Dirk Rudolph lebt seit 16 Jahren in Kalifornien, arbeitet als Polizei-Sergeant und ist stolzer Besitzer einer Ranch.

Halstenbek/San Bernardino. "Wenn ich groß bin, werde ich Polizist oder Cowboy!" Davon schwärmen viele Knirpse. Doch Dirk Rudolph aus Halstenbek hat es geschafft, beide Traumberufe seiner Kindheit unter einen Hut zu bringen. Und das sogar in den USA. Vor 16 Jahren wanderte Rudolph nach Kalifornien aus und erwarb die US-Staatsbürgerschaft. Jetzt kehrte er als schneidiger Polizei-Sergeant und stolzer Rancher erstmals seit zehn Jahren wieder in die alte Heimat zurück, um Eltern, Freunde und frühere Kollegen aus Elmshorn und Hamburg zu besuchen.

"Schon als Jugendlicher wollte ich immer nur nach Amerika", sagt Rudolph in fehlerfreiem Deutsch, doch mit deutlichem Westküsten-Akzent. Kein Wunder: Schließlich ist Kalifornien längst seine neue Heimat geworden. "Ich fühle mich wie ein Amerikaner und finde die amerikanische Lebensphilosophie besser als die deutsche." Als Police Sergeant mit Kurzhaarschnitt, athletischer Figur und gebräunter Haut entspricht Dirk Rudolph auch genau dem gängigen Bild eines durchtrainierten US-Cops - bis auf den Urlaubsbart, der munter sprießt. "Der kommt zu Hause wieder ab. Das ist bei uns im Dienst verboten", sagt der Mann mit den zwei Staatsbürgerschaften.

Rudolph ist mit 43 Jahren bereits ein Stück auf der Karriereleiter empor geklommen. Sein Dienstgrad entspricht dem eines deutschen Polizeihauptkommissars. Seinen Job würde es so in Deutschland allerdings nie geben: Als Sergeant der State of California Police - oberster Boss ist Gouverneur Arnold Schwarzenegger - fungiert Rudolph als Dienstgruppenleiter einer neunköpfigen Einheit in Patton bei San Bernardino. Patton ist Standort eines riesigen Hospitals für 1500 psychisch kranke, verurteilte Schwerkriminelle. "Das parkartige Krankenhausgelände ist größer als das UKE in Hamburg", beschreibt Rudolph seinen Arbeitsplatz.

Mit seinen Kollegen ist der Police Sergeant nicht etwa im Wachdienst tätig. Die Polizisten haben die Aufgabe, bei kriminellen Delikten unter den Insassen einzugreifen. "Pro Schicht kommt es zu vier bis sieben Einsätzen", schätzt Rudolph. Die Hälfte der Inhaftierten ist wegen Morddelikten in Patton untergebracht worden.

Wenn ihm nach dem Schichtdienst im Großkrankenhaus freie Tage zustehen, wird aus dem Sergeant ein Cowboy: Rudolph steigt in seinen Jeep und fährt eine Stunde lang hinaus in die Prärie. Seine Ranch liegt 1300 Meter hoch auf einem Wüstenplateau. Rinder züchten will Cowboy Rudolph dort nicht, aber sein Pferd hat sich schon mit der Umgebung angefreundet.

Auch Sohn Connor, der bei Rudolphs Freundin lebt, ist häufig als fünfjähriger Junior-Cowboy an Papas Seite. Gespannt ist der Hobby-Rancher, wie er den ersten Winter in dem hoch gelegenen Wohnsitz übersteht. "Dort oben kann es sehr eisig werden", sagt Rudolph. Wenn Ranchhaus und Wüste sich auch bei Kälte als geeignet erweisen, möchte er sich weitere Pferde anschaffen. Yippieh!