Die Piloten der Airline, die in Uetersen stationiert ist, fliegen Weltstars wie Boris Becker, Tokio Hotel oder auch Brad Pitt durch die Lüfte.

Heist/Hamburg. Die Folgen der weltweiten Finanzkrise treffen auch die Luftfahrt. Während große Fluggesellschaften Maschinen stilllegen und Streckenpläne ausdünnen, weil die Geschäftskundschaft weniger fliegt, hat Air Hamburg das vergangene Jahr recht gut überstanden. Mit dem Inselflugdienst vom Flugplatz Uetersen aus, dem Privatjet-Bereich, der im Geschäftsfliegerzentrum des Airport Hamburg seine Basis hat, dem benachbarten Himmelsschreiber-Café und der Flugschule Hamburg sind 2009 rund zehn Millionen Euro Umsatz erzielt worden.

"Damit haben wir das Vorjahresniveau halten können", sagt Geschäftsführer und Berufspilot Floris Helmers aus Neuendeich, der mit Alexander Lipsky das Unternehmen führt. Während sich Helmers vorwiegend um das Management und die Auftragsbeschaffung kümmert, ist Flugkapitän Lipsky Chef der Flotte und des Flugbetriebs. Zugelegt hat Air Hamburg bei einem leicht rückläufigen Preisniveau im Privatjet-Geschäft ganz gegen den Trend mit der Zahl der Flugzeuge. Gehörten vor einem Jahr noch lediglich zwei der luxuriös ausgestatteten Citation-Düsenmaschinen zur Flotte, so stehen jetzt sechs Business-Jets mit Platz für sechs bis neun Passagiere zur Verfügung. Besonders stolz ist Helmers darauf, dass er nun der Kundschaft auch zwei Citation XLS+ bieten kann. Die fabrikneuen Düsenflugzeuge für neun Fluggäste verfügen über Kabinen mit voller Stehhöhe. "Eingesetzt wird unsere Jet-Flotte im gesamten europäischen Raum sowie bis Nordafrika und Ägypten", sagt Helmers.

Die Kundenliste im Privatjet-Bereich liest sich wie ein Prominenten-Katalog: Boris Becker, Reinhold Beckmann, die Pop-Gruppe "Tokio Hotel", Sängerin Shakira und Comedian Mario Barth ließen sich mit Air Hamburg zu Terminen und Auftritten fliegen. Sogar Super-Filmstar Brad Pitt reiste nach der Deutschland-Premiere von "Inglourious Basterds" in Berlin mit Flugkapitän Jan Strobel im Cockpit zurück nach Südfrankreich zu Ehefrau Angelina Jolie. Strobel jettete anschließend gleich weiter nach Marrakesch, um neue Kundschaft aufzunehmen.

Die HSV-Bundesliga-Kicker traten nach Saisonschluss von Uetersen aus mit der zweimotorigen Britten-Norman Islander und weiteren kleinen Cessnas die Reise nach Sylt an. Schauspielerin Mariella Ahrens, Gründerin des Vereins Lebensherbst, startete mit Hamburger Altenheimbewohnern und Ehemann Patrick Graf von Faber-Castell zum Rundflug über die Hansestadt.

Bewährt in Zeiten der Wirtschaftskrise hat sich der hohe Stammkundenanteil von 80 Prozent bei Air Hamburg. "Die Konzernmanager blieben uns weitgehend treu, auch wenn es in den Hamburger Wirtschafts-Bereichen Schiffbau und Maschinenbau zu Einbußen gekommen ist", beschreibt Helmers die Lage.

Etwa 20 Prozent der Flugaufträge im internationalen Privatjet-Verkehr erhält Air Hamburg über Broker. Diese Agenturen vermitteln weltweit Charteraufträge und suchen nach dem preisgünstigsten Bieter. Ein Indiz bei dieser Kundschaft für die angespannte Wirtschaftslage: Schon ein paar 100 Euro weniger geben den Ausschlag.

Air Hamburg ist nach Helmers' Angaben im Hamburger und norddeutschen Bereich der größte Privatjet-Betreiber. Stärke ist gegenüber Linienverkehr die aktuelle Präsenz. "Vom Flugauftrag bis zum Start vergeht maximal eine Stunde", sagt Helmers. Die kompakten Düsenmaschinen können auch kleine Airports direkt ansteuern, was Zeit und Kosten spart. Aufträge bekommt das Unternehmen auch im Organtransplantationsdienst sowie bei der schnellen Ersatzteilversorgung im Flugverkehr.

Im Bäderdienst zu den Nordsee- und Ostseeinseln zählt die Strecke Uetersen - Helgoland zu den am stärksten genutzten Linienverbindungen. An der Flugschule Hamburg, größte ihrer Art in Deutschland, wurden seit 2001 mehr als 500 Privat- und Berufspiloten ausgebildet, die meisten begannen ihre Ausbildung auf dem Grasplatz in Heist.