Ökosteuer, “Pallas“ und Nationalpark Wattenmeer - der Abgeordnete und Minister hat Spuren hinterlassen. Berlin ist neuer Lebensmittelpunkt.

Elmshorn/Berlin. Berlin, ich komme - aber jetzt endgültig! Rainer Steenblock, 25 Jahre lang einflussreicher Mitgestalter grüner Politik in Halstenbek, im Pinneberger Kreistag, im Kieler Landtag und auch im Deutschen Bundestag, war am Dienstag Ehrengast bei den Grünen in Elmshorn. Steenblocks Zeit als aktiver Politiker ist in wenigen Tagen vorbei. Sein Haus in Kölln-Reisiek hat er schon verkauft und wohnt seit Längerem in Berlin-Mitte.

Zeit, seine Arbeit zu würdigen und auf Wiedersehen zu sagen. Weggefährten wie Hedda Siebel aus Halstenbek und Hannes Seifert aus Pinneberg schwelgten ein wenig in alten Zeiten, Steenblocks Mitarbeiter Thorsten Berndt rückte Erfolge ins rechte Licht: Steenblock habe seinerzeit an maßgeblicher Stelle auf Bundesebene die Ökosteuer ins Rollen gebracht, und als Umweltminister Schleswig-Holsteins sei ihm gelungen, den Nationalpark Wattenmeer mit ökologischen Strukturen und Standards derart auch auf internationaler Ebene aufzuwerten, dass er jetzt als Weltkulturerbe anerkannt worden sei. An die "heftigen Widerstände" damals erinnerte sich Steenblock noch gut und ungern. "Damals haben an der Westküste Strohpuppen gebrannt, auf denen mein Name stand", sagte er. Umso interessanter sei es zu beobachten, wer jetzt im Lande alles stolz auf den Titel Unesco-Weltkulturerbe sei . . .

Doch nur, wer an der Macht sei, könne gestalten, resümierte Realpolitiker Steenblock. Er habe immer ein klar definiertes Verhältnis zu Macht gehabt und diese gewollt. "Denn inhaltlich waren und sind wir so gut, dass wir einfach regieren wollen." Politik sei allerdings auch ein "brutaler Job", der viele Verletzungen zufügen könne. Steenblock brachte selbst den Fall "Pallas" zur Sprache, bei dem ihm 1999 als Umweltminister mangelhaftes Krisenmanagement vorgeworfen wurde. Der italienische Frachter war damals vor der dänischen Küste in Brand geraten, in schleswig-holsteinische Gewässer getrieben und vor Amrum auf Grund gelaufen. Dieses war von Schleswig-Holstein aus nicht zu beeinflussen, so Steenblock. In der Sache habe er sich nichts vorzuwerfen. Das Pallas-Unglück sei jedoch aufgrund der beeindruckenden Bilder zu einem medialen Ereignis geworden, das einen immer größeren Druck aufgebaut habe. Dies sei innerparteilich die Zeit heftigster Angriffe, aber auch größter Unterstützung gewesen. "Ich bin froh, dass ich das durchgestanden habe."

In seiner letzten Amtsperiode im Bundestag hat Steenblock als europapolitischer Sprecher der Grünen seine Berufung gefunden, reiste als Wahlbeobachter von Armenien bis in die USA, ist immer noch in vielen Arbeitskreisen auf europäischer Ebene aktiv.

Steenblock wird weiterhin für die Grünen in der Europäischen Bewegung Deutschland und im Präsidium der Europa Union arbeiten, ist auch im Stiftungsrat für deutsch-polnische Zusammenarbeit. "Ich mache nur noch das, was mir Spaß macht." Dazu gehören Sport, Marathon laufen - und die Freundin in Moskau. Die aktive politische Zeit des 61-Jährigen ist beendet, er ist materiell abgesichert und hat "nicht das Gefühl, dass es noch irgendwo einen wichtigen Posten gibt, den ich besetzen müsste".