Welle der Hilfsbereitschaft: Freunde des Kranken organisieren Typisierungsaktion am 4. Oktober in Wedel.

Holm / Wedel. In der Hamburger Uni-Klinik kämpft Rainer Paßau aus Holm um sein Leben. "Akute myologische Leukämie" heißt die Krankheit, die den erst 43 Jahre alten Mann bedroht - und auch zum Schicksalsschlag für seine Frau Anja und die Kinder Mary (6), Julia (4) und Jaden (3) wurde. Doch noch glimmt ein Fünkchen Hoffnung: Mit einer passenden Knochenmarkspende könnte Rainer Paßau gerettet werden. Freunde haben begonnen, eine Hilfsaktion zu organisieren - und hoffen, dass die Menschen einer ganzen Region mitziehen.

Die Tragödie begann erst vor wenigen Wochen. "Rainer fühlte sich schlapp, hatte Husten und Fieber", erzählte seine Frau. Er ging zum Arzt, ein Blutbild brachte die schreckliche Wahrheit ans Licht: Rainer Passau war an einer besonders tückischen Form der Leukämie erkrankt. Sofort kam er in die Uni-Klinik, damit der Blutkrebs mit Chemotherapie bekämpft werden konnte. Doch das reicht nicht. "Er braucht unbedingt von einem anderen Menschen passende Stammzellen, die für ihn Blut bilden", so Anja Passau. In der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) wird nach passenden Spendern geforscht - bislang ohne Ergebnis.

Unterdessen haben Rainers Freunde eine beispiellose Initiative ergriffen: Sie organisieren zusammen mit der DKMS am Sonntag, 4. Oktober, zwischen 10 und 16 Uhr eine Typisierungsaktion. Sportkameraden des Baseball-Clubs Westend 69'ers trommeln um Hilfe, der Wedeler Gastronom Metin Aytac setzt ebenso Himmel und Hölle in Bewegung wie Anjas Freundin Dörte Hatecke und viele andere. Landrat Wolfgang Grimme unterstützt, Wedels Bürgermeister Niels Schmidt und Stadtpräsidentin Sabine Lüchau haben die Schirmherrschaft übernommen - und in Holm steht sowieso das ganze Dorf wie ein Mann an der Seite der Familie Paßau. Während des großen Erntedankfestes wird ein Shuttle-Service eingerichtet, damit möglichst viele Gäste sich untersuchen lassen.

Wie kann man helfen? Zum einen kann man sich bei der Typisierungsaktion im Jugendhaus der Christuskirche an der Feldstraße 22 mal kurz pieksen lassen, um ein paar Tropfen Blut zu spenden, das dann untersucht wird. "Für eine erfolgreiche Transplantation müssen die Gewebemerkmale des Stammzellenspenders mit denen des Patienten übereinstimmen", so Michael Zacher. Der Angestellte der Stadtsparkasse Wedel hatte sich bei einer ähnlichen Aktion untersuchen lassen. Und mit Hilfe seiner Stammzellen konnte das Leben eines an Leukämie erkrankten Menschen gerettet werden. "Bei einem Patienten mit einer häufigen Kombination von Gewebemerkmalen kann schon unter 20 000 Menschen ein passender Spender gefunden werden", sagte er. Bei seltenen Kombinationen kann allerdings auch unter Millionen kein "genetischer Zwilling" auftauchen. Deshalb ist jede neue Typisierung so wichtig, obgleich schon rund zwei Millionen Menschen in der Datei registriert sind.

Eine andere Form der Unterstützung besteht im Geldspenden. Denn jede Typisierung kostet rund 50 Euro, und nicht jeder, der sich untersuchen lässt, kann die mal eben so entbehren. Bei der Stadtsparkasse Wedel wurde deshalb ein Sonder-Spendenkonto mit der Nummer 272 eingerichtet, BLZ: 221 517 30. Bürgermeister Schmidt macht bei Kontakten mit Firmen auf die Initiative aufmerksam, auch Sachspenden für geplante Versteigerungen sind gern gesehen. Der Maler Ole West und der Tidenhub-Verlag haben bereits ein "Unterstützungspaket" zugesagt. Mehr Informationen über die Hilfsaktion gibt es auch am Sonnabend, 19. September, in der Bahnhofstraße neben dem Geschäft "Blume 2000". Im Internet sind weitere Details abrufbar.

Von all diesen Anstrengungen bekommen Mary, Julia und Jaden nicht viel mit. Anja Paßau möchte die Kinder möglichst schützen, denn sie haben in ihrem Leben bereits viel mitgemacht. Ihre leiblichen Eltern konnten sich nicht um sie kümmern. Anja und Rainer Paßau nahmen sie in Pflege an und lieben sie wie eigenen Nachwuchs. Deshalb beten alle, dass die Krankheit dieses empfindliche Glück nicht wieder zerstört wird. Während Mary Schularbeiten macht und Julia ein Bild für Rainer im Krankenhaus malt, sagen sie: "Papi soll bald wieder zu Hause sein."

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