Weil ein City-Gebäude abgerissen wird, muss der bedeutende archäologische Fund vorm Einsturz bewahrt werden.

Ein Unternehmen aus Hasloh hat Hamburgs ältestes Haus gerettet. Die Spezialfirma Tankschutz Fago sicherte am Speersort neben der Petri-Kirche die alte Bischofsburg, eine der bedeutendsten archäologischen Schätze in der Hamburger Innenstadt. "Die fast 1000 Jahre alte Bischofsburg ist die Keimzelle Hamburgs", sagt Beate Trede, Sprecherin des Helms-Museums, über die Bedeutung dieses ältesten Steinbaus der Hansestadt, der 1962 bei Grabungsarbeiten entdeckt worden ist. Er diente als Wohn- und Wehrturm des Bischofs von Hamburg und Bremen - daher sein Name.

Mit Denkmalschutz hat das 40-Mann-Unternehmen Fago sonst eher wenig zu tun, berichtet Projektleiter Marc Friedland. "Aber wir sind Experten im Verfüllen von Erdtanks und Schächten." So bestand die heikle Aufgabe mitten in der Hamburger City darin, das Bodendenkmal zu schützen, wenn das darüber gelegene siebenstöckige Gebäude abgerissen wird. Das Hochhaus, in dem Radio Hamburg 20 Jahre seinen Sitz hatte, sollte einem neuen Bürokomplex weichen. Tonnenschwere Betonplatten würden dabei zu Boden fallen, die das einzigartige archäologische Bauwerk darunter hätten beschädigen oder ein für allemal zerstören können.

So wurden die Fago-Experten beauftragt, die 1000 Jahre alten Steine mit einer komplizierten Sandaufschüttung vor dem Untergang zu bewahren. Insgesamt 1000 Kubikmeter feinen Füllsand ließ Bauleiter Ingo Dassau dazu auf die Steine rieseln, damit der gesamte Hohlraum unter dem 1400 Quadratmeter großen Grundstück so verfestigt ist, dass schwere Bagger darüber fahren können. Eine Meisterleistung der Baukoordination für sein vierköpfiges Team. Denn die Arbeiten dauerten acht Tage an. Im Stundentakt mussten die mit 20 Tonnen Sand beladenen Lkw auf diesem kleinen engen Gelände abgefertigt, die Zuwegung abgesichert und der Verkehr auf der viel befahrenen Straße mitten in der City möglichst wenig beeinträchtigt werden. "Das war nicht einfach und verlangte unseren Leuten jederzeit die vollste Konzentration ab." Aber es hat geklappt, freut sich der Fago-Mitarbeiter. "Es war eine echte Bewährungsprobe", sagt Projektleiter Friedland stolz. "Die Anforderungen waren sehr hoch." Schließlich arbeitet sein Unternehmen nicht alle Tage für den Erhalt eines historischen Baudenkmals.

Und im Mai geht's weiter. Dann müssen die Experten von Fago den mittelalterlichen Steinring wieder von dem Sand befreien. "Das wird noch komplizierter", ahnt Bauleiter Dassau.

Für diesen Fall hat das Helms-Museum, in dessen Zuständigkeit die Bischofsburg gehört, vorgesorgt. "Wir haben genau vermessen, wo die Steine liegen, damit alles wieder genauso sein wird, wie es war, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind." Sie hofft, dass Anfang 2010 das Museum im Hamburger Untergrund wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Dann wird ein Café in den gewaltigen Steinring integriert, in dem die Besucher ihre Gedanken in die Frühzeit Hamburgs schweifen lassen können. Museumssprecherin Beate Trede: "Der Eintritt wird frei sein."