Meeresforscher Jürgen Sündermann erhält höchste Auszeichnung der Volksrepublik vom stellvertretenden Ministerpräsidenten. Sie wurde im Rahmen einer Feierstunde in der großen Halle des Volkes übergeben.

Halstenbek/Peking. Hohe Ehrung aus einem großen fernen Land für einen Halstenbeker Wissenschaftler: Jürgen Sündermann ist von der Volksrepublik China der "Friendship Award" verliehen worden. Der Professor für Meeresforschung erhielt die höchste Auszeichnung, die China an Ausländer vergibt, im Rahmen einer Feierstunde in der großen Halle des Volkes. Der stellvertretende Ministerpräsident Zhang Dejiang überreichte Sündermann den Orden als Anerkennung für dessen langjähriges Engagement in der Förderung der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Meereskunde.

1986 war Sündermann, der an der Hamburger Universität bis 2003 physikalische Ozeanografie lehrte, das erste Mal im Auftrag der Bundesregierung nach China entsandt worden. In Zusammenarbeit mit chinesischen Wissenschaftlern und Studenten der Ocean University of China in der Millionenstadt Qingdao war es seine Aufgabe, in der Volksrepublik nach den Wirren der Kulturrevolution das Bewusstsein für Umweltschutz und saubere Gewässer zu entwickeln. Sündermann hielt sich bis zu seinem Ruhestand jedes Jahr mehrere Wochen in der Volksrepublik auf. Der Wissenschaftler betreute aber auch Studenten und Doktoranden aus China, die sich bei ihm an der Hamburger Uni eingeschrieben hatten. Der Experte für Strömungen, Gezeiten und den Wärmehaushalt der Ozeane stieß bei seinen chinesischen Kollegen auf große Sensibilität für die Belange des Umweltschutzes. Anders sei dies in den ersten Jahren bei der politischen Führung gewesen, die der Umweltproblematik recht gleichgültig gegenüber stand. Doch habe es auch dort mittlerweile einen Sinneswandel gegeben, stellt der Wissenschaftler fest.

"Wir haben echte Aufbauarbeit geleistet", erinnert sich Sündermann an die ersten Besuche in China. Dabei ging es nicht nur darum, das Wissen zu vermitteln, wie die Belastungen der völlig verdreckten chinesischen Küstengewässer verringert werden könnten. Um die technischen Voraussetzungen an der Uni zu fördern, brachten der Professor und seine Begleiter den chinesischen Kollegen Computer aus Deutschland mit. In der Rückschau sei dies eine besonders bemerkenswerte Erinnerung, da China jetzt zu den führenden Herstellern von Computern zähle.

Beim Know-how konnte Sündermann auf seine Erkenntnisse beim Schutz europäischer Gewässer und speziell der Nordsee, des Wattenmeeres und der Elbmündung zurückgreifen. Als Ozeanograf gehörte der Halstenbeker der internationalen Nordseeschutzkonferenz an. Diese Erfahrungen ließen sich in vielen Fällen auf die chinesischen Belange des Gewässerschutzes übertragen. So geht es auch in China um die Verringerung der schädlichen Einleitungen aus Abwasser und Industrie sowie die Belastungen, die aus Schifffahrt und Luftverschmutzung auf die Küstenregionen einwirken.

Die letzte Dienstreise nach China fand Ende September auf Einladung und auf Kosten der chinesischen Regierung statt, um in Peking den "Friendship Award" entgegenzunehmen. Sündermann empfindet es als besonders freundliche Geste, dass ausdrücklich auch seine Ehefrau Gerda mit eingeladen wurde. Schließlich hatte sie in all den Jahren die Arbeit ihres Mannes im privaten Bereich begleitet.