Analyse belegt: Die Eichenstämme stammen aus der Zeit, als Rellingen erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Rellingen. Während der Erdarbeiten auf der Adlershorst-Baustelle im alten Rellinger Ortskern sind überraschende Ergebnisse zu Tage gefördert worden. "Das ist wirklich eine Sensation", kommentiert Wieland Witt, Vorsitzender des Heimatvereins, jüngste Analysen des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. Die Abteilung für Denchronologie untersuchte Reste eines mittelalterlichen Kastenbrunnens, den Witt Anfang Juli auf der Baustelle am Markt entdeckt hatte. Die Experten datieren das Baumaterial aus Eichenholz erheblich früher als bisher angenommen. "Das Fälldatum liegt um das Jahr 1134. Das ist überraschend alt", teilte Eicke Siegloff vom Archäologischen Landesamt mit.

Die Geschichte Rellingen muss deshalb nicht umgeschrieben werden. Im Gegenteil: Der Zeitpunkt des historischen Baumeinschlags deckt sich fast mit der ersten urkundlichen Erwähnung von 1140. Als die Eichen gefällt wurden, dienten sie allerdings nach Siegloffs Erkenntnis zunächst zum Bau eines hölzernen Gebäudes. Bearbeitungsspuren lassen diese Deutung zu. Erst später wurde das Material zum Ausbau des Kastenbrunnens verwendet. Dessen Reste fanden sich Dank des vorbildlichen Einsatzes Wieland Witts auf der Baustelle.Witt, der auch Vertrauensmann des Archäologischen Landesamts ist, hatte schon vor sechs Jahren auf einer Baustelle neben der Kirche einen mittelalterlichen Krug und weitere Hinterlassenschaften entdeckt. Bei der Adlershorst-Baustelle, nur knapp 200 Meter von der Kirche entfernt, wurde er nun wieder fündig und förderte in den vergangenen Wochen aus dem Baggergut die Überreste von fünf Brunnen sowie diverse Scherben von Gefäßen zutage.

Größtes Fundstück war vor wenigen Tagen ein zwei Meter langer Eichenstamm. "Der vermutlich mit Bohrgeräten ausgehöhlte Baum diente als Innenauskleidung für einen Brunnen", sagt Witt. Als die Baugrube ausgehoben wurde, hingen Teile des schwarz verfärbten Eichenstamms plötzlich am Baggergreifer.

Die Schwarzfärbung ist eine Folge des feuchten lehmigen Bodens auf der Baustelle. Witt ist froh darüber. Im trockenen Boden wäre das Eichenholz viel mehr verfallen. Die Überreste des Brunnens werden auf dem Bauhof verwahrt - schön feucht und schattig gelagert "Ein idealer Platz", sagt Witt. Auch einige Scherben konnte der Heimatkundler zusammenklauben. Die ältesten Bruchstücke stammen aus dem 16. Jahrhundert. Es handelt sich um Siegburger Steinzeug, das auch nach Norddeutschland verkauft wurde. Beim großen Brunnen entdeckte Witt den Stiel eines Grapentopfes. Diese Kochgeräte mit drei Beinen wurden noch Mitte des 18. Jahrhunderts genutzt.

Das Alter des zuletzt gefundenen Brunnens kann erst mit einer Radiocarbonuntersuchung präzise bestimmt werden. Die Kosten dafür betragen etwa 340 Euro. Zu viel Geld für den Heimatverein.