Das 15 Hektar große Gelände wird streng abgeschirmt. Die Pinneberger Zeitung durfte für ihre Leser hinter den Bauzaun schauen.

Schenefeld. Der Zugang zur größten Baustellen Schleswig-Holsteins in Schenefeld ist abgeschirmt, als gelte es, die Goldvorräte von Fort Knox zu bewachen. Ohne Anmeldung, Schutzhelm, Sicherheitsstiefel und knallrote Weste kommt niemand an der Schranke am Ende der Holzkoppel vorbei. Selbst Fußgänger müssen erst mit ihrem Besucherausweis ein Sperrgitter frei schalten, bevor sie die künftige Forschungszentrale des European XFEL-Röntgenlasers betreten können.

Auch wenn das internationale Forschungsprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro einen gewaltigen Wert darstellen wird: "Die Zugangsbeschränkungen haben allein mit Sicherheitsvorgaben und Unfallverhütung zu tun", sagt Petra Folkerts. Die Pressesprecherin des Deutschen Elektronen Synchrotrons (Desy), zu dem der Röntgenlaser gehören wird, bedauert, auch keine Führungen über das 15 Hektar große Baugelände oder gar einen Tag der offenen Tür veranstalten zu können: "Das wäre viel zu gefährlich". Nicht einmal Zaungäste kommen so recht auf ihre Kosten. Denn fast rundum schirmt ein drei Meter hoher Erdwall das eingezäunte Areal ab. Dieser "Deich" dient dem Staub- und Lärmschutz.

Apropos Lärm: Abgesehen von den rund 160 Lkw-Fuhren, die fast täglich durch Schenefeld rollen, geht von der Baustelle kaum Geräuschbelästigung aus. Denn die 30 Meter langen Lamellen der Baugruben-Abstützung werden nicht mit der Ramme in den Boden gehämmert. "Das würde sonst in ganz Schenefeld zu hören sein", sagt Bauleiter Michael Krüger. Stattdessen entstehen die Stützwände im Schlitzwandverfahren. Erst gräbt ein Spezialbagger senkrechte Schächte aus. Dann kommt zum Stabilisieren Bentonit-Flüssigkeit in den Hohlraum. Später werden die Schächte mit Beton aufgefüllt. Weil allein für die Baugrube des späteren Forschungszentrums 63 großformatige Lamellenteile benötigt werden, gibt es auf der XFEL-Baustelle sogar ein komplettes Betonwerk. Doch dessen Kapazität von 70 Kubikmetern pro Stunde reicht auch nicht aus, so dass noch Flüssigbeton zugeliefert werden muss.

Abenteuer unter Wasser wird es dann vom September an geben. Dann nämlich wird mit dem Betonieren der Sohle für das Zentralgebäude und die fünf benachbarten Schächte für den Tunnel begonnen. Wegen des auflaufenden Grundwassers müssen Taucher eingesetzt werden, um die Betonarbeiten überwachen zu können.

Erst im Frühjahr 2010 dürften voraussichtlich die riesigen Schildvortriebstriebsgeräte installiert werden. Die wühlen sich durchs Erdreich, um die fünf Mündungstunnel des Teilchenbeschleunigers sowie die Haupttunnelröhre von Schenefeld aus in Richtung Hamburg durchs Erdreich zu bohren.