Hauptausschuss des Kreistags lehnt Kandidatin des Landrats für die Fachbereichsleitung Soziales ab

Kreis Pinneberg. Die Neubesetzung der Leitung des Fachbereichs Jugend, Schule, Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung droht zur Hängepartie zu werden. Der Hauptausschuss hat auf seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen von CDU und FDP die von Landrat Oliver Stolz vorgeschlagene Kandidatin Melanie Schlotzhauer abgelehnt und das Auswahlverfahren für beendet erklärt. Diesen Beschluss hält die SPD für rechtswidrig und hat das Innenministerium zur Klärung eingeschaltet. Landrat Stolz hält an seiner Kandidatin fest, die sich unter sieben Bewerbern bei einem internen Assessment-Center als die geeignetste Nachfolgerin von Jörg Steinbrenner herausgestellt hätte, der seit April hauptamtlicher Bischof bei der Neuapostolischen Kirche wurde. Da nur der Landrat das Vorschlagsrecht besitzt, müsste eine Seite nachgeben, um die verfahrene Situation zu beenden.

Der Fachbereich Soziales gilt mit seinen fast 300 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von rund 200 Millionen Euro als die wichtigste Schaltstelle in der Kreisverwaltung. Die Stelle ist bundesweit ausgeschrieben worden. 37 Personen aus ganz Deutschland haben sich beworben, sieben von ihnen sind zu einer Vorstellungsrunde eingeladen worden. Dabei hat sich Melanie Schlotzhauer, 40, eindeutig als beste Kandidatin gezeigt. Sie überzeugte sieben der acht Mitglieder des Auswahlgremiums. Auf Antrag der CDU-Fraktion wurde die Hamburgerin in den Hauptausschuss des Kreistages eingeladen. Doch dieser hörte sie nicht mehr an. Die Frau wurde umsonst nach Pinneberg bestellt.

Denn hinter verschlossenen Türen begann nun ein seltsames Schauspiel, der Favoritin des Landrates ans Zeug zu flicken. So sprachen die Vertreter von CDU und FDP der Kandidatin die Führungsqualität ab. In ihrer bisherigen beruflichen Karriere hätte sie längst nicht über so viele Mitarbeiter verfügt wie es nun in der Kreisverwaltung der Fall wäre. Auch fehle ihr die Qualifikation zum höheren Dienst. Das stimmt nicht. Melanie Schlotzhauer schließt Freitag ihr Betriebswirtschaftsstudium ab und hat für die Arbeitsagentur und das Berufsfortbildungswerk in leitender Funktion gearbeitet. CDU-Vizefraktionschef Ortwin Schmidt sagt: "Wir sind mit dem Verfahren nicht einverstanden."

Dieses Argument hält die Opposition für vorgeschoben. Vielmehr sei es das Parteibuch, das die offensichtlich fachlich am besten geeignete Person in den Augen von CDU und FDP disqualifiziere. Melanie Schlotzhauer ist SPD-Kreisvorsitzende in Altona, wo sie 1500 Mitglieder führt. So viel zu ihrer Führungsqualität. Doch damit habe die Entscheidung der CDU nichts zu tun, sagt Schmidt: "Wir weisen zurück, dass wir die Kandidatin wegen ihres Parteibuchs abgelehnt hätten."

SPD-Fraktionschef Hannes Birke beruft sich sogar auf das Grundgesetz, das hier von der bürgerlichen Koalition nicht angemessen berücksichtigt werde. Dort heißt es im Artikel 33, dass "jeder Deutsche nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte" zu gewähren ist. So könnte die Besetzung dieser Stelle womöglich noch ein juristisches Nachspiel für den Kreis Pinneberg haben.