Mediziner klagen, dass die Honorare nicht ausreichen. Die Kassenärztliche Vereinigung lehnt Nachforderung ab und will andere Angebote machen.

Kreis Pinneberg. Ärzteaufstand im Kreis Pinneberg: Zahlreiche Mediziner drohen damit, aus der Schweinegrippe-Impfung auszusteigen. Der Grund: Ihrer Meinung nach ist das gezahlte Honorar pro Impfung zu gering.

Wortführer ist der Allgemeinmediziner Dr. Wolfgang Quehl aus Rellingen. Er ist Mitglied im Netzwerk Qualitätsgemeinschaft Medizin Pinneberg (QMP) - und die dort angeschlossenen Ärzte haben sich seiner Aktion angeschlossen. Gleiches gilt offenbar für die Kollegen des Pinneberger Arzt-Netzwerkes (PAN).

Sechs Euro überweist die Kassenärztliche Vereinbarung (KV) pro Schweinegrippen-Impfung. Für Patienten, die zweimal geimpft werden müssen, reduziert sich der Satz auf jeweils fünf Euro. "Nicht kostendeckend", urteilt Quehl in einem Schreiben an die KV. Er spricht von einem erheblichen Aufwand, der pro Impfpatient erforderlich ist.

Dr. Kay Meschke, der ebenfalls der QMP angehört, pflichtet ihm bei. "Die Patienten sind, was den Impfstoff und die möglichen Risiken und Nebenwirkungen angeht, total verunsichert. Allein die Beratung ist daher unheimlich zeitintensiv." Zudem sei der bürokratische Aufwand enorm. So muss jeder Impfwillige schriftlich bestätigen, über mögliche Folgen aufgeklärt worden zu sein. Zudem sei vorgeschrieben, dass die Patienten nach der Impfung noch 15 Minuten zur Nachbeobachtung in der Praxis bleiben müssen.

Aufwand und Ertrag würden in keinem Verhältnis zueinander stehen, was zum Zeitpunkt des Impfvertrages nicht absehbar war. "Unter diesem Gesichtspunkt erwarten wir eine nachträgliche deutliche Erhöhung des vereinbarten Honorars", heißt es in dem Schreiben Quehls an die KV. Andernfalls werde die Impfung voraussichtlich ab dem 15. Dezember eingestellt.

Sollte dies so kommen, würden in Regionen wie Rellingen, Halstenbek, Pinneberg, Quickborn sowie Uetersen viele Impfstellen wegfallen. "Ein Ausstieg der Ärzte wäre bedauerlich", urteilt Marco Dethlefsen von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KV). Er stellt jedoch klar: Nachbesserungen beim Honorar wird es nicht geben. "Die Verhandlungen mit den Krankenkassen sind abgeschlossen." Im Ländervergleich stehe Schleswig-Holstein gut da. "In anderen Bundesländern wird deutlich unter sechs Euro gezahlt."

Der Ärzteaufstand von Pinneberg sei landesweit bisher einmalig. "Wir warten jetzt erst einmal ab, wie viele Ärzte tatsächlich aus dem Dienstvertrag mit dem Land aussteigen." Sollten dann Regionen unterversorgt sein, werde es andere Lösungen geben. Dethlefsen: "Wir überlegen, ob wir dann in Zusammenarbeit mit dem Kreisgesundheitsamt Impfsprechstunden anbieten."

Impfstoff steht, anders als noch vor wenigen Wochen, in ausreichender Menge zur Verfügung. Allerdings geht inzwischen die Zahl der Impfwilligen zurück. 500 Schweinegrippe-Erkrankungen waren gestern beim Kreisgesundheitsamt registriert. Allerdings dürfte die Zahl der Fälle höher liegen, da nicht mehr bei jedem Patient ein Labortest gemacht wird.