Die Lehrer und der kriminalpräventive Rat appellieren an die Erwachsenen, bessere Vorbilder zu sein.

Uetersen. Andrea Schliewack (15) hat sich entschieden. Sie will was tun gegen die immer ungehemmtere Lust am Alkohol und anderen Drogen unter Jugendlichen. Die junge Uetersenerin hat erlebt, wie eine Freundschaft durch Drogenkonsum zerbrach. Deshalb ließ sie sich zur Schüler-Suchtexpertin ausbilden.

Unter ihren Mitschülern gehört Andrea Schliewack zu einer Minderheit. Denn bei einer Umfrage, die von ihr und sechs Mitstreiterinnen als Suchtexpertinnen in den weiterführenden Schulen verteilt wurde, bekannte jeder Dritte der 13- bis 18-Jährigen, regelmäßig Alkohol zu konsumieren. Unter den 594 Befragten gab nur jeder Fünfte an, nie Alkohol zu trinken. Die Hälfte trinkt "zu bestimmten Anlässen".

"Immer jüngere Schüler trinken immer mehr", fasst Wolfgang Balasus, Rektor der Gustav-Heinemann-Schule, das Ergebnis der Umfrage zusammen. "Das ist besorgniserregend", kommentiert Balasus. "Wir müssen handeln."

Der Anfang ist gemacht: Die Schule hat wie auch das Ludwig-Meyn-Gymnasium Schüler-Suchtexpertinnen ausbilden lassen. Diese Aufgabe übernahm die Suchtberatungsstelle Tornesch-Uetersen, die vom Verein Innere Mission geführt wird. Bei dem 13-teiligen Kursus lernten die Schülerinnen auch, wie sie ein Beratungsgespräch führen und wo sie fachkundige Unterstützer finden.

Auch bei der Ausarbeitung des Fragebogens arbeiteten die Schüler-Suchtexperten mit der Beratungsstelle und dem Beauftragten für Suchtprävention an der Realschule, Lars Ziegner, zusammen. Ziegner warnt davor, die Schule in ihrem Kampf gegen Alkohol allein stehen zu lassen. Ein Problem: "Bei Elternabenden wegen des Alkoholproblems kommen zumeist nur die Väter und Mütter, die ohnehin schon für das Thema sensibilisiert sind", sagt Fachlehrer Ziegner.

Neben den Pädagogen sind Eltern und der Rat für Kriminalprävention gefragt, der die Umfrage in Auftrag gegeben hatte. "Wir Erwachsenen müssen Vorbild sein und uns disziplinieren. Das beginnt in der Familie", mahnt Uetersens Polizeichef Dietrich Moltrecht. Er beklagt, dass Uetersen mit seinem zweimonatigen vom Glühwein geprägten Weihnachtsmarkt in der Öffentlichkeit kein gutes Bild abgebe.

Schulleiter Balasus will unsere vom Alkohol dominierte Gesellschaft verändern. "Wir müssen vorleben, dass es zur Fröhlichkeit keines Alkohols bedarf." Er wirbt für eine "Schulkultur", die mehr Erfolgserlebnisse in der Schule verschafft. Lars Mumme vom Ordnungsamt wünscht sich noch eins, um unkontrollierten Alkoholkonsum zu begrenzen: Jeder sollte Kaufleute und Kassiererinnen sofort darauf hinweisen, wenn Minderjährige Alkohol kaufen. Mumme "Wir alle müssen mehr Zivilcourage zeigen."