Bürgermeisterin schilderte den maroden Zustand des Schulgebäudes und die Kosten einer Sanierung.

Halstenbek

Verkehrte Welt während der Halstenbeker Einwohnerversammlung: Bisher gingen die Anwohner der Siedlung Am Lüdemannschen Park und Eltern künftiger Grundschüler wegen des geplanten Neubaus der Grund- und Gemeinschaftsschule auf der Brandtschen Wiese auf die Barrikaden. Gegen die "Monster-Schule" mit bis zu 900 Schülern wurden mehr als 700 Unterschriften gesammelt. Doch nun kamen nach der Devise "Wir können auch anders" neue Ideen auf den Tisch.

Zuvor hatten Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann und Bauamtschef Holger Lange eindrucksvoll über das marode Wolfgang-Borchert-Gymnasium referiert. Die Schilderung der auf drei Jahre veranschlagten Sanierungs- und Neubauarbeiten während des laufenden Schulbetriebs, der Hinweis auf mit Asbest belastete Baustoffe und den Kostenaufwand von 15 Millionen Euro verfehlten bei den mehr als 100 Zuhörern ihre Wirkung nicht. Spontan kam aus dem Publikum die Anregung, doch das von August an gemeindeeigene Gymnasium abzureißen. Der Neubau - nur rund ein Drittel teurer als Anbau und Sanierung - könnte dann neben der Grund- und Gemeinschaftsschule auf der Brandtschen Wiese entstehen.

Diese Gigantomanie mit zu erwartenden 2000 Schülern im Super-Schulzentrum hat jedoch schon rein bautechnisch ihre Grenzen. Dennoch dankte die Bürgermeisterin für die "interessanten Gedanken". Bürgervorsteher Otto Sajitz (CDU) mutmaßte, dies könne möglicherweise nicht gewünscht sein, wollte aber die Anregung weitergeben.

Die Fakten sind allerdings gegen den zentralen Bildungspalast: Die Fläche auf der Wiese reicht bei Weitem nicht aus. Eine Hochhausbebauung ist nicht drin, und auch geeignete Nachbargrundstücke in der Umgebung stehen nicht zur Verfügung.

Ernster zu nehmen ist da schon die Klageandrohung aus dem Halstenbeker Rathaus gegen den Kreis Pinneberg: Wenn Landrat Wolfgang Grimme in der Kostenauseinandersetzung wegen der Übernahme des bisher kreiseigenen Gymnasiums nicht einlenke, werde die Sache gerichtlich geklärt, sagte Linda Hoß-Rickmann. Der Wechsel der Trägerschaft wird dennoch vollzogen. Halstenbek übernimmt in jedem Fall zum 1. August - wie es das Schulgesetz verlangt - das Wolfgang-Borchert-Gymnasium. Der Schulbetrieb werde trotz des Streits nicht beeinträchtigt, versprach die Bürgermeisterin.