Bürgermeisterin fürchtet im Falle eines Abzugs schwere Nachteile für Handel und die Gastronomie.

Pinneberg

Für Uwe Lange ist das Pinneberger Kreishaus fester Bestandteil seiner Kindheit. "Ich habe als kleiner Junge oft meinen Vater dahin begleitet", erinnert sich der Chef der Bürgernahen. "Ich bin hier aufgewachsen. Mir persönlich tut es sehr leid, wenn die Kreisverwaltung meine Heimatstadt verlässt. Aber Sentimentalitäten sind hier fehl am Platze." Es ginge allein ums Geld, und der Kreistag werde entsprechend entscheiden, ist sich Lange sicher. "Der Zug Kreishaus in Pinneberg ist definitiv abgefahren."

Kristin Alheit sieht das völlig anders: Der Vertrag mit dem Investor sei unterschriftsreif und werde vor der nächsten Kreistagssitzung am 27. Mai besiegelt. Dann stehe dem Kreishaus-Neubau nichts mehr im Wege. "Das Kreishaus in Pinneberg hat etwas mit dem Selbstverständnis und dem Prestige der Stadt zu tun".

Die Kreisverwaltung im Elmshorner Talkline-Gebäude - mit diesem Gedanken kann und will sich die Rathaus-Chefin nicht anfreunden. "Man stelle sich die Stadt Pinneberg im Kreis Elmshorn vor. Das geht doch nicht."

Es geht: Der Kreis Steinburg macht es vor. Seinen Namen leitet der Kreis von der "Steinburg", einer mittelalterlichen Schutz- und Trutzburg, ab. Sitz der Kreisverwaltung ist nicht die Gemeinde Steinburg sondern die Stadt Itzehoe. "Eine Kreisgebietsreform ist so sicher wie das Amen in der Kirche", meint Uwe Lange. "Dann werden die Karten sowieso ganz neu gemischt".

Für die Bürger im Kreis ergäben sich durch den Umzug der Kreisverwaltung nach Elmshorn keine direkten Nachteile: Die publikumsstarken Stellen wie das Straßenverkehrsamt oder Kreisberufsschule blieben schließlich in der Stadt.

Kristin Alheit hat aber auch handfeste Gründe für ihren unermüdlichen Kampf für den Verbleib der Kreisverwaltung in Pinneberg. "Das Kreishaus ist einer der größten Arbeitgeber in der Stadt und mit all seinen Mitarbeitern ein großes Stück Wirtschaftskraft".

Damit spricht die Verwaltungschefin der Pinneberger Wirtschaftsgemeinschaft aus dem Herzen. "Der Wegzug des Kreishauses wird als eine dauerhafte schädigende Maßnahme für Pinneberg im sozialen als auch im wirtschaftlichen Bereich gesehen", so Pressesprecher Michael Patt und spricht von unmittelbar nachteiligen Auswirkungen auf den Handel und die Gastronomie in der Pinneberger Innenstadt.

600 Menschen arbeiten im Kreishaus und lassen täglich einen Teil ihres Geldes in der City. "Durch die wegfallenden Kunden, den massiven Abzug von Kaufkraft und den zu erwartenden Umsatzrückgang werden im Einzelhandel Arbeits- und Ausbildungsplätze gefährdet.

Auch Dienstleister würden von den Folgen nicht verschont bleiben, befürchtet Patt. Die langfristige positive Entwicklung der Pinneberger Innenstadt würde ins Stocken geraten. Patt spricht von Imageverlust und Nachteilen gegenüber anderen.

Auch Pinnebergs Christdemokraten legen sich für den Standort Pinneberg ins Zeug. Wirklich schlagkräftige Argumente gibt es aber auch bei der Stadt-CDU nicht. Gefühle wie Stolz und Verbundenheit stehen im Vordergrund: "Dass Pinneberger Ratsmitglieder - egal welcher Fraktion - nicht für den Verbleib des Kreishauses an ihrem Wohnort stimmen, halten wir für undenkbar", so Fraktionsvorsitzender Michael Lorenz und Stadtverbandsvorsitzende Natalina Boenigk.

Für Herbert Hoffmann bedeutet das Kreishaus in Pinneberg ein Stück Tradition. "Man kann eine historische Entwicklung nicht einfach über Bord werfen", sagt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende. Der Standort Pinneberg müsse erhalten bleiben. Hoffmann hält auch eine Sanierung des jetzigen Kreishauses für eine gute Lösung. "Ich hoffe, dass die Fraktionen im Kreistag zu einer für Pinneberg erträglichen Lösung kommen."