Drei Jahrzehnte lang formte Kristiane Mohr-Mueller aus einem Bauernhof einen Garten. Zum Teil empfängt sie dort bis zu 300 Besucher.

Kummerfeld. Wer wissen will, wie der Garten von Kristiane Mohr-Mueller früher einmal aussah, wirft am besten einen Blick in ein Bilderbuch für Kinder. Hühner, die vor dem Pferdestall gackern. Kühe, die auf der Weide grasen. Schweine, die aus der Ferne quieken. Und Kartoffeln, die auf dem Feld geerntet werden. Kurz gesagt, der Betrieb sah genau so aus, wie sich die meisten Kinder in Norddeutschland einen Bauerhof vorstellen.

Lang ist es her, dass dieser Hof so war. Vor nunmehr 32 Jahren hat der Kummerfelder Landwirt Hermann Gade sein Land aufgeteilt und es noch zu Lebzeiten seinen Töchtern vermacht. Den Hof und die Hausweide hingegen schenkte er seiner Enkeltochter. Gerade mal 20 Jahre alt war Kristiane Mohr-Mueller damals, und obwohl sie auf dem Gade-Hof geboren wurde und auch später als Kind oft im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern in Bevern half, hat sie beruflich einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Als Röntgen-Assistentin arbeitet sie bei den Regio-Kliniken in Pinneberg. Was blieb, war ihre Liebe zur gestalteten Natur.

In der Zeit seit 1980 hat sie aus dem ehemaligen Wirtschaftshof Schritt für Schritt einen traumhaften Garten gemacht. Genauer gesagt: zwei Gärten. Tatsächlich besteht das Gelände rund um den 200 Jahre alten Resthof nämlich aus zwei Teilen. Da ist zum einen der parkähnlich gestaltete Rhododendrengarten direkt am ehemaligen Hauptgebäude und zum anderen der Bauerngarten mit Stauden, Gemüse und Wildblumen nahe der Pferdekoppel. Optisch miteinander verbunden sind beide Gartenteile durch ein riesiges Blauregen-Spalier.

Viele Jahre hat es gedauert, bis das 3000 Quadratmeter große Gelände so war, wie es heute ist. "Man braucht eine Menge Geduld für einen solchen Garten", sagt Kristiane Mohr-Mueller. Dies betrifft nicht nur die Zeit, in der aus kleinen Pflänzlein große Bäume werden. Und auch nicht nur das Geld, das man nach und nach in einen Garten dieser Größe stecken kann und muss. Es geht vor allem darum, die Geduld dafür aufzubringen, erst einmal die Grundlagen zu schaffen, die man für einen wirklich schönen Garten braucht.

Das beginnt bereits mit dem Rasen. Lange bevor Kristiane Mohr-Mueller die Saat in die Erde gab, begann sie damit, den Boden vorzubereiten. Sie ließ nicht nur die Pflastersteine, sondern auch den darunter liegenden Schotter und Sand abtragen, lockerte den Grund tüchtig auf, hob dann Mist und mehrere Lkw-Ladungen Muttererde darunter. Anschließend säte sie Bitterlupinen aus. Diese Blumen können Stickstoff aus der Luft binden und reichern auf diese Weise den Boden an. Zudem haben sie tiefe Wurzeln und lockern so die Erde zusätzlich auf. Mehrfach riss Kristiane Mohr-Mueller den Boden durch, bis dieser nach mehr als zwei Jahren endlich so mürbe geworden war, dass Unkraut auf ihm kaum noch eine Chance hatte. Für Rasen jedoch war diese Erde wie gemacht.

"Die Grundlage muss gut sein. Ich glaube, viele Gärtner machen den Fehler, nicht daran zu denken. Oder sie sind zu ungeduldig", sagt Kristiane Mohr-Mueller. Doch woher soll man wissen, wie es richtig geht? Auch die Frau aus Kummerfeld musste sich erst einmal richtig einarbeiten in die nicht immer leichte Kunst des Gärtnerns. Sie holte sich zu Beginn Hilfe von einem Gartenbauprofi, fragte Freunde und Fachleute bei Baumschulen und in Gärtnereien um Rat. Und schließlich besuchte sie Vorträge von Garten-Experten wieProfessor Hans-Dieter Warda vomArboretum in Ellerhoop.

Mittlerweile ist Kristiane Mohr-Mueller selbst eine gefragte Ratgeberin, wenn es um Blumen und Beete, Stauden und Sträucher geht. Seit 2005 macht sie Jahr für Jahr mit bei der landesweiten Aktion "Offener Garten" und lädt Besucher ein, sich bei ihr umzuschauen und vielleicht auch Anregungen für den eigenen Garten zu bekommen.

"Hier waren schon ganze Busse voller Gäste, von Südschweden bis zum Schaumburger Land", erzählt sie. Je nach Wetterbedingungen sind an den Wochenenden, an denen sie ihren Garten für Besucher geöffnet hat, zwischen 200 und 300 Menschen zu ihr nach Kummerfeld gekommen.

Was man auf den ersten Blick nicht sieht, wenn man in den Garten kommt: Kristiane Mohr-Mueller ist keineswegs eine jener Gärtnerinnen, die jede freie Minute draußen verbringen, damit bloß keine Blume den Kopf hängen lässt. Gewiss, insbesondere der von Rhododendren gesäumte Park am Haus sieht sehr ordentlich aus, und auch der Bauerngarten wird von Hecken und Kugeln aus Buchsbaum gebändigt.

Doch die Kummerfelderin hält sich an ihr Garten-Motto: "Es soll immer gepflegt aussehen, ohne dass ich dafür viel arbeiten muss." Der Trick bestehe darin, die Bäume und Sträucher so dicht zu pflanzen, dass man möglichst keine Erde sieht. Zudem seien Rhododendren besonders tolle Pflanzen, weil sie immergrün sind, aufgrund ihres dichten Blattwerks den Blick auf den Boden versperren und sehr langsam wachsen.Also optimal - vorausgesetzt, man hat jede Menge Zeit und Geduld.

Ins Haus holt sich Kristiane Mohr-Mueller die Gartenpracht übrigens nicht. Wunderschöne Pflanzen abschneiden, um sie in eine Vase zu stellen? Das kommt ihr nicht in den Sinn: "Ich hätte das Gefühl, ich würde das Bild meines Gartens zerstören. Außerdem: Mein Mann schenkt mir jede Woche einen Strauß Blumen."