Für 400.000 Euro sollen Gauben und Balken des Barockbaus restauriert werden. Private Spender werden zur Finanzierung benötigt.

Rellingen. Der echte Hausschwamm ist ein gemeiner. Er befällt bevorzugt verbautes Holz und fühlt sich im feuchten Milieu am wohlsten. Der Holz zerstörende Pilz gilt als gefährlicher Gebäudezerstörer. Und er macht selbst vor spätbarocker Schönheit nicht halt. Unter dem Dach der Rellinger Kirche hat er sich ausgebreitet. Nun muss das 1756 fertig gestellte Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung aufwendig und kostspielig saniert werden.

Die Kirche war 1986 unter Aufsicht des Architekten Kurt Gelhaar aus Kaltenkirchen umfänglich saniert und restauriert worden. Allerdings konnten die Instandsetzungsarbeiten nicht abgeschlossen werden, weil das Geld dafür fehlte. 400.000 Euro wird die Erneuerung der verbleibenden 21 Gauben und der oberen Balkenlage voraussichtlich kosten. Der undichte Zustand der Gauben hat zu der Schwammbildung maßgeblich beigetragen. Um sich ein genaues Bild von dem Ausmaß der Zerstörung zu machen, wurde im vergangenen Jahr an einem der acht Felder des Daches eine Musterachse instand gesetzt.

Pastorin Martje Kruse, Kirchengemeinderatsvorsitzende und Ursel Neuhoff, Vorsitzende des Vereins zum Erhalt der Rellinger Kirche, haben bereits einen ersten Finanzierungsplan erstellt und Fördergelder beim Bund beantragt. In den kommenden Tagen wird sich entscheiden, ob der Antrag in der Abteilung Baudenkmäler im Kultusministerium durchgeht und 30 Prozent der Kosten übernommen werden. Von der Zusage hängen die Zusagen des Kirchenkreises, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Kirchenbaustiftung und der Gemeinde Rellingen ab.

Zudem will der 2011 gegründete Förderverein zum Erhalt der Rellinger Kirche Spenden generieren und verstärkt Mitglieder werben. Die beiden Frauen hoffen im Herbst einen sicheren Finanzplan präsentieren zu können. Die große Summe aufzutreiben, wird in jedem Fall ein Kraftakt werden. "Es wird maßgeblich auf private Spender ankommen", sagt Martje Kruse. Ohne die Unterstützung des Fördervereins sei so ein umfangreiches Vorhaben gar nicht zu realisieren, so die Pastorin.

Damit mögliche Spender auch sehen, wofür das Geld verwendet wird, soll in einer Loge ein Informationsstand mit Plänen und Fotografien der Arbeiten eingerichtet werden. Zudem plant Pastorin Martje Kruse zum Tag des Denkmals am 9. September von 14 Uhr an einen Rundgang durchs Gebälk unter dem Dachstuhl - ein Einblick, der Besuchern normalerweise verwehrt bleibt. Im kommenden Jahr ist auch eine Reihe von Benefiz-Konzerten geplant, die Geld in die Kassen spülen soll.

Mit der geplanten Maßnahme soll im kommenden Jahr beginnen und werden von der Hamburger Architektin Christine Johannsen überwacht. Es sind sogenannte Gesundschnitte am befallenen Holz notwendig. Dafür müssen die Bodenschwellen entfernt werden. Zudem weisen fast alle Fenster im Sturzbereich Risse auf.

Das Bauvorhaben soll dann in ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein. "Der laufende Betrieb soll aber nicht eingeschränkt werden", sagt Ursel Neuhoff. Mit mehr als 100 Taufen, 100 Konfirmanden, 90 Trauungen und 90 Beerdigungen ist die Kirche stark frequentiert. Dank der guten Akustik, die bei zahlreichen Konzerten, zum Beispiel während des Mai-Festivals oder des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals zum Tragen kommt, und der besonderen Architektur, ist die Kirche weit über die Gemeindegrenzen hinaus Anziehungspunkt.

Architekt Cai Dose hatte den achtseitigen Zentralbau im Auftrag des dänischen Königs Friedrich V. erbaut. Um möglichst vielen Gottesdienstbesuchern gutes Hören und gute Sicht zu ermöglichen, wählte Dose einen Oktogon-Grundriss und einen Raum mit Emporen, in dem die Plätze auf die Kanzel ausgerichtet sind. Noch heute kommen Menschen von außerhalb, um am Gottesdienst teilzunehmen.