Die Privatisierung der Regio-Kliniken sorgt bereits für Zoff - nun kommen Korruptionsvorwürfe dazu.

Kreis Pinneberg. Landrat Wolfgang Grimme hat die Fraktionschefs des Kreistages Mittwochabend per E-Mail darüber informiert, dass er die Staatsanwaltschaft aufgrund offensichtlicher Verstöße gegen Vergaberecht, Arbeitsrecht und Strafrecht in der Abteilung "Bau und Technik" der Regio-Kliniken einschalten werde. So gebe es Verdachtsmomente gegen den ehemaligen Geschäftsführer Alexander Schlick, die Verstöße gegen das Vergaberecht - insbesondere bei Aufträgen an die Firma Hospimed (Hospitaltechnik und Baumanagement) - begründen könnten. Angeblich soll Schlick dieser Firma diverse Aufträge zugeschanzt haben. Die Unterlagen seien gestern an die Staatsanwaltschaft herausgegangen.

Ins Rollen kam der Skandal bereits im April. Grimme hatte aufgrund von Hinweisen Wirtschaftsprüfer eingeschaltet, um die Abteilung "Bau und Technik" zu überprüfen. Am 30. April sollen erste Ergebnisse für eine Bevorzugung von vier Firmen vorgelegen haben.

Eine Anweisung, die Vorgänge aufzuklären, soll Schlick - zuständig für die Abteilung "Bau und Technik" - nicht befolgt haben. Am 13. Juni wurde er vom Landrat freigestellt, Prokurist Wolfgang Sprenger übernahm die Geschäfte. Die Technische Leiterin der Kliniken wurde sofort entlassen, da auch sie Hospimed bei der Auftragsvergabe bevorteilt haben soll - ebenso wie das Elektro-Unternehmen ihres Mannes.

Schlick geriet zunehmend in den Focus, zumal er enge Verbindungen zum Inhaber von Hospimed haben soll. Verdächtig kamen den Prüfern die Renovierungskosten einer alten, kurzfristig als Firmensitz dienenden Villa am Elmshorner Mühlendamm vor, die aufgrund überteuert vorgenommener Arbeiten mehrere 100 000 Euro teurer als nötig wurde. Auch die Baukosten des Elmshorner Hospizes wurden neu berechnet. Nach einer Neukalkulation konnten dort angeblich mehrere 100 000 Euro eingespart werden. Auch das den Regio-Kliniken gehörende Medizinische Versorgungszentrum Hamburg soll überteuert von Hospimed eingerichtet worden sein.

Kritik an Grimme wurde aus der SPD laut. Fraktionschef Hannes Birke bemängelte, dass Grimme schon im April den Aufsichtsrat hätte informieren müssen. Nach seinem Wissenstand, so Birke, sei bereits eine Anzeige gegen den Landrat wegen Strafvereitelung im Amt unterwegs.