Minister warnt vor Imitaten mit gleichem Produktnamen, mit denen die Verbraucher getäuscht werden.

Rellingen. Die Etiketten auf den Glasflaschen mit frisch abgefüllter Vollmilch verklebt er selbst von Hand: Hans-Hinrich Kruse, Inhaber der Meierei "Kruses Hofmilch" in Rellingen. Dabei wartet er auf den nächsten Schritt bei der Käseherstellung. "Die Milch wurde gestern gemolken, wird heute verarbeitet, und in drei Wochen ist der Käse gereift und kann auf den Markt. Frischer geht es kaum noch", sagt der Landwirt.

Wie wichtig Frische und Qualität von Milchprodukten sind, zeigt die aktuelle Kampagne des Bauernverbandes Schleswig-Holstein: "Wo Käse drauf steht, muss auch Käse drin sein." Viele Verbraucher haben bereits vom "Analog-Käse" gehört, der häufig auf Pizzen und bestimmten Backwaren zu finden ist und keineswegs als solcher bezeichnet werden kann. Denn das kostengünstige Käseimitat enthält statt Milchfett Pflanzenfett und ist zusätzlich mit künstlichen Aromen versehen. Dem Verbraucher wird also vorgegaukelt, er bekomme ein Milchprodukt.

Mit der Kampagne wehren sich nun Bäcker, die echte Käsebrötchen verkaufen wollen, Landfrauen und Landwirte in Schleswig-Holstein gegen die Verbrauchertäuschung. Sie verlangen eine genaue Auszeichnung von Lebensmittelimitaten. Das sagt auch Bauer Kruse, für den bereits der Fabrik-Käse qualitative Defizite erkennen lässt.

"Geschmackliche Unterschiede gibt es nicht nur zum Analogkäse, sondern bereits zum industriell hergestellten Käse. Der Reifeprozess ist ein anderer", erklärt Kruse. "In der Industrie wird der Käse vakuumverpackt und oftmals mit geringen Mengen von Penicillin versehen. Das ist gesundheitlich nicht unbedenklich, da es zu einer Resistenz gegenüber Antibiotika führen kann."

In der kleinen, ländlichen Meierei Kruse wird auf derart chemische, den Geschmack beeinträchtigende, Zusätze verzichtet. Die Milch stammt von eigenen Kühen und Ziegen. Für die Käseproduktion wird die Milch pasteurisiert, mit Bakterienkulturen und Lab, einem natürlichen Enzym zur Verdickung der Milch versehen. Bei der Verdickung entsteht Molke, die zu einem späteren Zeitpunkt durch Wasser ausgetauscht wird. Im Gegensatz zu großen Käseherstellern wird die Käsemasse von Hand kontrolliert und anschließend in Formen gefüllt. Dann verweilt sie in einem 20-stündigen Salzbad.

"Bei uns reift der Käse in unserer Pilzkammer." Kruse öffnet einen dunklen Raum mit Regalen, in denen Käse unterschiedlicher Reifegrade liegen. Er erläutert: "Der Käse lagert hier unter einer hohen Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent und einer Raumtemperatur von 17 bis 19 Grad. Nur so kann sich der volle Geschmack entwickeln"

Verkauft wird der Käse, neben anderen frischen Milchprodukten, auf Wochenmärkten und im eigenen Rellinger Hofladen. Aufgrund des reichhaltigen Geschmacks finden die Produkte beim Verbraucher großen Anklang. Jedoch zählen eher besser situierte Familien, die wegen der Gesundheit ihrer Kinder verstärkt auf Ernährung achten, zu den Stammkunden.

"Natürlich ist unsere Vollmilch teurer als die H-Milch im Supermarkt, aber dafür ist sie gesund und vitaminreich." Um ein Kilo Käse herzustellen, braucht der Produzent etwa zehn Liter Milch. Da der Milchpreis derzeit 30 Cent pro Liter beträgt, ist für Landwirt Kruse klar, dass bei der großindustriellen Käseherstellung getrickst werden muss. "Da stimmen die Relationen nicht. Der Käse ist teilweise günstiger als die benötigte Milch. Wie das funktionieren soll, ist mir nicht klar", sagt er mit einem Augenzwinkern. "Bei uns ist der Käse auch seinen vollen Preis wert."