Morgen entscheidet der Kreistag, wie es mit dem Haus in Dänemark weitergeht. Dort werden vernachlässigte und misshandelte Kinder betreut.

Kreis Pinneberg/Hadersleben. 33 Jahre lang war sie engagierte Jugendrichterin am Amtsgericht Elmshorn. Vor sechs Jahren hat Elke-Maria Lutz den Elmshorner Verein des Kinderschutzbundes aufgebaut, der jetzt 123 Mitglieder zählt. Der Verein betreut Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern vernachlässigt oder geschlagen werden, nichts Richtiges zu essen bekommen und verhaltensauffällig in Schule und Freizeit sind.

Für diese benachteiligten Kinder sei das Pinneberg-Heim an der dänischen Ostseeküste bei Hadersleben enorm wichtig, um gesellschaftlich wieder Fuß fassen zu können, appelliert Kinderschutzbund-Vorsitzende Elke-Maria Lutz an die Kreispolitik. "Wir bitten die Entscheidungsträger dringend, auch Kindern in Armut noch eine Chance zu unbeschwerten Ferien an der Ostsee zu geben und das Pinneberg-Heim in Hejsager zu erhalten."

Mit 35 000 Euro jährlich bezuschusst der Kreis Pinneberg das Pinneberg-Heim, das er für eine Jahrespacht von 1500 Euro vom Stiftungseigentümer pachtet und das jedes Jahr 3000 bis 4000 Übernachtungen zählt. Am morgigen Mittwochabend entscheidet der Kreistag, ob dieser Pachtvertrag zum 31. Dezember 2013 gekündigt wird oder nicht. Der Schulausschuss des Kreistages hat dies mehrheitlich mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP empfohlen. Falls es im Kreistag keine Mehrheit für die Kündigung geben sollte, verlängert sich der Pachtvertrag automatisch um ein weiteres Jahr bis 2014.

Der Kinderschutzbund nutze das Pinneberg-Heim am Hejsager-Strand für Ausfahrten jener Kinder, die er fast täglich mit Spielangeboten, Beratungen, Sporttraining und Nachhilfe betreut, berichtet Elke-Maria Lutz. In diesem Jahr sei er mit drei Gruppen und 60 Kindern dort gewesen, erzählt sie. Gerade für die oft verängstigten Kinder sei dieses Haus ideal, um Ferien zu machen. Das Heim sei nicht zu groß und biete ihnen ausreichend Schutz und Geborgenheit, sich in der Gruppe wohl zu fühlen. Die Kinder stammten zum größten Teil aus sozial- und finanzschwachen Familien. "Ohne das Pinneberg-Heim könnten die sich keine Ferien an der Ostsee leisten." Für die Kinder seien diese Ferienfreizeiten bis auf einen Eigenanteil von 20 Euro kostenlos. Die Reise- und Verpflegungskosten trägt der Elmshorner Rotary-Club, erzählt Lutz. "Nur durch die günstigen Preise der Unterkunft kann diesen Kindern überhaupt eine so tolle Freizeit an der Ostsee ermöglicht werden." Eine Übernachtung kostet je nach Saison zwischen 22 und 24 Euro einschließlich Kost und Logis.

Auch die neu gegründete Jugendgruppe des Kinderschutzbundes würde diese Unterkunft gern nutzen, "um Kindern und Jugendlichen aus bedürftigen und schwierigen Familien eine Abwechslung zur alltäglichen Freizeitgestaltung zu bieten." Der Jugendgruppenleiter Claas Schmidt-Riese habe sich gerade vor Ort davon überzeugen können, was für ein schönes Heim der Kreis Pinneberg dort unterhält, berichtet Lutz. "Er entdeckte dort ein Paradies für Kinder und Jugendliche."

Im Augenblick gehe es nur um den Erhalt des Heimes, das bei einer Kündigung mit ziemlicher Sicherheit neuen Ferienhäusern weichen müsste, wie Stiftungsvorstand Gösta Toft den Kreispolitikern unmissverständlich klar gemacht hat. Der Kreisjugendring habe seit 2005 immerhin den Zuschussbetrag von 40 000 auf 35 000 Euro senken können, anerkennt die Kinderschutzbund-Aktivistin. Auch die Kosten für das Personal konnten gesenkt werden. Und der zuständige Gemeinderat in Dänemark hat dem Heim 8000 Euro Grundsteuer erlassen. Für notwendige Reparatur- und Sanierungsarbeiten könnte der KJR bestimmt finanzkräftige Sponsoren akquirieren, ist Lutz überzeugt.

Dass gerade Parteien, die für sich das Soziale in Anspruch nehmen, das Heim schließen wollen, "verwundert mich sehr", sagt Elke-Maria Lutz. "Für Kinder aus bedürftigen Familien und mit sozialen Problemen fiele eine Ferienfreizeitmöglichkeit weg."