Mit Detlev Brüggemann, dem Leiter des Amtes Pinnau, sagt noch ein weiterer potenzieller Bürgermeister-Nachfolger frühzeitig ab.

Kiel/Pinneberg. Ihr künftiges Büro liegt zwar nicht direkt an der Förde, einen kleinen Rettungsring aber nimmt Kristin Alheit mit nach Kiel. Als am Dienstag 37 der 69 Abgeordneten des schleswig-holsteinischen Landtags Torsten Albig von der SPD zum neuen Ministerpräsidenten gewählt hatten, waren die allerletzten Zweifel beseitigt: Die bisherige Bürgermeisterin von Pinneberg wird Sozialministerin im Norden. Nach seiner Wahl benannte Albig sein Kabinett. "Ich bin die Ministerin der Metropolregion", sagt Kristin Alheit. Vor der Sozialdemokratin hatten es nur wenige Politiker vom Kreis Pinneberg aus auf einen Ministersessel in der Landeshauptstadt geschafft (siehe nebenstehenden Text). Von 1947 bis 1950 war SPD-Urgestein Walter Damm Minister für Umsiedlung und Aufbau (später Sozialressort) gewesen.

Heute wird die künftige Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung vereidigt - am Montag hatte die Verwaltungschefin der Kreisstadt nach vier Jahren im Amt ihre Siebensachen gepackt. Einen großen Abschied zu planen, dafür hatte Kristin Alheit in der Hektik der vergangenen Tage keine Zeit gehabt. "Hier ist heute open house. Wer mag, kommt einfach vorbei." Die scheidende Bürgermeisterin packte eine "dicke Erinnerungskiste", darin unter anderem der besagte Rettungsring, den ihr die Lebenshilfe in Pinneberg verehrt hatte.

Ihr Gehalt wird seit Dienstag vom Land, und nicht mehr von der Stadt gezahlt. Auf dem Bürgermeistersessel nahm bis auf weiteres CDU-Politiker Klaus Seyfert, 73, Platz. Er hat die Amtschefin bereits in Urlaubs- und Krankheitszeiten vertreten. Bis zu sechs Monaten könnte für den Feierabendpolitiker der Vollzeit-Job als Bürgermeister dauern. Innerhalb dieser Frist muss ein Nachfolger für Kristin Alheit bestimmt werden.

+++ Minister aus dem Kreis +++

Voraussichtlich wird die Ratsversammlung kommende Woche die Stellenausschreibung auf den Weg bringen. Die Wahl haben dann die Pinneberger.

Ein einziger potenzieller Nachfolger hat bislang bekundet, generell Interesse am Bürgermeisterposten zu haben: Sönke P. Hansen, 60, hauptamtlicher Geschäftsführer des VfL Pinneberg. Hansen, der aus dem Verein heraus vorgeschlagen worden war, bekräftigte am Dienstag nochmals, er mache eine mögliche Bewerbung davon abhängig, fraktionsübergreifend vorgeschlagen zu werden. Abgewunken hatten bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Wechsels der Bürgermeisterin gen Kiel Bürgervorsteherin Natalina Boenigk, CDU, und die SPD-Fraktionsvorsitzende Angela Traboldt.

Einer, der in den vergangenen Tagen in Pinneberg wiederholt genannt wurde, ist Detlev Brüggemann, 54. Der Ex-Bürgermeister von Appen, der vor einem Jahr als "Feuerwehrmann" die Leitung des Amtes Pinnau übernommen hatte, sagte aber ebenfalls ab. "Ich habe es hin und her abgewogen - und mich dagegen entschieden", sagte Brüggemann dem Abendblatt. Die besondere Situation im Amt Pinnau, der er sich angenommen habe, lasse es nicht zu, sich woanders zu bewerben.

Vertreter der Ratsfraktionen, abgesehen von der SPD, hatten sich zurückhaltend bis kritisch über die Bilanz Alheits geäußert. Sie selbst zieht, erwartungsgemäß, ein anderes Resümee. "Wir haben gemeinsam Riesendinge bewegt", sagte die 44-Jährige. Sie nannte als Beispiele die Schaffung neuer Kindergarten- und Hortplätze, die Entstehung einer gut ausgestatteten Schullandschaft, den Bau der großen Turnhalle an der JBS. Der Bau der Westumgehung sei auf den Weg gebracht, der Kauf der Eggerstedt-Kaserne vorbereitet. "Das sind alles Gemeinschaftsprojekte. Je gemeinsamer wir agiert haben, desto besser ist es gelaufen", so Kristin Alheit. Unvollendet ist indes die Aufarbeitung von teils Jahre alten offenen Forderungen. Der Finanzskandal von Pinneberg hatte es bis ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes geschafft. Alheit: "Es war ein Fehler, dieses Projekt nicht sofort zu meinem zu machen. Das ist mir um die Ohren geflogen."