revierleiter in der Kreisstadt tätig. Mit der Schließung von 15 Leitstellen für die jeweiligen Kreise und den mit Millionenaufwand betriebenen Bau von vier neuen Zentralen will das Land Personal für die Arbeit "auf der Straße" freisetzen. In den alten 15 Dienststellen waren 240 Beamte beschäftigt, in den vier neuen werden es lediglich 162 sein. Mit einem Schichtsystem, das an der Zahl der Einsätze ausgerichtet ist, sollen sie dieselbe Arbeit schaffen wie nach dem alten System. "Es wird weniger Leerlauf geben", sagt Pusch.

Die Schichten werden mit fünf bis zehn Beamten besetzt, die jährlich rund 140 000 Polizeieinsätze in den vier Kreisen abarbeiten werden. Die Polizeileitstelle ist direkt an die bereits bestehende Rettungsleitstelle angebaut worden, wo sämtliche Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst für die Kreise Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen koordiniert werden. Künftig sind daher "Synergieeffekte" möglich: Die Disponenten der unterschiedlichen Fachrichtungen können sich bei Bedarf auf Zuruf verständigen, abstimmen und sich mit Informationen unterstützen. Pusch: "Fast jeder Einsatz ist ein gemeinsamer Einsatz."

Dennoch werde streng auf die Datenschutzgesetze geachtet. Die Retter erfahren nicht, wenn die Polizei zu einem Einbruch ausrückt. Umgekehrt geht es die Polizei nichts an, wenn ein Notarzt zu einem Herzinfarkt gerufen wird. Bei der künftigen engen Zusammenarbeit ist der Kreis Segeberg etwas außen vor: Während die Polizeieinsätze aus diesem Bereich in Elmshorn bearbeitet werden, läuft die Koordination von Feuerwehr und Rettungsdienst über die separate Rettungsleitstelle "Holstein" in Norderstedt. "Für uns ist es bedauerlich, dass wir für den Kreis Segeberg nicht so eng zusammenarbeiten können", sagt Pusch.

Auf eine weitere technische Neuerung werden die Polizisten noch länger warten müssen. Die Einführung des abhörsicheren Digitalfunks, der bereits zur Fußball-WM 2006 installiert werden sollte, wird erst einmal verschoben.