Das an die Elbe angrenzende Kreisgebiet liegt in Hauptwindrichtung der geplanten Energieanlagen.

Haseldorf. Der Widerstand auf schleswig-holsteinischer Seite gegen den Bau von drei Kohlekraftwerken in Stade wächst. Als sichtbares Zeichen des Protestes organisiert die Bürgerinitiative Haseldorfer Marsch eine Protestveranstaltung. Am 31. Oktober sollen auf dem Elbdeich vor Haselau und Haseldorf mindestens 1000 Lichter leuchten.

"Wir sind die Hauptbetroffenen, wenn die Kohlekraftwerke auf der anderen Seite der Elbe in Betrieb gehen. Denn unser Lebensraum liegt in der Hauptwindrichtung", sagt Niels-Peter Rühl, einer der Sprecher der Initiative. Mit der Aktion sollen besonders Familien ermuntert werden, sich dem friedlichen Protest anzuschließen. Denn die Kinder sind es, die mit der Belastung am längsten leben müssten.

In einer achtseitigen Broschüre haben die Aktiven aus der Haseldorfer und der Seestermüher Marsch gemeinsam mit ihren Mitstreitern zweier Initiativen auf Stader Seite Argumente gegen den geplanten massiven Ausbau der Schwerindustrie gesammelt. "Mit sicherlich provokanten Aussagen wollen wir noch mehr Bürger aus dem warmen Sessel holen", sagt der Initiativensprecher.

Die Gruppe der Akteure ist bunt gemischt. Da finden sich kaum Studenten wie bei der Antiatombewegung in den 70er- und 80er-Jahren. Hier arbeiten Hand in Hand: Der Professor neben dem Unternehmer, der Konzern-Vertriebschef mit dem Leiter eines kleinen Betriebs, die Christdemokratin neben der Grünen.

Ursprünglich sollte die Aktion auf schleswig-holsteinischer Seite mit Niedersachsen gleichzeitig organisiert werden. Doch auf Stader Seite gibt es nur wenige Politiker, die sich offen gegen die massiven Ausbaupläne stellen. In den beiden Marschen und in den Städten Wedel und Uetersen sind sich dagegen die meisten einig. Alle Kommunen unterstützen die Bürgerinitiative. "Das gibt uns Bewegungsspielräume", sagt Rühl.

Dank der finanziellen Zuwendungen konnte die Initiative auch die Infoschrift drucken, die gemeinsam mit den Gruppen auf Stader Seite herausgegeben wird. 8000 dieser Broschüren werden in diesen Tagen an die Haushalte in den Dörfern verteilt. In den beiden Städten liegen sie in den Rathäusern aus. Hunderte Plakate und einige große Banner sind gedruckt und werden aufgehängt. Die Mitglieder der Bürgerinitiative fühlen sich von der internationalen Politik in ihren Zielen bestätigt. "Deutschland hat sich bei der Weltklimakonferenz verpflichtet, den Ausstoß von Kohlendioxid erheblich zu verringern", sagt Peter Kelting. Der Maschinenbau-Unternehmer aus Berlin lebt seit den 80er-Jahren in der Marsch. Er geht davon aus, dass das deutlich umweltschonendere Erdgas die Kohlekraft in den nächsten zwei Jahrzehnten verdrängen wird.

Niels-Peter Rühl, langjähriger Vizepräsident des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie, verweist auf den möglichen Ausbau der Windenergie: "Allein in Nord- und Ostsee sind Anlagen genehmigt, die soviel Leistung wie 25 Atomkraftwerke erzeugen." Auch eine Studie des Umweltbundesamtes belege, dass Deutschland ohne neue Kohlekraftwerke genügend Energie erzeugen könne.

Und deshalb soll mit 1000 Fackeln ein Licht gesetzt werden, damit nicht jährlich 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus drei Kohlekraftwerken über der Elbmarsch schweben.